Neu gegründete Ortsgruppe der „Omas gegen Rechts“ zeigt mit erster Aktion Präsenz Eier so bunt wie die Gesellschaft

Die erste Aktion kam bei Marktbesuchern gut an. Bild: Radgen

Langen – Neugierig beäugt der Mann den Stand auf dem Langener Wochenmarkt. Auf einem Tisch steht ein Korb mit bunten Eiern, in einem weiteren liegen einige braune. Der Eiertausch unter dem Motto „Bunt statt Braun“ ist die erste eigene Aktion der kürzlich gegründeten Langener „Omas gegen Rechts“. Er habe aber leider kein Ei zum Tauschen dabei, sagt der Marktbesucher zu den „Omas“. Doch die geben ihm auch so gerne ein buntes mit – nebst Infos über ihre Initiative. „Wenn die Gesinnung stimmt, kriegen Sie ein Ei“, sagt Martina Dröll lachend.

Die Grünen-Stadtverordnete und dreifache Oma ist Teil der Gruppe, die sich in Langen erst vor wenigen Wochen gegründet und dem Schutz der Demokratie sowie der Vielfalt aller Kulturen verschrieben hat. Es habe schon vor der Pandemie erste Versuche gegeben, solch ein Bündnis auf die Beine zu stellen, berichtet sie. Die Berichte über das Geheimtreffen von Rechtsextremisten sorgten dafür, dass das Fahrt aufnahm. „Da war klar, wir müssen etwas tun – auch hier in Langen!“, sagt Dröll.

Zum ersten Treffen Anfang kommen rund 20 Personen. Die meisten sind ältere Frauen, viele haben tatsächlich schon Enkel. „Aber bei uns sind auch Männer willkommen und Jüngere – jeder, der möchte“, betont die Gruppe, die sich regelmäßig im Zenja trifft und Teil des Netzwerks „Langen bleibt bunt“ ist. Dabei sind die „Omas“ eine zivilgesellschaftliche Initiative, aber nicht politisch gefärbt. Das macht für Constanze Zimmermann den Reiz aus. „Hier engagieren sich Bürger für den Erhalt der Demokratie und Gleichberechtigung, die Gruppe ist aber parteilich nicht gebunden – das war für mich ein wichtiger Punkt“, sagt sie.

Mit dem Ostereiertausch will sich die aktuell rund 25-köpfige Ortsgruppe nun der Öffentlichkeit vorstellen und um neue Engagierte werben. An diesem grauen und vernieselten Gründonnerstag kommen Besucher nur zaghaft. „Aber das macht uns nichts aus, wir haben noch mehr Aktionen geplant“, sagt Dröll. So beteiligen sich die „Omas gegen Rechts“ an der Menschenkette von „Langen bleibt bunt“ am 21. April und wollen sich auch am Tag des Grundgesetzes einbringen. „Außerdem würden wir gerne Projekte mit den Schulen starten“, sagt Dröll.

Diejenigen, die kommen, freuen sich aber sehr über die bunten Eier und bleiben für ein Schwätzchen mit den engagierten Damen stehen. Gerne ein braunes Ei gegen ein buntes getauscht hat auch Hedi Goldbach aus Langen. „Ich habe von der Aktion gehört und finde sie toll. Da ich ohnehin auf den Markt wollte, bin ich hier gerne vorbeigekommen“, sagt die Langenerin. Die „Omas gegen Rechts“ waren ihr schon ein Begriff, auch durch die Infoveranstaltung im Zenja.

Die Rückmeldungen seien generell durchweg positiv, meint Martina Dröll: „Omas haben halt ein gutes Image.“ Der Slogan sei erst einmal unverdächtig, nicht abschreckend. Der Hintergrund des Engagements ist aber mehr als ernst: Wie die namensgebende Hauptgruppe, die 2018 nach österreichischem Vorbild in Deutschland gegründet wurde, haben sich die Langener „Omas gegen Rechts“ dem Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus verschrieben, treten aber auch explizit gegen Frauenfeindlichkeit und die Ausgrenzung von Behinderten und alten Menschen ein. „Wir haben Anfang der 80er für Frauenrechte gekämpft, jetzt kämpfen wir für Oma-Rechte und eine gute Zukunft für unsere Enkel“, betont die Gruppe. Ältere Frauen seien in der Gesellschaft oft nahezu unsichtbar, dabei hätten sie noch viel zu sagen und einzubringen.
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Kontakt

Die „Omas gegen Rechts“ treffen sich an jedem ersten Donnerstag im Monat im Zenja, Zimmerstraße 3. Die Mailadresse lautet omasgegen rechts[at]zenja-langen[dot]de