25 Jahre Präventionsrat „Prävention ist Pflicht von uns allen“

Bürgermeister Daniel Tybussek erhält von der Vize-Polizeichefin des Präsidiums Südosthessen Anja Wetz ein Set des Kompass-Projekts, eine Sicherheitsinitiative des hessischen Innenministeriums. Foto: m

Mühlheim (m) – Der Erfolg von Vorbeugung ist sicher schwer zu messen. Dennoch sehen Mitglieder und Gäste des Präventionsrats allen Grund, sein 25-jähriges Bestehen gebührend zu feiern. Allein schon, weil das Mühlheimer Gremium eines der ersten seiner Art in der Region und immer noch sehr aktiv ist.

Das betonten die Redner bei der akademischen Feier im Sitzungssaal des Rathauses. Daniel Tybussek erfülle das „nachhaltige ehrenamtliche Engagement“ mit Stolz. Der Bürgermeister hat die Prävention zur Chefsache erklärt und unterstützt sie als Vorsitzender des Rats. Er lobte Eva Scholz von der Stabsstelle Gleichberechtigung im Rathaus und dankte allen Mitstreitern in den Arbeitskreisen. Sie leisten einen „gesamtgesellschaftlichen Beitrag“.

Stadtverordneten-Vorsteher Harald Winter höre immer wieder von Mitbürgern, „wie liebens- und lebenswert unsere Stadt ist“. Sie fühlen sich wohl, geborgen und sicher. „Vor Unrecht geschützt zu werden, gehört zu den menschlichen Grundbedürfnissen“, erkannte der Parlamentschef, „ohne Sicherheitsempfinden ist ein sorgenfreies Leben kaum möglich“. Winter verwies auf die Menschen, „die voller Überzeugung ehrenamtlich tätig sind und sich für ein friedliches Zusammenleben engagieren“. Sie mögen „die Anerkennung von der Öffentlichkeit bekommen, die sie verdienen“. Karl-Christian Schelzke, heute geschäftsführender Direktor des hessischen Städte- und Gemeindebundes, übernahm als Rathauschef die Idee des derzeitigen Ministerpräsidenten Volker Bouffier. „Prävention ist Bürgermeisterpflicht“, entschied Schelzke und gründete nach seiner Amtsübernahme 1992 den Rat. „35 Personen waren mit Begeisterung und Tatendrang dabei“, erinnerte er, von der Frauenbeauftragten über Polizisten und Sozialpädagogen bis zu Neubürgern.

Eines der ersten Projekte forderte „Miteinander statt Gewalt“. Das Gymnasium veranstaltete eine Lesenacht zum Thema „Mühlheim, aber sicher“.

Per Fragebogen erfuhr die Gruppe, wo es in der Stadt mulmig ist. Demnach war Verbesserung zum Teil mit ganz einfachen Mitteln möglich: „Im Hennigweg mussten nur die Straßenlampen gereinigt werden, Sträucher und Büsche heruntergeschnitten werden“, berichtete der Festredner. In der Bahnhofstraße haben Jugendliche eine Schlägerei simuliert, „Passanten sind dazwischengegangen, waren also bereit, Mitmenschen zur Seite zu stehen“, stellte die Runde fest. Im Umfeld des Präventionsrats seien damals Einrichtungen wie das Kulturzentrum Schanz entstanden, die Artificial Family, Hospizgemeinschaft, Seniorenhilfe und die Hilfsorganisation „Rettet Kinder – Rettet Leben“. „Prävention ist Pflicht von uns allen“, stellte Schelzke klar. Jeder solle Verdächtiges melden, auch wenn es sich als harmlos herausstellt. „Je sicherer wir uns fühlen, desto sicherer geben wir uns – und schrecken so Täter ab“. Andere Ex-Rathauschefs seien auf Bauwerke stolz, er auf den „so einzigartigen und erfolgreichen Rat“. Nach Meinung von Landrat Oliver Quilling habe die Einrichtung Vorbildfunktion: „Viele Räte sind wieder verschwunden, die Mühlheimer erhielt 1997 den hessischen Präventionspreis“. Das Land weise rückläufige Zahlen von Straftaten und eine steigende Aufklärungsquote auf, auch dank der vorbeugenden Aktivitäten. Der Präventionsrat des Kreises ziele seit 2013 gegen Extremismus und schütze vor Radikalisierung.

Anja Wetz, Polizei-Vizepräsidentin des Präsidiums Südosthessen, sagte, diese Institutionen funktionieren, weil die Aktiven sich gegenseitig bereichern, vertrauen und zuhören. „Besser vorbeugen als bestrafen“, riet sie und würdigte „Menschen mit Ideen und Herzblut“: Eva Scholz und Heike Gallenbacher sowie Seniorenberater Siegfried Fröhlich im Rathaus, Dieter Dickmann vom Arbeitskreis Sicherheit bei Schulkindern, Waltraud Kaiser von „Nachbarn schützen Nachbarn“ sowie Professor Michael Gutmann vom Konfliktmanagement. Sie stellten später ihre Aktivitäten vor. Dank galt auch Hüssametin Eryilmaz vom Ausländerbeirat und posthum Werner Bergmann, der sich um die Sicherheit im Naherholungsgebiet Steinbrüche kümmerte.

Die Vizepräsidentin überreichte ein Set des Kompass-Projekts, einer Sicherheitsinitiative des hessischen Innenministeriums. Cornelia Schonhart leitet die Landeskoordinierungsstelle gegen häusliche Gewalt in Wiesbaden. Sie bewertete „auch die inhaltliche Arbeit beispielhaft“, nannte die Hilfe-Inseln, die 50 Firmen für Kinder bilden.