„Popcorn“-Premiere: Christoph Reuter als Gastgeber seiner ersten Mixed-Show Bunte Mischung für die Gäste im Götzenhainer Mais

Erasmus Stein will es wissen: Raus aus der Zwangsjacke und das Kartenspiel sortieren. Foto: Gebhardt

Dreieich (sina) – Kabarett und Comedy, Musik und Zauberei – wie es sich für eine Mixed-Show gehört, gab es am Samstag im Zelt am Maislabyrinth von allem etwas: Mit „Popcorn“ brachte Pianist Christoph Reuter drei Künstler auf die Bühne im Götzenhainer Mais und ließ es sich als bühnenerfahrener Gastgeber natürlich nicht nehmen, selbst am Klavier für Unterhaltung zu sorgen.

Wie eine Verlockung thront die große Popcorn-Maschine am Bühnenrand, doch wenn die gefüllten Tüten im Laufe des Abends den Besitzern wechseln, dann nur als Belohnung für richtig beantwortete Quizfragen oder als Entschädigung für liebenswerten Späße, die sich der eine oder andere Kleinkünstler mit den Zuschauern erlaubt. Doch zuerst kommt „die Vorspeise“, wie sich Reuter selbst tituliert. Ob als musikalischer Leiter bei Eckart von Hirschhausen oder mit seinem eigenen Kabarettprogramm ist der Berliner auf den Bühnenbrettern zu Hause. Davon profitiert dann auch seine Moderation, die charmant, sympathisch und freilich meist musikalisch ist – so bekommt jeder Gast vor seinem Auftritt ein individuelles, gesungenes Intro.

Den Auftakt macht ein energiegeladener Kugelblitz, der die ausgelassenen Zuschauer sofort mit einem Virus frenetischer Begeisterung infiziert: Erasmus Stein ist mitreißend, selbst wenn er noch gar nichts gemacht hat. „Mensch, der Dicke war fürchterlich gekleidet, aber wenigstens war er lustig!“ Darauf ziele seine Performance ab, verkündet der – wie sich herausstellt – in erster Linie Komiker und erst in zweiter Linie Zauberer, der in seinem zu kurz geratenen Anzug tatsächlich ein kurioses Bild abgibt. Dafür quasselt er in einem Tempo, bei dem selbst Maschinengewehre neidisch werden, und zeigt, dass in manchen Fällen Masse den Unterschied macht. „Kann der auch was Seriöses? – Nein!“, sprudelt er ins Publikum, das selbst bei eigentlich durchschnittlichen Witzen ins Johlen gerät, weil die hohen Gag-Dichte in Verbindung mit der Schallgeschwindigkeit sich zu Lachsalven hochschaukeln.

Steins Zaubereien, bei denen er sich unter anderem mühsam aus einer Zwangsjacke befreit, während er mit dem Mund ein Kartenspiel zu sortieren versucht, werden ob der spritzigen Komik fast zur Nebensache. Aber die Stimmung ist nach seinem Auftritt blendend, was sich allerdings mit Sandra Niggemann ändert, denn die Kinder- und Jugendärztin berichtet aus ihrem Medizineralltag – und der ist weitaus weniger amüsant, als erwartet. Müde Kalauer ringen den Dreieichern ein ebenso müdes Lächeln ab und auch von der angekündigten Bezeichnung „Stand Up Dichterin“ kann keine Rede sein, denn von Poesie sind ihre Texte so weit entfernt, wie die nächste Künstlerin von der Bezeichnung „gewöhnlich“.

Als absurde Akkordeonkomik kann man das noch am ehesten definieren, was Johanna Moll als Dritte im Bunde auf die Bühne bringt: Ob der kuriosen Texte über den großen bösen Wolf, ein Krokodil als Haustier oder einen unter mysteriösen Umständen im Urlaub verstorbenen Begleiter, geht die überraschend samtige Stimme der Grimassen schneidenden Sängerin fast unter. Speziell ist Molls Musik in jedem Fall, aber dank ihrer Art der Darbietung eben auch auf unerklärliche Weise komisch.

Mit der bunten Mischung hält die Mixed-Show, was sie verspricht: Gemischte Gefühle ob der durchwachsenen Leistung, doch am Ende steht ein recht gelungenes Programm.

Daran haben auch die Zuschauer ihren Anteil, denn gerade bei Stein ist wegen der durchgehenden Interaktion mit dem Publikum Kooperation gefragt – und hier zeigt sich, dass die „Brasilianer Deutschlands“, wie Christoph Reuter die Dreieicher wegen der ausgelassenen Stimmung lobend bezeichnet, für jeden Spaß zu haben sind.