NACHWUCHSSUCHE Pool Billard Club Dreieich-Sprendlingen wirbt mit mobilem Spieltisch Fahrbare Kiste aus eigener Produktion

Hatte die Idee für den professionell nutzbaren Billardtisch und konstruierte ihn auch gleich: Norbert Schliewe, Vorsitzender des Pool Billard Clubs Dreieich-Sprendlingen (linkes Bild). Der Billard Club auf Werbetour in der Georg-Büchner-Schule in Dreieich. Bild: p

Dreieich – Das Klischee ist aus zahlreichen Filmen bekannt. Da sind meist ältere, rauchende Männer zu sehen, die in düsteren Hinterzimmern um Geld spielen. Die Realität in Dreieich sieht ganz anders aus: Die rund 70 Mitglieder des Pool Billard Clubs (PBC) Dreieich-Sprendlingen wollen ihren Nischensport verstärkt publik machen und jungen Menschen vermitteln. Wie viele andere Sportklubs in der Region suchen sie händeringend Nachwuchs. Sie warten aber nicht, bis zufällig jemand ins Klubhaus kommt. Sie gehen auf junge Leute zu – mit einem einmaligen, selbst gebauten, mobilen Spieltisch.

„Billard fordert und fördert Fitness und Konzentration, motorische Geschicklichkeit sowie vorausschauendes, taktisches Denken“, sagt Norbert Schliewe. Der Vorsitzende des PBC hatte vor etwa drei Jahren die Idee, einen leichten Billardtisch zu konstruieren, der sowohl mobil und zerlegbar ist als auch hohen Ansprüchen genügt. Der gelernte Schreiner mit Grafik- und Filmstudium hat etliche Arbeitsstunden damit verbracht, in Pandemiezeiten ein Spielgerät herzustellen, das Lust auf das Spiel mit Queue und Kugel macht.

Bei der ersten öffentlichen Präsentation des Tischs beim jüngsten Stadtfest in Dreieich am 3. Oktober kommen erste Kontakte zustande: Katrin Klein, Lehrerin und Stufenleiterin für die Grund- und Mittelstufe an der Dreieicher Georg-Büchner-Schule, vereinbart mit dem Verein, einen Billard-Schnuppertag in der Schule zu organisieren. Anfang Dezember baut der PBC seinen mobilen Billardtisch in der Turnhalle auf. Unter anderem vermittelt Norbert Schliewe den Schülern unterschiedlicher Jahrgangsstufen in 20-minütigen Praxisanleitungen, warum ihn Poolbillard fasziniert. Der Funke springt über.

Nun will sich die Georg-Büchner-Schule auf das sportliche Angebot des Vereins einlassen. Aus dem Schnuppertag soll sich eine schulische Arbeitsgemeinschaft entwickeln. Schulleitung und Verein haben vereinbart, die AG als Nachmittagsangebot ins Schulprogramm aufzunehmen. „Zunächst sind sechs bis zehn Termine vorgesehen. Eine Lehrkraft begleitet die jungen Leute in unseren Klubraum in der Eisenbahnstraße“, erklärt Sebastian Moissl, stellvertretender Vorsitzender des PBC.

In Einheiten von 90 Minuten sollen die Schüler die Grundlagen des Poolbillards erlernen. Dort stehen fünf unbewegliche Tische, die auch bei Wettkämpfen genutzt werden. „Für das neue Jahr planen wir, weitere Schulen und Jugendhäuser anzusprechen. Wir wollen mit dem mobilen Tisch vorbeikommen, um auszuloten, ob Interesse für Billard besteht“, sagt Moissl. „Unser mobiler Billardtisch ist deutschlandweit ein Unikat.“ Das allein dürfte für Interesse sorgen. Sämtliche Tisch-Elemente finden in einer fahrbaren Kiste Platz. Als Anhänger kann die Kiste sogar mit einem Fahrrad zum Einsatzort rollen. „Der Tisch hat eine Spielfläche von 2,24 Meter auf 1,12 Meter. Damit handelt es sich um ein Gerät, mit dem wir eine gute Jugendarbeit machen können. Konventionelle Tische dieser Größe wiegen mindestens 300 Kilogramm“, berichtet Norbert Schliewe. Der mobile Billardtisch wiege hingegen lediglich 75 Kilogramm.

Maschinen kamen beim Zusammenbau der einzelnen Komponenten ausschließlich für gerade Schnitte und Präzisionslöcher zum Einsatz. „Wir haben Verbundplatten und leichtes Sperrholz verwendet. Die Statik und hohe Tragkraft erzielen wir durch eine Art Origamifaltung und Wabenverklebung“, erklärt der Vorsitzende. Die tragenden Teile seien platzsparend und zusammenklappbar. Alles sei von Hand zusammengesetzt worden. Allein die Materialkosten lagen bei etwas mehr als 2.000 Euro.

Die Investition scheint sich zu lohnen. Seit dem Stadtfest „kommen vier bis sechs Jugendliche zusätzlich und regelmäßig zum Training“, berichtet Sebastian Moissl erfreut. Vereinschef Norbert Schliewe, der beruflich viel mit jungen Leuten an der Jugendkunstschule in Offenbach zu tun hat, ergänzt: „Die durchaus existierenden Tische in Jugendhäusern sind oft ungepflegt und kaum bespielbar. Sie fördern eher negative Verhaltensmuster, als dass sie seriösen Ansporn bieten.“
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