Die Evangelische Kirche Offenthal wird derzeit saniert Empore erstrahlt bald in Preußischblau

Pfarrer Marcus Losch (links) und Bauausschussvorsitzender Thorsten Kamper auf der „Baustelle“. Foto: zcol

Dreieich (zcol) – . Auf die Offenthaler Feuerwehrleute ist Verlass. Tatkräftig und schnell packten sie mit an und halfen den Gemeindemitgliedern der Evangelischen Kirche in Offenthal, die Kirche auszuräumen. Nach gut einer Stunde waren alle Kirchenbänke und auch die restlichen mobilen Teile des Gotteshauses verpackt und zum Einlagern abtransportiert. Das waren aber nur die Vorbereitungen für eine weitaus größere Aktion. Nach der Dachsanierung des 600 Jahre alten, gotischen Kirchenbaus im vergangenen Jahr, steht seit Kurzem die umfassende Innensanierung an. Dazu wurden nicht nur alle Kirchenbänke rausgetragen, auch die Orgel wird noch eingehaust und alle mobilen Teile des Offenthaler Schmuckstücks werden vor Staub und Schmutz in Sicherheit gebracht. Das undichte Dach und die damit eindringende Nässe haben Spuren hinterlassen und für bleibende Schäden im Innenraum gesorgt.

In einer Ecke zeichnen sich schmutzig dunkle Wasserflecken an der Decke ab und wenn jetzt schon das Gerüst gestellt wird, dann hat sich der Kirchenvorstand rund Pfarrer Marcus Losch und Bauausschussvorsitzenden Thorsten Kamper dazu entschieden, die Sanierung gleich umfassend anzugehen. Eine historische Kirche wird natürlich nicht einfach so nur gestrichen. Neben der eigenen Gemeinde haben die Landeskirche und das Denkmalamt auch ein gehöriges Wörtchen bei diesen Arbeiten mitzureden. „Da geht es auch immer sofort um den Denkmalschutz und darum, die Kirche möglichst wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen“, weiß Pfarrer Marcus Losch.

Die komplette Kirche wird neu in einem leicht gebrochenen Weiß angelegt. „Ein Ton, der eben nicht grell und strahlend ist“, erläutert Thorsten Kamper. Dafür konnte die Evangelische Kirchengemeinde eine Fachfirma gewinnen, richtige „Kirchenmaler“, die zum einen Erfahrung in der Gestaltung historischer Gebäude haben und auch selbst das Gerüst im Inneren stellen können. So verschwinden die hässlichen Flecken an den Decken schon bald – und auch die großen Stuckspiegel an der Decke mit der hellblauen Bemalung im Inneren gehören künftig nicht mehr zu dem Gotteshaus.

„Vermutlich ist dieses Stilelement sogar erst in den 50er Jahren aufgeklebt worden. Es passt aber gar nicht in diese Kirche, die ja eigentlich eine schlichte Dorfkirche ist“, sagt Marcus Losch. Die Decke wird dann in einem helleren, strahlenden Weiß gestrichen, um mehr Raum und mehr Licht in den Raum zu bekommen. Lang hat der Kirchenvorstand über die Holzempore diskutiert und immer wieder überlegt, sie gleich mit grundhaft zu renovieren. Im Gespräch und nach einigen Untersuchungen der Restauratoren der Landeskirche wurde die einstige Farbe der derzeit grün gestrichenen Empore ermittelt. „Sie ist gar nicht so weit entfernt von der jetzigen Farbe. Es ist mehr ein Blau. Das sogenannte preußische Blau, das zu Zeit des Einbaus der Empore in der Zeit des Barock gerade entwickelt wurde. Zuvor konnte man blau nur sehr teuer mit Lapislazuli färben“, hat sich Losch nach den vielen Gesprächsrunden inzwischen selbst zum Fachmann weiterentwickelt.

Eine Nachforschung in den Kirchenbüchern habe inzwischen auch bestätigt, dass sich der Pfarrer 1770 eine blaue Kirche gewünscht habe. Vermutlich hat sich die Ursprungsfarbe des Holzes im Laufe der Jahre grün verfärbt und wurde seither eben immer grün nachgestrichen. Jetzt bekommt die Empore also wieder ihre ursprüngliche Farbe, auch das Taufbecken und die Kanzel werden dann in Preußischblau gestrichen. Die gemalte Marmorierung der Empore wird im neuen Farbton dann wiederhergestellt.

Im Zuge der Arbeiten bekommt das Offenthaler Gotteshaus ein neues Lichtkonzept und eine Beschallungsanlage. „Licht ist natürlich ein sehr wichtiges Element für die richtige Stimmung im Gottesdienst“, betont Marcus Losch. Mit Hilfe einer modernen Bluetooth-Anlage werden für verschiedene Szenarien für die unterschiedlichen Lichtverhältnisse programmiert, und dann kann die Kirche auf Knopfdruck ins rechte Licht getaucht werden. Etwa 230.000 Euro kostet die aufwendige Innensanierung. Für Wände und Decken übernimmt die Landeskirche 65 Prozent, für die Empore etwa 50 Prozent. Die Offenthaler Gemeinde muss also einen gehörigen Betrag, etwa 95.000 Euro, der Renovierung selbst tragen. „Das Finanzierungskonzept steht soweit, aber wir hoffen natürlich auch noch auf Spenden“, sagt der Pfarrer.

Der Freundeskreis hat sich die Sanierung der Orgel vorgenommen und sammelt dafür schon wieder fleißig Geld.

Derzeit müssen die Offenthaler Gläubigen also auf die Kirche verzichten und im gegenüberliegenden Gemeindehaus beten. Losch und Kamper hoffen, dass ihre Kirche bis Weihnachten in neuem Glanz erstrahlt.

Aber auch wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, wird es in der Offenthaler Gemeinde nicht langweilig: „Als Nächstes soll der Kirchgarten neu angelegt werden und auch im Gemeindehaus herrscht ein Sanierungsstau“, legt Marcus Losch den Finger in die Sanierungswunde seiner Gemeinde.