Tag der offenen Tür bei der Kita Schillerstraße Ein modernes Konzept findet ein neues Zuhause

Dank eines flexiblen Konzeptes mussten nur wenige Wände der neuen Kita-Räume entfernt werden. Foto: m

Mühlheim (m) – Gerade zwei Jahre ist es her, dass die städtische Wohnbau eine Unterkunft für geflohene Menschen errichtet hat. Ganz bewusst wurde das Gebäude an der Schillerstraße in Modularbauweise hochgezogen. Jetzt erhielt Architekt Roland Trägner den Auftrag, die Appartements und Funktionsräume im Erdgeschoss für einen Kindergarten umzugestalten. Das Ergebnis konnten interessierte am Mittwoch vergangener Woche bei einem „Tag der offenen Tür“ in Augenschein nehmen.

Dank des flexiblen Konzepts mussten zunächst nur einige Wände entfernt, andere eingezogen werden. Zum Beispiel zwischen dem Haupteingang und dem Treppenhaus. Die 36 Bewohner von zehn Familien erreichen ihre Wohnungen jetzt über einen rückwärtigen Zugang. Alle Räume der neuen Kita erhielten Fluchttüren, im ehemaligen Wasch- und Trockenraum befindet sich nun eine Turnhalle, die sanitären Anlagen wurden komplett neu installiert, dazu eine Küche und das Büro von Leiterin Jeannette Neumann und ihrer Stellvertreterin Sandra Pohl.

Auf 450 Quadratmetern Innenfläche sind auch ein Bauraum mit einer Werkbank eingerichtet, dazu ein weiterer, der noch mit Duplo-Steinen ausgestattet wird. Den Frauen ist es wichtig, eine Reizüberflutung durch zu viel Spielmaterial zu vermeiden. Es gibt noch ein Matsch-Paradies, ein Naturzimmer ohne Plastik und eine Bühne für Rollenspiele sowie ein Bistro. Dort essen die Sprösslinge in drei Gruppen, jede deckt für die nächste die Tische. Das Mittagessen wird durch eine Fernküche geliefert und im Haus gewärmt. Ein Schild am Eingang gibt an, ob Eltern gefragt sind, Früchte für den Obstkorb zu spenden. „In der Gemeinschaft essen die Kleinen oft, was sie zu Hause nicht anrühren“, beobachtete eine Pädagogin.

Die Erzieherinnen praktizieren ein modernes offenes Konzept, die Kinder können sich nach einem gemeinsamen Morgenkreis für angebotene Aktivitäten oder für eine Mitarbeiterin entscheiden. „Das schafft Freiraum für die persönliche Entfaltung und macht die Kinder selbstständiger“, argumentierte Neumann. Dennoch stehe den Eltern eine konkrete Ansprechpartnerin zur Verfügung. Zum Personal gehören acht pädagogische Kräfte und zwei hauswirtschaftliche Mitarbeiterinnen, die zum Teil aus anderen städtischen Einrichtungen gewechselt haben. Die Leiterin war zuvor stellvertretende Chefin im Haus 2 der Lämmerspieler U3-Betreuung an der Schlesierstraße. Derzeit besuchen 27 Drei- bis Sechsjährige aus unterschiedlichen Kulturen die Einrichtung, im April werden es 50 sein. Ausgelegt ist der Kindergarten für 75 Mädchen und Jungen, aber für die komplette Belegung muss weiteres Personal gewonnen werden.

Erste Stadträtin Gudrun Monat begrüßte rund 50 Besucher und erinnerte an das Jahr 2015, als viele Menschen aus fernen Ländern in Mühlheim Zuflucht fanden. Die Wohnbau errichtete den dreistöckigen Block auf dem Streifen zwischen B43 und Bahntrasse. „Heute haben wir weniger Flüchtlinge, jedoch geburtenstarke Jahrgänge und einen Mangel an Betreuungsplätzen“, erklärte die Politikerin in Vertretung des Bürgermeisters.

Ein Rundgang bestätigte den Architekten - weder die vorbeirauschenden Züge noch die starke Frequentierung der Schillerstraße stören, der Lärmschutz funktioniert. 750 Quadratmeter misst die Freifläche mit Klettergeräten und Nestschaukel, im Frühjahr soll noch Gras sprießen. Mit Kosten in Höhe von 645 000 Euro haben die beteiligten Firmen das Budget voraussichtlich nicht überschritten, informierte Ingo Kison. Der Wohnbau-Geschäftsführer erklärte stolz, „wir haben jetzt unsere erste Kita gebaut!“. Er hob die gute Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Liegenschaften und Bauen im Rathaus sowie mit der Kita-Leitung hervor.