Sportfreunde Rodgau bauen ein ganzes Piratendorf auf ihre Bühne Piratenschiff legt im Heimathafen an

Die Bühnen-Deko sieht wie Stein und Metall aus, ist aber aus Holz: Thomas Goerke ( Bild: Wolf

Jügesheim – Die Sportfreunde Rodgau haben ein völlig neues Bühnenbild für die Fastnacht gebaut. Es ist mehr als eine übliche Kulisse. Ein Team aus neun Leuten hat ein kleines Piratendorf errichtet. Dahinter steckt wochenlange Arbeit.

Vom Segelschiff der Freibeuter, das elf Jahre lang die Bühne dominierte, ist nur noch das Heck zu sehen. Drum herum gruppiert sich ein Piratendorf. In der Mitte steht ein trutziges Kastell. Von den Zinnen zielen Konfettikanonen auf das Publikum.

Durch die Häuser wirkt die Bühne etwas enger. Dieser Effekt ist durchaus erwünscht, wie Thomas Goerke vom Bauausschuss des Vereins erklärt. Für manche Einzelakteure seien die zwölf mal neun Meter einfach zu groß. „Es ist schöner, wenn die Bühne ein bisschen belebt ist“, ergänzt Frank Hochhaus, der in der Fastnacht aktiv ist. Ein Team aus neun Leuten hat fast drei Monate lang gezimmert, geschraubt, gespachtelt und gemalt – an den Samstagen und oft auch abends. „Wir mussten auch Rücksicht auf den Sportbetrieb und Veranstaltungen im Saal nehmen“, betont Thomas Goerke. Manche Sportgruppen fragten schon im November: „Wie viel Platz bleibt uns zum Training, wenn die Theke steht?“

Auch wenn die Hobbyschrauber fast alles selber können, muss bei sicherheitsrelevanten Dingen ein Profi ran. Im Fall des Bühnenbilds heißt das: alles, was begehbar sein muss. Podeste, Treppen und dergleichen sind das Werk von Holger Henkel. Alle Teile sind so konstruiert, dass sie sich gut auf- und abbauen lassen. Goerke: „In einer Stunde ist alles weg.“

In einen Nebenraum der Bühne hat der Bauausschuss eigens eine zweite Ebene eingezogen. Dort wird das Piratendorf nach der Fastnacht verstaut. Neben Fleiß und Schweiß steckt auch viel Gehirnschmalz in dem Bühnenbild. Mehrere Wochen der Planung waren notwendig, bevor die erste Holzlatte gesägt wurde. Federführend bei der Gestaltung war Kerstin Wolkersdorfer, die sogar ein kleines Modell der Bühne baute. Ursprünglich hatte sie sich gemeldet, als die Sportfreunde jemanden suchten, der ein Schild malen kann.

Bei ihren dreidimensionalen Aufbauten und Versatzstücken haben sich die Sportfreunde von der Flörsheimer Fastnacht inspirieren lassen. „Die haben jedes Jahr ein anderes Bühnenbild“, schwärmt Marcel Rupp, der bei den Sportfreunden an der Spitze der Fastnachtsabteilung steht. Ganz so weit wollen die Rodgauer nicht gehen: Das neue Meisterwerk des Bauausschusses soll mindestens zehn Jahre halten.

Kurz vor dem Start der Fastnachtskampagne stellten die Sportfreunde ihr neues Bühnenbild den Mitgliedern vor. Die Einweihung war am vergangenen Sonntag standesgemäß um 11.11 Uhr – an jenem Termin, an dem die Sportfreunde üblicherweise ihren Mottowagen für den Fastnachtszug taufen. In diesem Jahr gibt es allerdings kein neues Fahrzeug für den Fastnachtszug, wie Marcel Rupp ankündigt: „Wenn wir eine neue Bühne bauen, bauen wir nicht auch noch einen Mottowagen.“

Mit dem neuen Bühnenbild beginnt für die Freibeuter-Fastnacht eine neue Ära. Die bisherige Dekoration, die elf Jahre lang gute Dienste leistete, war eine eher statische Kulisse. „Der Kapitän und die Piratencrew haben oben gesessen und freundlich ins Publikum runtergeguckt“, erzählt Marcel Rupp. Nun ist auch optisch mehr Leben auf der Bühne.

Ein Jahr nach der Einweihung der eigenen Sporthalle ist es laut Fastnachtskapitän Rudi Ott an der Zeit, auch die alten Kulissen durch etwas Neues zu ersetzen. Das passt für ihn auch zur jüngeren Geschichte des Vereins: „Wir waren mit dem Narrenschiff immer in anderen Hallen unterwegs. Jetzt haben wir unseren Heimathafen. Da kann auch das Schiff liegen.“

Die Verantwortlichen erinnern sich noch gut an die aufregende Zeit vor der Einweihung der Sportfabrik im Dezember 2022. Erst zehn Tage zuvor begann der Aufbau der Bühnenkonstruktion. Rudi Ott: „Kurz vor der Eröffnung konnte sich keiner vorstellen, wie wir das mit der Bühne noch hinkriegen.“ Aber die Sportfreunde haben es geschafft. Die wohl größte Bühne Rodgaus wurde rechtzeitig fertig. Ihre Ausmaße eignen sich auch für Wettbewerbe im Tanzsport. Marcel Rupp hat deshalb auch keine Bedenken, dass es mit den neuen Aufbauten für eine Fastnachtsgruppe zu eng werden könnte: „Die Bühne ist ja so riesengroß. Selbst mit dieser ganzen Deko hat jede Tanzgruppe mehr Platz als jemals zuvor.“

Von Ekkehard Wolf

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