Gewerbeverein führt Taschenstationen ein – doch es gibt Anlaufschwierigkeiten 5.000 Beutel für die Berger

Sie macht es richtig: Alexandra von Winning legt ihre ungenutzten Stoffbeutel in die Taschenstation vor dem Kaufhaus Hessen. Foto: p

Bornheim (gre) – Ein hoher Plastikverbrauch ist schlecht für die Umwelt. Darauf haben mittlerweile auch viele große Marken reagiert. Einige bieten kostenpflichtige Tüten an, andere steigen auf die Variante aus Papier um. „Aber die ist in der Ökobilanz nicht besser als die Plastiktüte“, sagt Marlene Haas.

Mit ihrer Agentur „Lust auf besser leben“ aus Bornheim und dem Gewerbeverein Bornheim Mitte will sie den Tütenverbraucht auch bei den Kleinen Geschäften auf der Bergerstraße reduzieren. Die Aktion „Ich bin dabei: Plastikfrei!“ soll den Bornheimern eine Alternative bieten.

Das Prinzip ist einfach: Vor zehn Geschäften stehen seit Anfang Juni sogenannte Taschenstationen. Das sind Körbe, in denen Stofftaschen liegen. Sie funktionieren wie Bücherschränke: Wer einkaufen geht und keine Tasche dabei hat, darf sich kostenlos einen Stoffbeutel aus dem Korb nehmen. Im Gegenzug können beim nächsten Besuch ungenutzte Taschen mitgebracht werden.

Den Anreiz bieten 5000 Berger-Beutel, die in den Körben bereit liegen. Sie wurden für die Aktion produziert und durch das Wirtschaftsdezernat Frankfurt bezuschusst. 14.900 Euro hat die Stadt für das Projekt dazugegeben. Darauf der Spruch: „Länger. Netter. Berger.“

Doch nicht nur Geschäfte sind Partner der Aktion: Auch am Fünffingerplätzchen steht ein Korb. Der Pate: Das Kinder- und Familienzentrum Mukiva.

Sogar auf dem Bornheimer Wochenmarkt gibt es eine Taschenstation. Auch, wenn es dort besonders schwer ist, auf Plastik und Papier zu verzichten: „Gerade verderbliche und feuchte Waren wie Fisch können nicht ohne Weiteres in den Stoffbeutel gepackt werden“, sagt Franz Steul, Vorsitzender des Gewerbevereins Bornheim Mitte.

Noch läuft nicht alles rund: „Beim Bergerstraßenfest war unser Korb zugemüllt. Betrunkene haben ihre Flaschen darin abgestellt“, sagt Thorsten Wildhagen, Inhaber des teilnehmenden Burgerladens Wiesenlust. Ein anderes Problem: „Die Leute sehen die Beutel mit dem Berger-Logo und greifen zu. Auch, wenn sie sie gar nicht brauchen“, sagt Marlene Haas.

Das ist auch Thorsten Wildhagen aufgefallen. Er ahnt den Grund: „Viele nehmen sich nicht die Zeit, das Schild zu lesen.“ Franz Steul vom Gewerbeverein ist zuversichtlich: „Es braucht Zeit, bis die Kunden das System und unsere Idee dahinter verstehen. Aber es kommen immer mehr Fremd-Taschen dazu.“

Aktuell werden weitere 1.000 Stofftaschen produziert - ganz lokal beim Kaufhaus Hessen, das ebenfalls mit dabei ist. Schon in der kommenden Woche sollen die Beutel in den Geschäften verteilt werden. Allerdings sind die teuer: „Sie kosten in der Anschaffung sechs Euro pro Stück“, sagt Franz Steul. „Deshalb können wir sie nicht verschenken, so wie ihre 5000 Vorgänger.“ Doch noch sind genügend vom günstigen Modell da, die in der Anschaffung fünf Euro günstiger sind: „Es sind noch etwa 4.000 Stück.

Wir können noch ordentlich verteilen“, sagt Steul. Geplant war, die Aktion bis zum 17. September laufen zu lassen. „Aber es kommt natürlich darauf an, wie schnell die Taschen weggehen.“