Ex-Rathauschef Schelzke blickt auf „Mühlheimer Weg“ zurück Ein Pfad zu mehr Engagement

Bürger, die sich aktiv für ihre Kommune einsetzen: Was mit der Gründung des Präventionsrates 1993 begonnen hat, wird heute über zahlreiche zivilgesellschaftliche Angebote wie hier von der Seniorenhilfe weitergelebt. Archivfoto: m Bild: -

Mühlheim – Ob Seniorenhilfe, Kulturhalle Schanz oder Hospizgemeinschaft: Diese und weitere durch zivilgesellschaftliches Engagement getriebenen Angebote können nur deshalb bereits seit Jahren erfolgreich in der Mühlenstadt umgesetzt werden, weil es Menschen gibt, die sich aktiv in ihrer Freizeit dafür einsetzen. Großer Förderer dieses bürgerschaftlichen Engagements ist der ehemalige Rathauschef Karl-Christian Schelzke (SPD). Vor rund 30 Jahren hat er mit der Einrichtung eines Präventionsrates zur Vorbeugung krimineller Aktivitäten den Grundstein für das gelegt, was später als „Mühlheimer Weg“ bekannt werden sollte.

Denn im Gegenteil zu den meisten anderen Kommunen hat Schelzke damals auch die Öffentlichkeit in Form aktiver Bürgerinnen und Bürger miteingebunden. „Ein Präventionsrat ist Teil der aktiven Stadtgesellschaft. Da war es nur logisch, dass wir dort auch die Bürger zu Wort kommen lassen“, erläutert Schelzke. Ziel des „Mühlheimer Wegs“ sei gewesen, dass sich die Mühlenstädter noch aktiver für ihre Kommune und mögliche Anliegen einsetzten, anstatt sich immer nur auf die Verwaltung zu verlassen. „Eine Stadt lebt schließlich vom Engagement ihrer Einwohner“, meint der 73-Jährige.

Und das Projekt schlägt ein. Immer wieder kommen Bürger mit Ideen und Vorschlägen auf die Verantwortlichen zu, knöpfen sich in Arbeitskreisen und Gruppen zusammen mit Vertretern aus den Bereichen Polizei, Schule und Stadtverwaltung verschiedene Themenschwerpunkte vor. Daraus sind unter anderem Projekte wie „Miteinander statt Gewalt“ oder die bis heute andauernde Aktion „Nachbarn schützen Nachbarn“ entstanden. Letzteres bescherte dem Präventionsrat nach 1997 die zweite Auszeichnung mit dem hessischen Präventionspreis. „Darauf bin ich wirklich sehr stolz“, sagt Schelzke und ergänzt: „Der Erfolg hat mich in meinem Glauben bestärkt, dass Menschen dazu bereit sind, sich ehrenamtlich für ihre Stadt einzusetzen, wenn sie ehrliche Wertschätzung erfahren.“

Damit war der „Mühlheimer Weg“ für den damaligen Bürgermeister jedoch keinesfalls zu Ende gedacht. Beflügelt durch die erfolgreiche Arbeit des Präventionsrates ruft er Stammtische ins Leben, bei denen sich Akteure verschiedener Initiativen und Vereine regelmäßig zu Themen wie Kultur oder Handwerk auszutauschen, und mögliche Projekte besprechen konnten. „Ich habe die Personen angeschrieben und zu einem ersten Treffen eingeladen. Alles Weitere hat sich dann mehr oder weniger von selbst entwickelt“, so Schelzke.

Mittlerweile finden die Stammtische in ihrer ursprünglichen Form zwar nicht mehr statt, „die geknüpften Kontakte, Beziehungen und Projekte, die daraus hervorgegangen sind, bestehen zu einem Großteil aber noch immer“, meint der 73-Jährige. Demnach ließen sich auch heute – knapp 30 Jahre später – die Früchte der damaligen Förderung an verschiedenen Stellen in der Mühlenstadt begutachten.

„Egal ob es um das Schanz, Artificial Family oder die Bürger- und Seniorenhilfe geht: Zahlreiche Initiativen und Aktionen sind vor 30 Jahren durch den ,Mühlheimer Weg’ ins Rollen gebracht worden“, freut sich der frühere Geschäftsführer des Präventionsrates und heutige Stadtrat Bernd Klotz. „Ohne den bürgerschaftlichen Einsatz wäre nicht nur ein hoher Verlust an Lebensqualität, sondern auch an notwendigen Bindungskräften einer solidarischen und zukunftssicheren Gemeinschaft verloren gegangen.“

Initiator Karl-Christian Schelzke zeigt sich ebenfalls glücklich über die Entwicklung seines „Mühlheimer Wegs“. „Ich bin weniger stolz als zufrieden, dass sich meine Überzeugung, Menschen bewegen zu können, wenn man auf sie zugeht, als richtig erwiesen hat“, sagt der 73-Jährige und weist darauf hin, dass dennoch stets Raum für Verbesserungen vorhanden ist: „Natürlich könnten die alten Arbeitskreise und Stammtische künftig wieder reaktiviert werden – Problemstellungen gibt es wahrlich genug.“

Von Jan Lucas Frenger