Wolfgang Franz mit dem Kulturpreis der Stadt ausgezeichnet Heusenstamm mit viel Geschmack und Herz bereichert

Wolfgang Franz ist mit dem Kulturpreis der Stadt Heusenstamm für das Jahr 2016 ausgezeichnet worden. Bürgermeister Halil Öztas übergab die Auszeichnung während einer Feierstunde, an der auch Franz’ Frau Maria Clara teilnahm. Foto: pro

Heusenstamm (pro) – „Er ist mit dem Bleistift in der Hand geboren.“ Die das sagte, muss es wissen: Maria Clara Franz ist die Ehefrau des frisch gebackenen Kulturpreisträgers der Stadt Heusenstamm für das Jahr 2016, Wolfgang Franz.

Bürgermeister Halil Öztas bediente sich des Zitats und lobte den Hobbymaler und -zeichner, „er hat sich um die Stadt verdient gemacht.

Kulturamtsleiter Karl-Heinz Kühnle begrüßte unter zahlreichen Gästen im überfüllten Hinteren Schlösschen neben Familienmitgliedern des Ausgezeichneten auch Mitglieder des Künstlervereins, dem Franz vorsteht. Tenor Rudolf Vogel eröffnete die Feierstunde mit dem „Abendrot“ und dem „armen Wandergesell“ von Schubert, begleitet von Hans Caspar Scharf am Flügel, passend zu einem Werk des Preisträgers, das den Bannturm hinter verschneitem Holz im Sonnenuntergang zeigt.

„Heute stehen einmal nicht die großartigen Bilder im Mittelpunkt, sondern der Mensch, der die Bilder geschaffen hat“, betonte der Rathauschef. Franz genieße in Heusenstamm große Beliebtheit, vielleicht weil er sein Talent gemäß des Malers und Grafikers Paul Klee nutzt: „Kunst ist nicht das Sichtbare, sie macht sichtbar.“

Ist der Wert von Kunst messbar? - „Allein im Auge des Betrachters“, entschied Öztas, sie erzeuge immer eine Wirkung, rege zur Interpretation an. Wolfgang Franz arbeite mit eigenen Sichtweisen, variiere Farben, Formen und Stimmungen.

Der Geehrte habe die Kunst- und Kulturszene mit seinem Engagement bereichert, sagte der Rathauschef.

Kulturelles Schaffen drücke der Heimat einen Stempel auf, „den Abdruck kann man unsere Identität nennen und eröffnet ein Gesamtbild, das Heimat bietet“, befand der Laudator. Heute spreche man von „weichen Standortfaktoren“, Öztas nennt es „Sympathiemerkmale einer Stadt oder Region, die das Herz ansprechen und emotionale Begeisterungsfähigkeit auslösen“, die im Bewusstsein bleiben, dem Ort ein Gesicht geben, „Seelen unserer Stadt“ seien.

Der Preisträger wurde 1931 in Leipzig geboren, kam nach mehreren Stationen 1963 nach Hessen. Am „Höhepunkt seiner Lebensreise ist er in Heusenstamm angelangt“, beruflich als Chef einer Modellbaufirma für die Autoindustrie tätig, Prüfungs-chef in der Innung. Zeichnen und Malen waren schon in frühester Jugend sein Steckenpferd, er ließ sich in Leipzig und am Frankfurter Städel ausbilden.

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Seit 2008 ist er Vorsitzender des Künstlervereins.

„Mitglieder erkannten den großen Gewinn für den Verein“, beschrieb Öztas, „seine Werke sind fester Bestandteil von Ausstellungen, Bewunderung ist ihm stets sicher“. Vielfältige Motive Heusenstamms seien immer wieder Objekte seiner „ausdrucksstarken Aquarelle und Zeichnungen“, aber auch weltweite Eindrücke finden sich in seinen Bildern.

Dabei lege er ein Augenmerk auf Kolumbien, der Heimat seiner Frau. Franz’ Werke „bestechen durch Genauigkeit, künstlerischen Einsatz von Farben, Talent und die Begabung, detailgetreu wiederzugeben“. Er verfüge über ein fotografisches Gedächtnis und setze seine Erinnerungen mit Hände und Fingern um. Dabei verfolge er auch wohltätige Zwecke, beglückte die Kita Arche Noah mit einem Wandgemälde, von dem Leiterin Ute Winter-Müller ein Foto mitbrachte.

Ehrenamtlich erstellte Franz ein Kindermalbuch mit Heusenstammer Ansichten. Im Horst-Schmidt-Haus habe er ganze Etagen mit seinen Bildern ausgestattet, die inzwischen als Orientierungshilfe dienen. Im Obergeschoss des Rathauses hängen die „Vier Jahreszeiten“ als Dauerleihgabe. „Wolfgang Franz hat den künstlerischen Anspruch, Heusenstamm mit viel Geschmack und Herz zu bereichern“.

Der Geehrte dankte für den mit 500 Euro dotierten Preis mit einem Blick auf das Ende der Eiszeit, die Zeichnungen in den Höhlen des Lohnebachtals. Dort wurden Schmuckanhänger, Perlen, Höhlenlöwen, Skulpturen von Kopf und Rumpf eines Menschen gefunden, Arbeiten, die vor 40 000 Jahre entstanden, die älteste bekannte Kunst der Menschheit darstellen. Auch Flöten aus Schwanenknochen und Elfenbein wurden gefunden, die ältesten Instrumente der Menschheit. „Wir haben diesen Weg zu unvergleichlicher Blüte entwickelt, betrachten mit Ehrfurcht die Anfänge“.

Ihn selbst rege eine „große weiße Flächen in Kindergärten zum Malen an“, und „wenn sich in 40 Jahren ein Kind von heute daran erinnert, dann bin ich glücklich“.