Horst-Schmidt-Haus bedankt sich bei seinen ehrenamtlichen Helfern Weitere Mitstreiter sind willkommen

Ewald Schreiner kutschiert mit seiner E-Rikscha kostenlos Fahrgäste durch Heusenstamm, die ehrenamtlichen Helfer übernehmen aber auch weitere Aufgaben im Horst-Schmidt-Haus. Foto: m

Heusenstamm (m) – „Ich frage meine Passagiere immer, wo sie gewohnt haben, dann fahren wir da vorbei.“ Ewald Schreiner könnte längst eine Taxifahrer-Lizenz erwerben oder als Fremdenführer seine Rente aufbessern, so gut kennt er die Schlossstadt. Er bevorzugt jedoch den Job als Rikscha-Fahrer für Bewohner des Horst-Schmidt-Hauses – und nimmt nicht mal ein Trinkgeld an. Für seinen Einsatz und den von mehr als 20 anderen Ehrenamtlichen dankte die Heimleitung jetzt mit einem geselligen Nachmittag im Café der Einrichtung.

Innerhalb von drei bis fünf Stunden kutschiert Schreiner mehrere Gruppen durch Heusenstamm, gibt dabei Informationen zu den Gebäuden entlang der Strecke. Die Touren führen vorbei an Alter Linde, Bahnhof und Schloss, bis zu Friedhof und Martinsee. Das Lenken des Gefährts sei gar nicht so einfach, „das Kurvenverhalten ist ganz anders“, erläutert der Chauffeur. Die unterstützenden Batterien werden über Nacht aufgeladen.

Trotzdem ist dem Fahrer in der Bleichstraße schon mal die Energie ausgegangen, erzählt er. Das sollte nach dem Austausch der Akkus der E-Rikscha nicht mehr vorkommen, hofft er. Manche seiner Passagiere werden von einer Pflegerin begleitet. „Wir werden überall freundlich gegrüßt, die Leute winken uns zu“, plaudert der Fremdenführer weiter. Das sei auch eine gute Werbung für das Haus.

Seine Mitfahrer sind begeistert und wollen die Passage unbedingt bezahlen. „Kostet nix, geht ja nicht“, doch Schreiner leitet jeden Cent ins Spendenferkel des Fördervereins, der das Fahrzeug angeschafft hat. Zu seiner Aufgabe kam der Ex-Sportlehrer durch einen Aufruf in der Zeitung. Weil er gerne Rad fährt, hatte er sich gemeldet. Hausleiterin Roza Bering und Jeerapa Setrong vom Sozialdienst des Altenwohn- und -pflegeheims sind dem Helfer sehr dankbar, suchen weitere Mitstreiter, die vorhandene oder neue Angebote begleiten.

Josef Pruchner führt donnerstags einen Singkreis im Haupthaus, an zwei weiteren Tagen in der Tagespflege. Im Vorfeld wählt er vor allem Volkslieder aus. In vier Heften der Alzheimer Gesellschaft in Wetzlar hat er nicht nur gefragte alte Stücke gefunden, sondern auch ihre Texte in großer Schrift. Der Refrain ist nach jeder Strophe ausgeschrieben, Pruchner singt die Werke stets langsam vor.

Unterstützung fand er zudem in CDs, die zahlreiche Melodien vermitteln. Die Hefte beinhalten Schlager der 20er bis 60er Jahre, Hits von Interpreten wie Peter Alexander, Catarina Valente, Fred Bertelmann, Drafi Deutscher und Freddy Quinn. „Ihre Schlager bereiten den älteren Menschen sehr viel Spaß“, berichtet Pruchner, selbst im Rentenalter, „alle sind mit Begeisterung und festen Stimmen dabei“. Während die CD läuft, kann er durch die Runde laufen: „Das ist so viel persönlicher, familiärer.“

Der gelernte Sanitär-Installateur und Klempner war in seinen letzten zehn Berufsjahren im Rathaus tätig, engagierte sich auch politisch und spielte beim TSV-Blasorchester die Posaune. Als er selbst in Rente ging, wollte er sich sozial einsetzen, unterhielt sich mit Pfarrer Martin Weber und half zunächst bei Auf- und Abbau für den katholischen Gottesdienst im Speiseraum, holte die Gläubigen aus ihren Zimmern und brachte sie später wieder zurück. Vor achteinhalb Jahren gründete er dann den Singkreis.

„Durch das Singen werden die Bewohner und Besucher freier, es fällt eine Schwere ab. Selbst schwer demente Personen, die nicht mehr sprechen, singen mit“, beobachtete der Helfer. „Das ist sehr wichtig, weil es aus der Einsamkeit herausführt.“ Das sieht auch Klaus Klößmann so. Er ist selbst 90 Jahre alt und spielt seit elf Jahren im Wechsel mit Helga Starmayer, einer ehemaligen Lehrerin, das Klavier zum gemeinsamen Gesang.

Sein Kreis trifft sich freitags von 15.30 bis 16.30 Uhr, dann werden Notenmappen mit großen Buchstaben verteilt. Daraus schmettern die Teilnehmer der Reihe nach zwölf, 14 Lieder, „damit die Leute nur umblättern müssen“, sagt er. Trotzdem sei es wichtig, die Nummern anzusagen. Auf dem Programm stehen Wander- und Volkslieder, von „Hoch auf dem gelben Wagen“ bis zu den „Capri Fischern“, Melodien von Lale Andersen, Lolita und Gerhard Wendland, Titel, die die Senioren aus ihrer Jugend kennen.

Hanne Buccoli, Mitgründerin des Fördervereins, singt mit kräftiger Stimme vor, zwischen 20 und 35 Bewohner tun es ihr gleich, und „manchmal trauen sich sogar zwei, drei Männer dazu“. Klößmann, früher kaufmännischer Angestellter, spielt auch in der evangelischen Gemeinde in Dietzenbach das Klavier, in seiner Familie seien alle Musiker. Er kam durch eine befreundete Betreuerin an die Herderstraße.