Ökumenische Kleiderkammer: 25 Jahre alt, aber seit Corona weniger gefragt Kundschaft bleibt aus

Im Saal von St. Lucia ist die Ökumenische Kleiderkammer Mühlheim untergebracht. Sie feierte unlängst ihren 25. Geburtstag. Bild: lynch

Mühlheim – Seit nunmehr 25 Jahren können Menschen mit geringem Einkommen und Bedürftige in der Ökumenischen Kleiderkammer in Lämmerspiel etwas zum Anziehen gegen kleines Entgelt erwerben – eine Erfolgsgeschichte. Zumindest bis vor vier Jahren Corona ausbrach und der Betrieb eingestellt wurde. Von der Pandemie hat sich die Kleiderkammer nie richtig erholt. Immer weniger Menschen nutzten das Angebot, auch die Spenden seien zurückgegangen, berichten die ehrenamtlichen Helferinnen.

Ein Blick zurück: 1999 bekam der Mühlheimer Diakon Wolfgang Habdank vom Bistum Mainz den Auftrag, eine Kleiderkammer einzurichten. „Er hat die Leute zusammengetrommelt“, erinnert sich Rosemarie Gröpl, die seit Tag eins dabei ist. Habdank sei auf die Kirchengemeinden der Stadt zugegangen und habe um Unterstützung geworben.

„Wir haben klein angefangen“, erzählt Claudia Ruth. „Wir hatten am Anfang nie eine schöne Bleibe“, ergänzt Gröpl. Zunächst war die Kleiderkammer im ehemaligen katholischen Kindergarten in Lämmerspiel untergebracht. Nach mehreren Umzügen schließlich landeten die Helferinnen und ihre Kleidersammlung im Saal der Pfarrei St. Lucia.

Die Helferinnen holten sich zu Beginn ihrer Tätigkeit Tipps von anderen Kleiderkammern in der Gegend. „Wir haben uns anguckt, wie die das machen. Und haben dann gemerkt, so wollen wir das nicht machen. Dort musste man sich nämlich anmelden, wenn man Kleidung kaufen wollte. Da gab es eine Kartei, in der alle namentlich erfasst waren“, sagt Gröpl.

In in Lämmerspiel frage hingegen niemand nach dem Personalausweis. Das Team prüfe auch nicht, ob jemand tatsächlich bedürftig ist oder nicht. Wer will, könne das Angebot völlig anonym nutzen, das betonen die Helferinnen ausdrücklich.

Doch das Team beklagt einen Rückgang von Kunden in den jüngsten Jahren. „Seit Corona haben wir einen starken Einbruch erlitten. Wir mussten öfter schließen, weil wir die hygienischen Auflagen nicht erfüllen konnten“, berichtet Marga Passek. Auch danach blieb die Kundschaft aus. Dabei sei doch während Corona, Ukrainekrieg, Energiekrise und Inflation die Armutsquote in Deutschland gestiegen.

Die Helferinnen können sich das Ausbleiben von Kundschaft nicht richtig erklären. Vielleicht gebe es ein Überangebot an erschwinglicher Kleidung in der Gegend, mutmaßt Gröpl: „Wir haben einen Flohmarkt. Wenn man da guckt, da gibt es Kleidung, die ist so günstig wie bei uns.“ Außerdem gebe es mittlerweile einen Laden des Deutschen Roten Kreuzes, der täglich geöffnet habe und zentral in Mühlheim liege.

Zwei Teams betreiben die Kammer, eine Gruppe mittwochs, eine freitags. Sie kommen aus den örtlichen Kirchengemeinden und arbeiten ohne Bezahlung. Die Erlöse werden für Miete, Heizung und Reinigung verwendet. Die Arbeit kommt nicht nur Hilfsbedürftigen aus Mühlheim und Umgebung zugute, die günstige Anziehsachen benötigen, sondern reicht viel weiter. Kommt es zu Überschüssen, fließen diese in soziale und gemeinnützige Einrichtungen. Darunter sind etwa ein Jugendheim in der Slowakei, die Lebenshilfe Mühlheim oder Frauenhäuser in Offenbach und Frankfurt. Außerdem beteiligt sich die Kleiderkammer regelmäßig an Kleidersammlungen für Notstandsgebiete in aller Welt.

Von Steffen Lynch