Erfolgreicher Arbeitseinsatz des BUND Flörsheim Die Ärmel hochgekrempelt

Eine starke Truppe: Cäcilia Habicht, Ulli Quall mit Tochter Linnea Quall, Bernd Zürn, Andrea Schnittler, Grundstückseigentümer Jan Gottas und Jürgen Krichbaum (v.l.) Foto: Nicola Böye

Flörsheim (red) – Mit dem Ruf: „Kommt doch mal hier her. Ich habe was ganz Außergewöhnliches gefunden!“, lockte Nicola Böye ihre sechs Mitstreiter herbei. Und tatsächlich: Keiner von ihnen hatte bisher die Fraßspuren eines Blausieb in der Natur gesehen.

Der auch als Kastanienbohrer bezeichnete Nachtfalter hatte in einen jungen Apfelbaum zwei Löcher mit einem Durchmesser von etwa einem Zentimeter gebohrt: In Kopfhöhe das Eingangsloch, rund 30 Zentimeter senkrecht darunter das Ausgangsloch.

Den Gang zwischen den beiden Löchern, tief im Stamminneren, hatte sich – vermutlich in den vergangenen Jahren – eine Blausieb-Raupe gefressen. Vorher hatte ein Blausiebweibchen dort ein Ei in eine Rindenritze gelegt.

Die daraus geschlüpfte Raupe erreicht nach zwei bis drei Jahren eine beachtliche Länge von fünf Zentimetern. Die ausgewachsene Raupe verlässt im Frühling ihren Fraßgang, als kleiner männlicher Nachtfalter mit einer Flügelspannweite von nur 16 Millimetern oder als schwarzweiß gepunktetes Weibchen mit einer Spannweite von bis zu sieben Zentimetern.

Eigentümer von Nutzbäumen sind über diese – Gott sei Dank recht seltenen – Gäste verständlicherweise nicht sehr glücklich. Deren Fraßgänge schwächen die Bäume und erhöhen das Infektionsrisiko durch Wundfäulepilzbefall. Das Problem: Mit Pheromonfallen kann man nur die Männchen fangen und auf diese Weise die Verbreitung einigermaßen begrenzen.

Ort dieser lehrreichen Begegnung war eine vom BUND Flörsheim betreute Streuobstwiese im Wickerbachtal. Dort waren sieben BUND-Aktive im Einsatz.

Ihr Ziel: Die Obstbäume durch einen Erhaltungsschnitt von dürren und überflüssigen Ästen zu befreien. Dadurch sinkt die Windbruchgefahr. Gleichzeitig steigt der Ertrag. Aber das ist im Naturschutz zweitrangig.

Auch in diesem Jahr soll um die Streuobstwiese wieder ein Elektro-Weidezaun gezogen werden. Dann können Schafe als tierische Rasenmäher dort das Gras abfressen und dadurch die Artenvielfalt erhöhen.

Die zahlreichen Wurzelaustriebe und Brombeerschösslinge werden von den Schafen verschmäht. Deshalb mussten sie von den BUNDler mit schweren Hacken und Pickeln beseitigt werden. Folge: Trotz niedriger Temperaturen war keinem Teilnehmer wirklich kalt. Dennoch freuten sich alle über den heißen Tee, den Jürgen Krichbaum und Cäcilia Habicht vorsichtshalber mitgebracht hatten.

Auch die – überwiegend veganen – essbaren Köstlichkeiten schmeckten nach getaner Arbeit in freier Natur natürlich besser als in einem teuren Luxusrestaurant.