Piratensitzung der Sportfreunde: Große Fastnacht in familiärer Atmosphäre Freibeuter feiern in Bella Italia

Gute Laune auf der großen Bühne: Die Guggemusik „Druff Kapell“ hat ihre Heimat bei den Piraten der Sportfreunde. Bild: -

Jügesheim – Freibeuter – das sind die mit der eindrucksvollen Kulisse einer großen Theaterbühne. In der Sportfabrik haben die Künstler unter den Fastnachts-Piraten ein altes Verlies gebaut, kleine Inselhütten und die Rückansicht eines fliegenden Holländers. Auch die Attraktionen vor den Kulissen hatten es in sich: Die närrische Sitzung zeugte von einer familiären Atmosphäre der engagierten „Seeräuber“ im neuen Heim.

Der Kapitän, bei dem die Taue zusammenlaufen, war bisher Rudi Ott. Jetzt trägt er den Titel des Commodore, doch darüber demnächst mehr. Als Protokoller bleibt er an Bord, hat „immer genau hingeguckt, die Finger in die Wunde gelegt“, bestätigt Marcel Rupp, der Nachfolger auf der Brücke.

Ott klagt über die gesperrte Schillerstraße, die ausstehende Verkehrsberuhigung der Wihelm-Leuschner-Straße in Hainhausen, kritisiert, dass am FKK-Strand des Badesees die Radlader rangieren und der Holzwurm in den Schattenpilzen haust. „Warum hat die Stadt das nicht im Winter erledigt?“, fragt Ott. In Dudenhofen fehlen Sonnensegel, aber eine „Wohlfühlzone“ in Dudenhofen? Das kann sich der alte Käpt’n nicht vorstellen! „Ganz Rodgau steht mit Autos voll“, zielt er auf die Gehwegparker und bittet alle, „rücksichtslos und langsam zu fahren“. Die Piratengarde wird elf, posiert noch für ein Foto.

„Es muss auch mal was wurscht sein könne’,“ singt Selina Beavers; Jochen Brune begleitet die markanten Texte an der Gitarre. Sie empfiehlt, „nicht jedem Trend nachrenne’“. Dann lechzt sie nach einem Mann: „Ich wünscht’, ich wär’ sein Computer, den fasst er an.“ Dann schwärmt sie für „Klaus-Dieter, ich dreh durch, wenn ich dich seh’“. Der Song erfüllt bald den Saal. Wie die 58 Musizierenden der Druffkappell’ mit Frau Hauptmann Silke Seum. Sie begleitet auch den Hofstaat um Rodgau-Prinz Claudio I., die Prinzessin ist gerade bei der Girls Night, „aber sie kommt zur Hausfrauensitzung“, verspricht der Regent und schießt ein Selfie für die Prinzessin. Das Motto „La Dolce Vita“ gefällt dem Italiener, „multikulti find’ ich richtig klasse“.

Jetzt gehört die Bühne seilspringenden und fliegenden Wikingern, der Gruppe Taktlos. Die „Ständige Vertretung der Freibeuter in Berlin“ führt Nachwuchs-Redner Max Eser, der laut Rupp einen „neuen Stil in die Fassenacht“ bringt. Papa Frank Eser hat die Fass-Bütt gebaut, während der Mitfahrer des „BWL-Babbsack“ im lachsfarbenen Polo nach Spandau „Business-Calls aus dem ICE“ imitiert. Oma von der „Giesemer Stasi“ habe ihre Ohren überall.

„Schatz, du saugst so viel gründlicher als ich!“, säuselt die beste Ehefrau von allen und will ins Möbelhaus, „auch wenn man nix braucht“. Büttenreden lassen sich nicht von künstlicher Intelligenz schreiben, stellt Eser noch fest und richtet eine ernste Feststellung an die Feinde der Demokratie: „Weltoffenheiten und die Freiheit lasse’ mir uns nimmer nehme’.“

Die Band „Die wilde Elf“ begleitet auch „Giovanni Stracciatelli“ und die Urlauber auf seinem Campingplatz. Die Kokolores-Kompanie wählt „veganen Salat mit Speck“ und unterhält mit viel Sprachwitz. Das gelingt auch Michael Weimer und Kapitän Rupp im Bacchus-Kostüm, auf einer Sänfte von Herren mit freiem Oberkörper hereingetragen. „Wein ist wie Politik, du merkst erst hinnerher, was du gewählt hast.“ Unklar ist dem Weinliebhaber, „warum alle auf der FDP rumhacken, die tun doch nix“. Der gründet jetzt die BMW-Partei, das „Bündnis Michael Weimer“. Oder BFF, das Bündnis Freibeuter-Fastnacht.

Die Gruppe Tanz-Bar erinnert an den Computer-Mario, Andy Kraus aus Bieber begeistert mit der so detaillierten wie brutalen Schilderung der Versuche, ein Bild aufzuhängen: „Wenn mer weiß, dass mer blöd ist, kaaft mer geich zwei Rahme’.“ Johanna Meusel wirbelt akrobatisch vor der Piraten-Kulisse, die Disharmonie schmettert eigene Text zu bekannten Melodien und die Polka-Formation schafft vorm Finale noch mal tüchtig Stimmung – so funktioniert Fastnacht!

Von Michael Prochnow

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