Uralte Rufnummern für den ärztlichen Bereitschaftsdienst Google führt Patienten in die Irre

Uralte und falsche Telefonnummern bei Google.

Rodgau – Die Internetsuchmaschine Google zeigt für den ärztlichen Bereitschaftsdienst in unserer Region total veraltete Informationen an und führt damit Benutzer bei der Recherche nach medizinischer Hilfe in die Irre. Und das ausgerechnet dann, wenn es schnell gehen sollte.

Wer in die Google-Suchmaske „ärztlicher bereitschaftsdienst rodgau“ eingibt, erhält Rufnummern, die seit 2014 nicht mehr gültig sind (06074 19292 und 06182 19292). Überdies leitet Google auf Internetseiten weiter, die Patienten ratlos zurücklassen. Ein Beispiel: Wer die Internetseite des Bereitschaftsdienstes Seligenstadt anklickt, landet bei der Feuerwehr.

„Gut, dass wir’s jetzt wissen. Wir werden Google kontaktieren“, kommentiert der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KV), Karl Roth, die Misere. Die KV organisiert den Bereitschaftsdienst und auch die ärztliche Bereitschaftsnummer 116117. Unsere Zeitung hatte die KV für das Google-Problem nach dem Hinweis einer Leserin sensibilisiert. Martina A. hatte vergangenen Samstagabend nach einem Fehler bei der Einnahme eines Medikaments ärztlichen Rat gesucht und war über Google auf den veralteten Seiten gelandet, weil sie ganz vorne stehen. Erst nach etlichen vergeblichen Anrufen und einem Dauerrausschmiss auf der 116117 half ihr schließlich der Privatärztliche Bereitschaftsdienst Rhein-Main weiter. „In meinem Fall ging es nicht um Leben und Tod. Was aber, wenn jede Minute zählt“, denkt die Jügesheimerin über mögliche Folgen der Falschinformationen nach. „Wenigstens die 116117 ist bei Google korrekt angezeigt. Dort bin ich Samstagabend aber mehrmals einfach aus der Leitung geworfen worden: Überlastung.“

Karl Roth sagt, das bei Google Angezeigte sei „inhaltlich Murks“. Die Rufnummern 06074 19292 und 06182 19292 habe es für den Bereitschaftsdienst zwar tatsächlich einmal gegeben. Das aber nur bis zur Reform des Dienstes 2014. Die Gründe, weshalb Google sie immer noch nennt, sind ihm nicht bekannt. „Ich vermute mal, dass irgendwelche Algorithmen dafür verantwortlich sind. Eine Zuordnung von uns ist das auf jeden Fall nicht. Das sind Nummern, die den Anrufer ins Leere laufen lassen. Die dürften dort nicht mehr stehen. Am besten immer über die Adresse www.bereitschaftsdienst-hessen.de gehen.“

Für die Überlastung der 116117 hat der KV-Sprecher eine einfache Erklärung. Leider werde dort wegen aller möglichen Blessuren angerufen und nicht nur in dringenden Fällen. Anrufer, „die dort nichts zu suchen haben“, verstopften die Leitung für jene, die tatsächlich dringend Hilfe brauchen. Diese bedauerliche Tendenz habe in der Pandemie noch zugenommen. In Anlehnung an frühere Fallzahlen im Bereitschaftsdienst sei die 116117 für 5 000 Anrufe die Woche ausgelegt. Vergangene Woche waren es 22 000. Und in Lockdownzeiten bis zu 50 000. Roth: „Das kann keiner leisten.“

Von Bernhard Pelka