CDU-Neujahrsempfang/ Pfarrer i.R. Matthias Loesch referiert zu Stadtentwicklung Wachstum birgt große Herausforderungen

Im Foyer der Hugenottenhalle begrüßten die Neu-Isenburger Christdemokraten zahlreiche Gäste, die den Ansprachen und dem Vortrag von Pfarrer i. R. Matthias Loesch lauschten. Fotos: p

Neu-Isenburg (red) – Rund 150 Gäste konnte die CDU Neu-Isenburg zu ihrem traditionellen Neujahrsempfang im Foyer der Hugenottenhalle begrüßen. Die Christdemokraten freuten sich, als Gastredner den nunmehr im Ruhestand befindlichen langjährigen Pfarrer der Evangelisch-Reformierten Gemeinde Am Marktplatz, Matthias Loesch, willkommen heißen zu dürfen. 

Neben vielen interessierten Bürgern, Vertretern der Vereine und der Wirtschaft sowie der kommunalen Politik über die Parteigrenzen hinweg konnten auch folgende weitere Ehrengäste begrüßt werden: der Bundestagsabgeordnete Björn Simon, der frisch wiedergewählte Landtagsvizepräsident und CDU-Kreisvorsitzende Frank Lortz, Landrat Oliver Quilling, Stadtverordnetenvorsteherin Christine Wagner sowie Bürgermeister Herbert Hunkel. Auch das diesjährige Prinzenpaar war zugegen mit Prinz Jörg III. und Prinzessin Martina I. zusammen mit Prinzenpaarbegleiter Claus Eichler.

In seinem Rück- und Ausblick ging der Stadtverbandsvorsitzende Stefan Schmitt auf das für die CDU mäßig zufriedenstellende Ergebnis der Landtagswahl sowie die daraus entstandenen Folgen und die Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur neuen Bundesvorsitzenden der CDU ein. Immer mehr würde deutlich, dass die Zeiten des Wandels und der Veränderung auch vor der CDU nicht Halt machten, was auch die erfolgreiche Kandidatur des neuen Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Ralph Brinkhaus, verdeutliche. Schmitt gab einen ersten Ausblick auf die am 26. Mai stattfindende Europawahl und betonte, dass gerade in Zeiten der Verunsicherung der Menschen, Angst vor Terror und Gewalt, Flüchtlingskrisen, wirren Staatsführern und des Brexits auch vor Ort die Wichtigkeit der Europawahl betont werden müsse. Die CDU Neu-Isenburg werde in dem anstehenden Wahlkampf ein klare Kante für ein vereintes Europa zeigen.

Auch die Herausforderungen für die Stadt Neu-Isenburg in 2019 sprach Stefan Schmitt an. Bei mittlerweile über 39.000 Einwohnern, weiteren Zuzügen durch das Birkengewann und das Stadtquartier Süd sowie einem weiteren Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze um über zehn Prozent auf mehr als 30.000 im vergangenen Jahr könne weiterhin ohne Übertreibung von einer „Boomtown“ gesprochen werden. Mit diesem Wachstum seien große Herausforderungen, vor allem im Verkehr, verbunden.

Schmitt betonte, dass es positiv sei, dieses Wachstum zu gestalten. „Andere Städte haben ganz andere Probleme. Aber wir müssen Lösungen finden, Entscheidungen treffen und bereit sein, zum Teil sehr einschneidende Veränderungen zu akzeptieren, die zugegebenermaßen auch ich mir selbst an vielen Stellen in ihrer Umsetzung noch gar nicht so richtig vorstellen kann.“ Als Beispiel hierfür nannte er die anstehenden Entscheidungen zum Stadtentwicklungskonzept Mobilität sowie zur RTW und ihre Weiterführung ins Birkengewann. „Wir sind zum Handeln gezwungen. Wenn wir das nicht tun, werden wir eines Tages – die Perspektive ist da auf 2030 ausgerichtet – gefragt, warum wir damals, also heute, die absehbaren Probleme verschlafen und keine Lösungen gefunden haben. Diesem dann sicher berechtigten Vorwurf sollten wir uns nicht aussetzen.“

Für die CDU sei es, neben der Verbesserung des ÖPNV- und Radverkehrsangebotes, trotzdem wichtig, das Auto nicht zu verteufeln. Im Gegenteil müssten gute und vernünftige Verkehrswege in Form von Ortsumfahrungen im Norden und Süden der Stadt geschaffen und damit Durchgangsverkehr um die Stadt herumgeleitet werden. Auch die Frage einer möglichen Gondellösung statt der immer wieder ins Gespräch gebrachten Straßenbahnverlängerung auf der Frankfurter Straße sprach Schmitt an. Hauptthema des Neujahrsempfangs war Entwicklung Neu-Isenburgs.

Matthias Loesch, Pfarrer im Ruhestand, hatte sich bereit erklärt, als profunder Kenner der Materie bei der CDU einen Vortrag über „Neu-Isenburg – vom welschen Dorf zur modernen Stadt und was die Hugenotten damit zu tun haben“ zu halten. Äußerst kenntnisreich, authentisch und lebendig referierte er über die Gründungszeit durch die Hugenotten und die weitere Entwicklung der Stadt. Pfarrer Loesch ging auch ausführlich auf die Fluchtgründe der Hugenotten im damaligen Frankreich ein und wie sich deren Glaubenskonflikt im eigenen Land über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg zuspitzte. Auch zeigte er die Folgen des Konflikts auf, mit denen die Hugenotten in ihrem ursprünglichen Heimatland aufgrund ihres evangelisch-reformierten Glaubens unmittelbar konfrontiert wurden und skizzierte den zum Teil langen Fluchtweg der Hugenotten.

Neben den Schwierigkeiten der Hugenotten in der Gründungszeit Neu-Isenburgs, veranschaulicht durch viele Annekdoten, ging Pfarrer Loesch auch auf die weitere Entwicklung der Stadt ein, die ab dem 19. Jahrhundert, wie er sagte, nur noch in Teilen von Hugenotten beeinflusst wurde, wenngleich die hugenottischen Einflüsse noch bis heute wirkten und auch heute noch viele Familien hugenottischen Ursprungs in Neu-Isenburg anzutreffen seien.

Ein besonderes Anliegen war Pfarrer Loesch die Bewusstmachung von Parallelen aus der Zeit der Verfolgung und anschließender Flucht der Hugenotten zur heutigen Zeit. Er rief wiederholt zur Toleranz und zum Miteinander der Kulturen auf. Der vielbeachtete und in den anschließenden Gesprächen in den höchsten Tönen gelobte Vortrag endete mit einem augenzwinkernden Aufruf von Pfarrer Loesch, sich den Fußballverein seines Herzens auch danach auszusuchen, wie sich die beiden großen Nachbarstädte in der Historie gegenüber dem damals neu gegründeten „welschen Dorf“ Neu-Isenburg verhalten hätten. Während der große Nachbar Frankfurt immer wieder mit Gram und Ärger nach Neu-Isenburg schaute und nicht selten auch zum Weg der Klage und zur Beschwerde über die neuen hugenottischen Nachbarn gegriffen habe, habe sich Offenbach eher mildtätig und großzügig gezeigt und versucht, Unterstützung zu leisten. Mit großem Raunen wurde dies von den anwesenden Gästen zur Kenntnis genommen.

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