Hochtaunuskreis investiert 600.000 Euro in die Saalburgschule Vom analogen ins digitale Zeitalter

Wie der neue Scanner funktioniert, demonstriert Lehrer Oliver Tepper Landrat Ulrich Krebs. Er scannt den Fuß von Kim Schauermann, aus den Daten fertigt der Computer in Echtzeit ein originalgetreues, drehbares Abbild des Fußes auf den großen Monitor im Hintergrund. Auf der Basis der so gewonnenen Daten können am PC passgenaue Orthesen gefertigt werden.

Hochtaunuskreis (red) – Feile und Schraubstock gehören noch immer zum unverzichtbaren Werkzeug eines Orthopädietechnik-Mechanikers, um drückende Stellen an einer Prothese zu beseitigen und so einen möglichst hohen Tragekomfort zu gewährleisten. Doch Holzbearbeitung und Lederverarbeitung treten dabei immer mehr in den Hintergrund, dafür hält modernste Technik Einzug. Schließlich soll eine Prothese nicht nur angenehm zu tragen sein, sondern die fehlende Gliedmaße ersetzen. Computer gestützte Technologie erlaubt nicht nur die Herstellung passgenauer Prothesen und Orthesen, sondern vor allem auch die Verwendung von sehr leichten, aber dennoch widerstandsfähigen Materialien wie beispielsweise Carbon. Diesen sich verändernden Anforderungen hat der Hochtaunuskreis nun Rechnung getragen und die Orthopädie-Abteilung der Saalburgschule umfangreich modernisiert.

„Wir haben damit die Orthopädie-Abteilung der Saalburgschule in die Zukunft gebracht“, erklärte Landrat Ulrich Krebs bei der Besichtigung der neu eingerichteten Räume der Usinger Schule. Insgesamt 600.000 Euro hat der Kreis allein für die Ausstattung mit Maschinen in die Hand genommen. Zu den neuen Gerätschaften, die angeschafft wurden, gehören unter anderem ein Infrarot- und ein Thermo-Umlaufofen, in dem Kunststoff- beziehungsweise Carbon-Werkstoffe gehärtet werden können, und hochmoderne Trichterfräsen.

Mithilfe eines Scanners kann nun ein 3D-Modell, etwa eines Arm- oder Beinstumpfs, am Computer erzeugt werden. Dazu werden an dem Stumpf Marker angebracht, die vom Scanner erfasst und in ein 3D-Modell umgesetzt werden. Dieses wird anschließend am Computer bearbeitet und kann mittels 3D-Drucker ausgedruckt werden. Das so entstandene Prothesenmodell wird dann in der Orthopädiewerkstatt der Saalburgschule angefertigt. Alternativ können die Daten des Modells als Datei an eine externe Firma übermittelt werden, die die Produktion übernimmt. Die Zeiten, in denen solche Modelle durch Gipsabdrücke gewonnen wurden, sind somit weitestgehend passé. Ähnlich verhält es sich bei der Fertigung von Orthesen. Hier können mit dem Scanner die Körperteile digital eingelesen werden, die durch die Orthese unterstützt werden sollen. Dadurch kann eine Orthese ebenfalls passgenau am Bildschirm gestaltet werden. „Gerade das Beispiel der Saalburgschule zeigt, wie wichtig Digitalisierung im Unterrichtsbetrieb ist. Auf diese Weise trägt der Hochtaunuskreis dazu bei, hochqualifizierte Fachkräfte auszubilden, die dringend gebraucht werden. Dies ist eine kontinuierliche Aufgabe, die wir sehr ernst nehmen“, so der Landrat. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die im August vergangenen Jahres abgeschlossene Modernisierung der Kfz-Abteilung der Saalburgschule, in die der Kreis 200.000 Euro investiert hat. Ohne diese Investition wäre die Schule kurzfristig nicht mehr in der Lage gewesen, Kfz-Mechatroniker mit dem Schwerpunkt Personenkraftwagentechnik sowie insbesondere Kfz-Mechatroniker mit Schwerpunkt Hochvolt- und Systemtechnik auszubilden, die aber gerade in Hinblick auf die größer werdende Anzahl von Elektroautos immer wichtiger werden.

Seit 1987 ist die Saalburgschule Ausbildungsstandort für Orthopädie- und Chirurgiemechaniker sowie Bandagisten, seit 1990 werden sogar alle Auszubildenden des Orthopädischen Handwerks in Hessen – derzeit sind es etwa 30 Personen – im Rahmen des dualen Ausbildungssystems zentral in Usingen unterrichtet.