Datenbank und Infoportal, Aufklärung und Schulung Seckbach: Akteure verabschieden „Lohrberger Erklärung“

Vertreter von Städten und Gemeinden, Landkreisen, Landschaftspflegeverbänden, Streuobst-Interessengruppen, Pomologen und viele weitere Männer und Frauen informierten sich im Main-Äppel-Haus zum Thema Streuobstwiesen. Foto: p

Seckbach (red) – „Der erste Streuobsttag im Main-Äppel-Haus am Frankfurter Lohrberg war ein voller Erfolg. Ich freue mich, dass rund 90 Teilnehmer in der Lohrberger Erklärung ganz konkrete Punkte zur Pflege und Erhaltung der Streuobstwiesen beschlossen haben“, sagte Rouven Kötter, Erster Beigeordneter des Regionalverbandes Frankfurt Rhein-Main.

Am ersten Streuobsttag nahmen Vertreter von Städten und Gemeinden, Landkreisen, Landschaftspflegeverbänden, Streuobst-Interessengruppen, Pomologen und viele weitere Männer und Frauen teil, die ein gemeinsames Ziel einte: Der Wunsch, dass die Kulturlandschaft der Streuobstwiesen auch kommenden Generationen als Identifikationsstifter, Erholungsgebiete und Nahrungslieferant zur Verfügung steht. Die „Lohrberger Erklärung“ sieht vor, dass sich der Regionalverband Frankfurt Rhein-Main als zentraler Akteur für die Streuobstwiesen in der Region einsetzen soll. Konkret soll dies in den folgenden fünf Bereichen geschehen:

1. Es soll eine Datenbank aufgebaut und gepflegt werden, in der die Streuobstwiesen, die Anzahl der Bäume, Eigentumsverhältnisse, Sorten, Alter und anderes mehr verzeichnet sind.

2. Es soll umfassende Aufklärung und Schulung betrieben werden. Die Adressaten sind die Kommunen, Schulen (jedes Kind soll in seiner Schulzeit einmal eine Streuobstwiesen-Aktion erleben), Streuobst-Engagierte und weitere Nutzer (Aufklärung über Diebstahl, Hundeverhalten etc.).

3. Es soll ein Infoportal im Internet und einen konkreten Ansprechpartner in der Region, den sogenannten Streuobstlotsen, geben.

4. Es soll eine Streuobstbörse eingerichtet werden, in der Grundstücke angeboten und nachgefragt werden können.

5. Mit einem einheitlichen Marketing sollen die Streuobstwiesen als Räume des Erlebens und Erholens bekannter gemacht werden. Damit soll auch die Lust geweckt werden, sich für Streuobst zu engagieren.

An das Land Hessen richtet die Erklärung die Forderung, den Regionalverband zur Umsetzung der Punkte finanziell angemessen zu unterstützen. „Es kam in verschiedenen Beiträgen und Gesprächen die Botschaft an, dass es zwar viele Angebote gibt, aber es fehlt an einer Koordinierung und Bündelung. Der Regionalverband kann dafür die richtige Organisation sein. Wir sind nah genug an den Kommunen dran, um konkret zu unterstützen und zu helfen. Wir werden den Inhalt der ,Lohrberger Erklärung‘ nach Wiesbaden übermitteln und finanzielle Unterstützung anfragen. Das Land muss auch ein Interesse an dieser wichtigen Arbeit haben“, so Kötter. Die Teilnehmer des Streuobsttages waren sich einig, dass das Land Hessen durchaus noch Entwicklungspotenziale hat.

Leitlinie des ersten Streuobsttages war die Frage, wie es überhaupt gelingen kann, Streuobstwiesen dauerhaft zu erhalten. Sind es doch meist ältere Menschen, die das Wissen zur Nutzung der Obstwiesen noch haben, aber oft die Pflege nicht mehr übernehmen können. Die Folge: Viele Wiesen fallen brach, das Obst bleibt ungeerntet. Es wurde nach Lösungen gesucht – es gibt viele gute Ideen in der Region. Auf besonderes Interesse stieß dabei die kombinierte Nutzung von Obstwiesen durch Pächter, die die Bäume pflegen und das Obst ernten, und einen Schäfer, der die Weiden als Viehfutter für seine Herde nutzt. „Beide haben einen Gewinn, dadurch ist es auch für die Stadt eine günstige Variante, diesen so wertvollen Kulturraum auf kommunalen Flächen zu erhalten“, sagte Ruth Karich von der Stadt Maintal.

Streuobstgebiet in Hochstadt als Beispiel

Umgesetzt wird dieses Modell bereits in der „Weidenkaute“, einem circa acht Hektar großen Streuobstgebiet in Hochstadt. Dort gibt es auch eine Streuobstlotsin, die bei fachlichen Fragen mit Rat zur Seite steht. Der Streuobsttag hat gezeigt, dass die Apfel- und Obstwiesenrouten an manchen Stellen erhebliche Mängel aufweisen. Die Beschilderung ist beschädigt oder verloren gegangen. Das Wegenetz muss dringend überarbeitet werden. Die Idee fand Anklang, die Apfel- und Obstbaumwiesenrouten neu abzugrenzen und sie mit dem erfolgreichen Netz der Regionalparkrouten weiterzuentwickeln.

Barbara Fiselius, Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbandes Main-Kinzig-Kreis, zeigte sich erfreut über den Austausch beim Streuobsttag und sagte: „Endlich können wir gemeinsam in Aktion treten, uns vernetzen und bei Bedarf unterstützen. Dabei ist es hilfreich, dass eine regionale Plattform entsteht.“ „Erhalten lassen sich die Wiesen nur, wenn viele in der Region zusammenarbeiten. Ich bin überzeugt davon, dass wir heute einen wichtigen Schritt gemacht haben, und es soll und wird nicht der letzte sein“, sagt Rouven Kötter abschließend.