Freundeskreis der evangelischen Kirche Offenthal richtet Mini-Museum ein Stumme Zeugen der Vergangenheit

Schwere Brocken, die Reste der gotischen Fenster der Offenthaler Kirche: Heinz-Guntram Ebert (links) und Reinhard Frank haben die neue Ausstellung von historischen Fundstücken im Kirchturm bestückt.

Dreieich – Endlich haben die alten Fundstücke aus der Offenthaler Kirche ihren Platz gefunden. Schon lange hatte sich Reinhard Frank vom Freundeskreis zur Erhaltung der evangelischen Kirche Offenthal eine würdige Präsentation jener alten Fensterteile aus der gotischen Zeit, der alten, handgemachten Dachziegel, Metallteile, alten Liedtafeln, zweier Grabsteine und Steine mit Inschriften gewünscht. Jetzt gibt es auf der ersten Zwischenetage des Kirchturms eine kleine Ausstellung der Fundstücke in stabilen Regalen.

„Ich finde es wichtig und schön, diese alten Relikte aufzubewahren und jetzt können wir sie bei unseren Kirchenführungen auch gut zeigen“, sagt Frank. Zuvor lagen die Beweisstücke der jahrhundertealten Kirchengeschichte im ganzen Gotteshaus, das schon um 1400 mit einer kleinen Kapelle Erwähnung findet, verteilt. Aufbewahrt in staubigen Kisten oder fast ein bisschen achtlos in abgelegenen Ecken abgestellt. Es sei für die Aktiven des Fördervereins sehr spannend gewesen, all die Kisten zu öffnen und den Inhalt zu sichten.

Jetzt sind die steinernen, hölzernen und metallenen Zeitzeugen in einem Raum aufbewahrt, der, könnte er sprechen, sicherlich spannende Geschichten erzählen würde: „Das ist der alte Wehrturm, und hier, wo wir jetzt stehen, war der Schutzraum. Das Kommunikationsloch – oder vielleicht auch das Versorgungsloch – ist bis heute noch vorhanden“, zeigt Reinhard Frank auf die runde Öffnung im Boden, die mit einer Steinscheibe bedeckt ist. Durch diese Öffnung im Turmboden blickt man genau auf den Eingangsbereich vor der Kirche. „Im Dreißigjährigen Krieg waren die Schweden in Offenthal, wer weiß, vielleicht wurde hier durch diese Öffnung verhandelt“, rätselt Reinhard Frank.

Er hat jedenfalls größten Respekt vor jenen Männern, die einst den Wehrturm im Jahr 1490 und die Seitenkapelle 1507 erbauten. Die Teile der gotischen Fenster, die ganz aus den Anfängen der Kirche stammen und im Zeitalter des Barocks später herausgerissen wurden, haben die Männer vom Freundeskreis jetzt in die kleine Ausstellung geschleppt. „Unfassbar, wie schwer nur diese Fragmente der Fenster sind. Ich habe Ehrfurcht vor den Erbauern dieser Kirche. Es muss ein absoluter Kraftakt gewesen sein, dieses Gebäude unter den Bedingungen um 1490 zu bauen“, sagt Frank. Vermutlich war die Kirche ein Wallfahrtsort, denn sie war viel zu groß für das damals so kleine Offenthal. 1765 sind bei einem großen Sturm die ursprünglich vier Außentürme abgefallen. 1770 wurde das Gotteshaus auf die Barockzeit umgemodelt. „Das ist alles so lange her, da ist es ein Geschenk, dass wir die Reste der gotischen Fenster heute noch haben“, findet Frank.

Das klitzekleine Museum von Offenthal bedeutet in der kommenden Zeit aber auch noch etwas Arbeit für den Freundeskreis. Die Ausstellungsstücke liegen jetzt zwar gesichert in den Regalen. Aber sie brauchen auch noch eine Beschriftung. Bis Oktober sollten Tafeln angebracht werden, die die Stücke beschreiben und alles soll katalogisiert sein. „Unser Anspruch ist dabei nicht riesig, wir wollen die Stücke schön präsentieren“, sagt Frank. Einige geben aber noch Rätsel auf: Da wären zum Beispiel die metallenen Halbkugeln mit ihren kunstvollen Verzierungen. Vielleicht sind es Deckel von Weihrauchgefäßen. „Aber dann müssten sie noch aus der katholischen Zeit stammen und Offenthal war ja recht früh reformiert. So alt sind sie wahrscheinlich nicht“, vermutet der Initiator der Ausstellung.

Und so gibt es noch manch anderes Teil, wie eine ovale Sandsteintafel mit unleserlichen Inschriften, die aussieht, als hätte ein Gefangener die Tage darauf gezählt. Oder Kuriositäten wie eine Kugelstoßkugel mit 6,25 Kilo Gewicht, die möglicherweise durch Zufall in der Kirche gelandet ist und gar nichts mit der Geschichte zu tun hat. Der Freundeskreis zur Erhaltung der Evangelischen Kirche Offenthal will die Historiker in der Gemeinde auf jeden Fall noch zu Rate ziehen. Vielleicht lassen sich noch mehr Stücke datieren und bestimmen.

Jetzt freut sich Reinhard Frank erst einmal darauf, endlich wieder durch die Kirche führen zu können und dabei auch die Ausstellung zu zeigen. Der Freundeskreis hat derzeit 250 Mitglieder und zuletzt die Sanierung der 200 Jahre alten Orgel bezuschusst. „Ich kann nur dafür werben, sich hier zu engagieren. Dieses alte Bauwerk ist faszinierend“, sagt Frank.  
 njo

Infos im Internet

freundeskreis-kirche- offenthal.de

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