IG Barrieren vor dem Bürgerhaus mit „Lebendigen Bibliotheken“ Berührend und inspirierend

Lebendige Bibliotheken: Edgar Steck, Traute Salzmann, Dr. Lucia Artner, Chris Tiwa und Heidi Ebert (v.l.) im Gespräch. Foto: Bärbel Andresen

Steinbach (red) – „Lebendige Bibliotheken“, dieses Veranstaltungsformat steht dafür, dass Menschen sich in einem Gespräch öffnen: wie sie es möchten, für eine gewisse Zeit. So erlebten gut 70 Steinbacher am 16. Juli bei der Auftaktveranstaltung der IG Barrieren vier beeindruckende Protagonisten auf der Bühne, nachdem Bürgermeister Steffen Bonk und Quartiermanagerin Bärbel Andresen zuvor kurz die Struktur der sechs Interessengemeinschaften und den Gesamtbeirat vorgestellt hatten.

Durchs Gespräch begleitet von Dr. Lucia Artner, VdK, erzählten sie von Barrieren in ihrem Leben, die sich ihnen in den Weg stellen und mit denen sie Umgang finden müssen.

Da ist Heidi Ebert, die einen E-Rolli nutzt und beispielsweis. physische Barrieren erlebt in Form von Treppen oder nur durch erheblichen Aufwand zugängliche öffentliche Verkehrsmittel. Dass sie, die inzwischen Großmutter ist, einst Mutter wurde, konnten viele nicht glauben und trauten ihr das auch nicht zu.

Traute Salzmann, stark sehbehindert, ist auf engagierte Leute angewiesen, die ihr helfen, passgenaue Hilfsmittel zu finden, die sie in ihrem Alltag nutzen kann. So ist beispielsweise ein Waschmaschinenkauf durchaus eine Herausforderung, die jedoch mit einem hilfreichen Verkäufer, der zum Perspektivwechsel fähig ist, absolut zufriedenstellend gelöst werden kann. Es gibt also einige Barrieren, die mit Hilfe von verständigen Menschen abgebaut werden können – oder erst gar nicht entstehen.

Die Schülerin Chris Tiwa erlebt zuweilen Ausgrenzungen und Herabwürdigungen beispielsweise in der Schule wegen ihrer Hautfarbe. Dass es Lehrkräfte gibt, die diskriminierende Äußerungen zulassen und keine Position dagegen einnehmen, verstärkt Barrieren, anstatt sie abzubauen.

Edgar Steck, rüstige 87 Jahre alt, erlebt, dass sich das Altwerden doch als beginnende Barriere erweisen kann. Was gerade noch alles gut zu machen war, zeigt allererste kleine Beschwerlichkeiten. Perspektivisch stellen sich dann auch Fragen nach den passenden Wohnverhältnissen. Bleibt man möglichst lange in den eigenen vier Wänden oder sollte gerade dann vielleicht besser bald ein Heimplatz gefunden werden, um dort noch Bekanntschaften machen zu können und Beziehungen aufzubauen? Auf einmal gibt es Hürden, die es zu nehmen gilt, die man zuvor weder hatte, noch erproben konnte. Einig waren sich alle auf dem Podium, dass die Barrieren im Kopf mit die schwierigsten sind, die es zu überwinden gilt.

Und dass es eine schöne und wichtige Aufgabe in einer Kommune ist, beständig gemeinsam daran zu arbeiten, dass Barrieren wahrgenommen und abgebaut werden.

Nach diesem beeindruckenden Gespräch stärkten sich die Gäste an leckerem Selbstgebackenem. Der VdK hatte wieder sein begehrtes Angebot für Kinder bereitgehalten: Sie bastelten und malten begeistert Papageien, nachdem sie der Geschichte vom Käpt’n Kork gelauscht hatten, vorgelesen von Ehrenamtlichen des VdK. Und viele Gäste nutzten die Gelegenheit, ihre Ideen, Gedanken und Visionen zur Thematik Barrieren an die Pinnwände zu heften. Dieser beeindruckende Abend war eine weitere wunderbare Gemeinschaftsleistung aller Akteurinnen und Akteure – ein großes Dankeschön an alle Beteiligten!

Wer an der Thematik Barrieren interessiert ist, merkt sich die nächsten Termine vor: Die IG Barrieren trifft sich zu ihrem dritten Treffen am 6. Oktober, um die vielen Ideen und Anregungen anzuschauen, auszuwerten und weiterzuentwickeln.

Für Vertreter der IG Barrieren werden dann auch Kandidaten für den Gesamtbeirat gesucht. Die Wahl der zwei Vertreter der IG Barrieren findet dann am 17. November beim vierten Treffen der IG Barrieren statt. Für beide Termine gilt: Beginn um 19 Uhr im Bürgerhaus im ersten Stock.