Wissenswertes über das Schmuckstück Tag des offenen Denkmals in Rumpenheim

Heinz Meier-Ebert vor dem Schloss Rumpenheim. Wo es sich heute wie in einer aus einer Zeit gefallenen Idylle lebt, sollte in den 70er Jahren ein tristes Hochhaus entstehen. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Zum Tag des offenen Denkmals am vergangenen Sonntag hatte die Bürgerinitiative Rumpenheim (BIR) gleich dreimal zur Führung durch den Schlosspark eingeladen.

Um 16 Uhr muss BIR-Vorsitzende Bruno Persichilli die interessierten Besucher noch ein bisschen unterhalten, bis der frühere Vorsitzende der Bürgerinitiative, Heinz Meier-Ebert, die vorangegangene Führung beendet hatte. Die Stadt hatte Anfang der 70er Jahre vor, das im 17. Jahrhundert und später um die Seitenflügel erweiterte Schloss der Abrissbirne zu überlassen. Wenn es nach dem Willen und dem Modell eines bestimmten Architekten gegangen wäre, sähe es an Ort und Stelle heute trist aus. Persichilli erzählt von dem Investor, der den total verfallenen Hauptteil des Schlosses für 14 Millionen Mark vollständig restaurieren ließ. Den Rest übernahmen andere Geldgeber.

Seitdem wohnen hier mehrere Parteien zumindest an warmen Tagen in einer Idylle, die wie aus der Zeit gefallen erscheint. Die Gärten und Terrassen liegen im Schlosshof. Auf der Grünfläche hinter der Ostseite haben Bewohner heute Tische hingestellt, um im Schatten zu arbeiten. Hier lässt sich zumindest noch erahnen, was sich Friedrich von Hessen-Kassel vorstellte, als er Ende der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts die Parkanlage neu gestalten ließ

Heinz Meier-Ebert, der mittlerweile erschienen ist, beschreibt den Englischen Landschaftsgarten, dem Gegenentwurf zum symmetrisch angelegten französischen Garten.

Das bedeutet jedoch keineswegs, dass es in einem Englischen Garten in jeder Ecke wild wachsen darf. Der Referent spricht von Sichtachsen, die einzuhalten sind. Der Großteil des Parks sieht im übertragenen Sinn jedoch so aus, wie das einst marode Schloss vor der Renovierung. Von Struktur ist längst keine Rede mehr. Die Stadt, der Eigentümer, engagiere sich kaum. Der prinzipielle Grund liege nicht im mangelnden Willen, wie Meier-Ebert betont, „sondern weil das Geld fehlt“. Dabei ist der Park einer der ältesten seiner Art in Deutschland und könnte ein Schmuckstück und Besuchermagnet für die ganze Region sein.

Am sogenannten Aussichtshügel will sich die Stadt dennoch eventuell gärtnerisch engagieren, wie es Bruno Persichilli andeutet. Mitglieder der Bürgerinitiative hatten das Gestrüpp entfernt, um zu demonstrieren, wie es aussehen könnte. Eigentlich sollte es von hier aus möglich sein, den Main zu sehen. Ein utopischer Gedanke. Nach dem verregneten Sommer wucherte zudem längst alles wieder zu. Zwischen 20 und 30 Bäume stutzen die von der Stadt beauftragten Fachleute jährlich auf dem Areal oder fällen sie ganz, bevor sie umstürzen könnten. Immerhin seien vor kurzem drei neue Bäume gezielt gepflanzt worden, freut sich Heinz Meier-Ebert. Von einem mitteleuropäischen Urwald spricht der Mann auch im Umkreis der sogenannten Zarenlinde im Osten, vor der Allee nach Mühlheim.

Ein Baum mit tragischer Geschichte. Zar Nikolaus I. soll die widerstandsfähige Linde von der Krim 1844 bei einem Aufenthalt in Rumpenheim gepflanzt haben, in Vorfreude auf die Geburt eines Enkelkindes. Tochter Alexandra war seit kurzem die Ehefrau von Friedrich Wilhelm von Hessen-Rumpenheim. Der kleine Friedrich Wilhelm Nikolaus kam ein Vierteljahr zu früh auf die Welt und lebte nur Stunden. Am gleichen Tag starb die Mutter an den Folgen einer Tuberkulose. Wie sich eine gartenbauliche Struktur gestaltet, zeigt Meier-Ebert am sogenannten Baumsaal, eine Anordnung von Linden auf der Nordseite, von wo sich tatsächlich der Main sehen lässt. Zum alten Bestand kamen vor zehn Jahren 48 neue hinzu. Die Kosten trugen sich durch Spenden, den Denkmalschutz in Wiesbaden und die Stadt: „Auch hier sah es früher aus wie Kraut und Rüben.“