Tag des offenen Denkmals in Rumpenheim Erinnerung an den Wiederaufbau des Schlosses

Bruno Persichilli erzählt von der Entstehungsgeschichte der Bürgerinitiative Rumpenheim, der es einst darum ging, das Schloss zu retten. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Für den Sonntag hatte die Bürgerinitiative Rumpenheim (BIR) zum „Tag des offenen Denkmals“, ins Casino des Seitenflügels des Rumpenheimer Schlosses eingeladen. Die Ausstellung „Macht und Pracht“ behandelte die Historie des Gebäudes, das Anfang der 70er Jahren um ein Haar der Abrissbirne zum Opfer gefallen wäre.

Mit dem Schloss hing die Gründung der BIR zusammen. Anfangs erzählt der Vorsitzende Bruno Persichilli von den damaligen Zusammenhängen. Normalerweise bilden sich Bürgerinitiativen, weil eine Müllverbrennungsanlage in der Nähe entsteht oder eine Autobahn den Wald zerschneiden soll. Die Rumpenheimer störten sich jedoch vor allem aus rein ästhetischen Gründen am damaligen Vorhaben der Stadt.

Zu einem Wettbewerb reichten Architekten Modelle ein, deren Realisierung dafür gesorgt hätte, dass Rumpenheim heute keineswegs eines der beliebtesten Wohngebiete in Offenbach wäre, sondern es dort ähnlich aussähe, wie im Umfeld der Stadthalle. „Manche Modelle präsentierten sich im architektonischen Stil des Brutalismus“, blickt Persichilli zurück. Auch die Beispiele sind in der Ausstellung zu sehen, Bauten ohne jede Nuance von menschlichem Antlitz. Kein Wunder: In jenen Jahren entstanden Gebäude wie die Kirche der Offenbacher Johannesgemeinde und das Rathaus in Offenbach. Immobilien, die garantiert noch nie irgendjemandem beim Eintritt einen Satz entlockte wie, „Mensch, ist das schön hier“.

Dass die Betonarchitektur schon damals nur eine Minderheit wohl meist eher aus ideologischen, denn ästhetischen Gründen verzückte, zeigte sich an der Bürgerbefragung der BIR von 1973, als sich „die überwältigende Mehrheit für den Wiederaufbau des Schlosses aussprach“, wie die Besucher der Ausstellung auf einer der Tafeln lesen können.

Das hiesige Schloss nähme sich zwar bescheidener aus als die Varianten von Versailles, Schönbrunn oder Sanssouci, „aber auch Rumpenheim war öfter Gastgeber des europäischen Hochadels“, blickt Persichilli ins 19. Jahrhundert. Auch Österreichs Kaiser Franz Joseph I. oder Russlands Zar Alexander III. besuchten die Familie von Hessen-Kassel, die hier residierte und 1902 das Schloss endgültig aufgab, um nach Kronberg ins Schloss Friedrichshof zu ziehen, das sich später in ein Hotel verwandelte.

Im Krieg fielen Brandbomben auf das Rumpenheimer Schloss. Aber erst Jahrzehnte später drohte der totale Verfall. Den politisch Verantwortlichen fehlte vielleicht auch der letzte Wille, das seit 1965 im Eigentum der Stadt befindliche dreiflügelige Gebäude zu sanieren, ganz sicher jedoch das Geld. Das flog zwar nicht vom Himmel, als das Schloss Ende der 90er Jahre der Einsturz drohte, die Rettung radelte aber 1999 am Main in Form eines jungen Architektenpaars aus Frankfurt vorbei. Den Beiden stand der Sinn offensichtlich weit mehr nach Stuck als Beton. Dem Paar gelang es, in der Verwandtschaft Geld auf die Sanierung aufzutreiben. Bereits 2002 zogen die ersten Bewohner des Schlosses in die neu entstandenen Eigentumswohnungen ein.

Die Ausstellung aus Text und Bilder, die Heinz Maier-Ebert, Rainer Groepper und Jürgen Lindow konzipierten, wollen mehr Besucher sehen, als es Stühle gibt. Zu Beginn und zum Ende spielen Heike Städter und Nina Groschup mit auffällig schönem Ton für Fagott und Querflöte arrangierte Sonatensätze von Bach, über Händel bis Mozart.