Steinheims Pfarrer Lukasz Szafera im Sommer-Interview der HeimatPost, Heute Teil 2 „Meine größte Angst: Missverstanden werden“

1975 geboren, genoss Lukasz Szafera eine theologische Ausbildung in Polen und emigrierte 2001 nach Deutschland, wo er in Offenbach eine polnisch sprechende Gemeinde betreute. Seit einem Jahr ist er Pfarrer in Steinheim. Foto: kama

Steinheim (kama) – Mit einem Rückblick und Ausblick startete Steinheims Pfarrer Lukasz Szafera das Sommer-Interview der HeimatPost ein Jahr nach seinem Beginn als Seelsorger in den Steinheimer Gemeinden. Im kommenden Jahr wird er Klein-Auheim dazu übernehmen (müssen) und hat schon das eine oder andere beleuchtet. Heute der zweite Teil des großen Interviews mit dem Geistlichen.

In der Kirche ist Platz für jeden

? Ihr schlimmster Albtraum und ihr größter Traum bezüglich der nächsten Jahre im Amt?

! Das Schlimmste wäre für mich, wenn ich in Klein-Auheim nur als „der Steinheimer Pfarrer“ missverstanden werde. Ich möchte in dieser großen Konstellation der Pfarreien - im Rahmen des Möglichen - für jeden als Pfarrer da sein. Da ist es egal, in welcher Kirche ich gerade stehe oder aus welchem Pfarrhaus ich gerade rauskomme.

Ergo wäre das Schönste in meinen Augen, wenn sich alle Menschen von mir angesprochen fühlen und die Botschaft der Liebe und der Freude annehmen. In der Kirche und in unserer Gemeinschaft ist Platz für jeden; hier darf sich jeder Zuhause fühlen.

? Welche Rolle spielt die Jugend in einer solchen Gemeinschaft?

! Wir müssen uns häufiger mit der Jugend treffen, damit die Kommunikation zwischen den Generationen gefestigt wird. Wir müssen verstehen, welche Möglichkeiten unsere Jugend hat, am Gemeindeleben teilzunehmen. Oft sind Kinder und Jugendliche allerdings so beschäftigt mit Vereinen, der Schule, dem Freundeskreis und im allgemeinen mit ihrem eigenen Leben, dass sie weniger Zeit haben für die klassische Kirchengemeinde. Aber ich bin offen für das Gespräch und möchte auch für die Jugend da sein, ihre Fragen und Ängste verstehen. Hier dienen mir auch zahlreiche soziale Netzwerke wie WhatsApp, Facebook und YouTube, wo man mich direkt, aber auch anonym, kontaktieren kann.

So kann ich besser mit jüngeren Generationen im Gespräch bleiben; aber das könnte man auch ausbauen.

Kirche ist für alle da, aber nichtsdestotrotz sollten wir diese auch besonders für junge Generationen ansprechbar machen. Gleichzeitig darf man nie vergessen, dass es deutlich schwer ist, einen alten Baum umzupflanzen, während man ein junges Bäumchen mühelos umsetzen kann. Man muss also junge und ältere Generationen verstehen und einen entsprechenden Punkt finden, an dem sich beide treffen können, damit die Gemeinschaft weiter wachsen kann und in den nächsten Jahrzehnten auch Bestand hat. In einigen Aspekten müssen die einen mehr leisten als die anderen, in manchen Aspekten ist es wieder umgekehrt: Es ist nicht immer idealerweise die sprichwörtliche Mitte.

? Bei den Zukunftsplanungen und dem ohnehin schon vollgestopften Terminkalender - Wie viel Zeit bleibt Ihnen übrig für die Privatperson Lukasz Szafera?

! Natürlich sollte man Privatperson und Beruf trennen, alleine damit man als Privatperson entspannen und emotional zur Ruhe kommen und dadurch folglich auch im Beruf effektiver sein kann. Aber oft ist das schwer: Der Montag, mein eigentlich freier Tag, dient oft als ein Ausweichtag für Termine oder wichtige Besprechungen. Ich versuche deswegen auch immer wieder während eines geschäftigen Werktages Zeit für mich zu finden: Zeit zur Einkehr, für Privatbesuche oder auch für Hobbys. Ich fahre gerne mit der S-Bahn etwas weiter weg und fahre mit dem Fahrrad am Main wieder zurück. Die Gegend und die Natur ist in unserer Region wunderschön: Die Mainwege, die Felder und Wälder im Taunus, Spessart und Odenwald. Einfach herrlich! Man muss in diesem Beruf für andere da sein, geistlich und emotional eine Stütze sein, aber viele vergessen dabei auf ihre eigene Person aufzupassen.

Immer wieder Ruhepausen einlegen

Die Probleme, die Menschen betreffen, die mehrere Jobs haben, betreffen heutzutage auch Priester und Geistliche. Ob es physische oder geistliche Arbeit ist, man darf nicht vergessen, sich immer wieder zu entspannen, Ruhepause einzulegen, damit man sich wieder aufladen und motiviert arbeiten kann. Ich versuche, viele Dinge in der Verwaltung zu delegieren, dafür haben wir hier hervorragendes Personal.

Für mich ist wichtig zu wissen, was ich persönlich anpacken kann und möchte und zu wissen, was auch andere in meinem Namen erledigen können. Gemeinde bedeutet eben auch gemeinsame Arbeit - da sollte nicht nur eine einzige Person am Werk sein.