Falknerin Angela Zieten berichtet im Kräutergarten vom Leben mit Greifvögeln Bei Anspannung legt Anton die Ohren an

Angela Zieten mit Uhu Anton, der trotz angelegter Öhrchen beim Besuch in Dreieich entspannt blieb. Foto: Jost

Dreieich (njo) – Anton sitzt scheinbar gelassen auf dem dicken Lederhandschuh seiner Falknerin Angela Zieten. Das anmutige Tier, ein Uhu, dessen Flügelspannweite stattliche 1,60 Meter misst, mustert aufmerksam sein Publikum im Sprendlinger Kräutergarten.

Bis zu 270 Grad kann der Vogel seinen Kopf drehen, um alles im Blick zu behalten. „Ganz so gelassen, wie er vielleicht aussieht, ist er nicht. Das kann ich an seinen Federohren erkennen. Ist er einfach aufmerksam, sind die Öhrchen aufgestellt. So wie er sie jetzt trägt, leicht angelegt, verrät er mir, dass er doch etwas angespannt ist. Aber das ist auch in Ordnung, er ist schließlich ein Fluchttier“, erläutert Angela Zieten.

Nachdem der erste Vortrag von Zieten im vergangenen September auf großes Interesse stieß, hatte der Kräutergarten die Falknerin vom Feldberg wieder eingeladen. Wegen der Abstandsregeln waren die Plätze am Sonntagmorgen auf 30 nach Voranmeldung beschränkt. Mit ausreichend Abstand können so alle Gäste Antons Minenspiel bestens beobachten. Eulen wie Anton sind, obwohl so groß, nur etwa 2,5 Kilo schwer. „Und das ist das höchste Wintergewicht. Eigentlich wiegen nur die Organe etwas. Die Knochen sind hohl, die Federn ganz leicht und die Tiere haben ein sehr dickes Federkleid“, sagt sie und tritt den Beweis an, indem sie ihren kompletten Zeigefinger ausgestreckt an Antons Hals in die Federn verschwinden lässt.

Neben Anton hat sie noch eine kleine Schleiereule mitgebracht. Das weiße Tier mit dem braunen Muster besticht durch ein stark gefiedertes Gesicht – ein besonders schönes Exemplar. „Sie ist ein Jungtier und ganz schön lebendig“, sagt Zieten, während die Eule gerade etwas aufgeregt mit den Flügeln schlägt. Das Merkmal der Eulen ist übrigens ihr absolut lautloser Flug. „Das liegt an dem Gefieder, das nicht ganz glatt ist. Es durchschneidet die Luft nicht, deswegen gelingt es den Vögeln, sich ganz leise ihrer Beute zu nähern“, berichtet die Falknerin. Raubvögel fressen ihre Opfer mit Haut und Haar. Das Fleisch wandert in einen Kropf, sie bekommen einen „dicken Hals“ und dort wird es dann über zwölf Stunden zu einem Brei vorverdaut. Knochen, Fell oder Federn werden dann wieder ausgewürgt – das Gewölle.

„Daraus lässt sich dann ein ganzes Mäuseskelett wieder zusammensetzen. Ich habe das mit meinem Enkelkind mal gemacht. Das fand die Mutter nicht lustig“, erntet Zieten in Sprendlingen Gelächter.

Die großen Raubvögel, wie der Seekopfadler, werden von der Falknerei am Großen Feldberg auch zum Freiflug in die Lüfte gelassen. „Das gelingt aber nur, wenn sie richtig hungrig sind. Sie sind ja trainiert und gewohnt, dass sie von uns zu fressen bekommen“, sagt Zieten. Nach ein paar Runden über dem Taunus lockt der Falkner den Vogel mit rohem Fleisch zurück. Das geht bei den Jungtieren schon mal in die Hose. Zum Glück sind die „Freiflieger“ alle mit GPS-Systemen ausgestattet. „Einen jungen Seekopfadler musste der Falkner neulich mal aus Olpe wieder abholen. Dort saß er dann hungrig auf einem Baum, nachdem er sich von der Thermik lustig bis nach Nordrhein-Westfalen hatte tragen lassen“, erzählt die erfahrene Falknerin eine Anekdote aus dem Alltag mit den Raubvögeln.

Der nächste Ausflug in die Tierwelt im Kräutergarten steht am Samstag, 29. August, auf dem Programm. Dann dreht sich ab 19.30 Uhr alles um die heimischen Fledermäuse. Mit ein bisschen Glück bekommen die Besucher sie auch zu sehen. Weitere Informationen zu dem Programm des Vereins, gibt es auf der Internetseite www. kraeutergarten-dreieich. de.