Ein Roboter, der den Segen auf Hessisch erteilt Christa Lang berichtet von „Weltausstellung Reformation“

Christa Lang berichtete in der evangelischen Kirchengemeinde Fechenheim von ihren Erlebnissen bei der „Weltausstellung Reformation“. Foto: eis

Fechenheim (eis) – Zum Reformationsjubiläum gab und gibt es in diesem Jahr viele Veranstaltungen. So auch in Wittenberg, wo Luther seine 95 Thesen veröffentlichte. Die rund um die Altstadt platzierte „Weltausstellung Reformation“ lud dazu ein, sich Gedanken über die Zukunft der Kirche und die Kirche der Zukunft zu machen. Die Fechenheimerin Christa Lang war eine Woche als ehrenamtliche Helferin bei.

Für Schlagzeilen sorgte dort der „Segensroboter“ mit dem Namen „BlessU-2“. Christa Lang hat auch den Roboter in Aktion erlebt und berichtete davon im Gemeindesaal an der evangelischen Melanchthonkirche. Lang ist in der Gemeinde sehr engagiert. Zu ihrem Einsatz in Wittenberg kam sie aber durch Zufall. „Jemand erzählte mir, dass er zur Weltausstellung Reformation gehe. Daraufhin habe ich mich über die Veranstaltung informiert.“ Lang meldete sich danach als freiwillige Helferin. Verschiedene Länder und Gemeinden präsentierten sich dort. Die evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) war dabei neben dem Segensroboter auch mit der „Lichtkirche“ vertreten – ein mobiles Kirchengebäude aus Plexiglas und Holz, das von innen beleuchtet wird. Das Ziel dabei war es, das Thema „Segen“ wieder ins Gespräch zu bringen.

Fechenheimerin erzählt von der Veranstaltung in Wittenberg

„Die Ausstellung bestand aus einem Parcours mit einem Entrée, der Lichtkirche, einem Pavillon mit dem Segensroboter, „Segensschirmen“, an die die Leute selbst geschriebene Karten mit Segenswünschen hängen konnten, Infos- und Bücherständen und drei Glockentürmen“, berichtete Lang. Die Glocken mussten von Hand geläutet werden und seien sehr laut gewesen, erzählte die Fechenheimerin.

„Bei dem Segensroboter handelte es sich um einen umgebauten Geldautomaten“, berichtete die ehrenamtliche Helferin. „Er hatte einen Kopf und bewegliche Arme und konnte in sieben Sprachen segnen, darunter auch Hessisch“, schmunzelte Christa Lang. Viele Menschen hätten sich erst nicht von einem Roboter segnen lassen wollen. „Aber wenn man dann sagte, sie sollten es doch einmal probieren, haben das auch viele gemacht.“ Über einen Touchscreen konnten die Besucher zunächst die Sprache, dann die Art des Segens (Erneuerung, Ermutigung, Begleitung oder Traditionell) auswählen. Anschließend bewegte der Roboter seine Arme in die Höhe und sprach den Segen, den man dann auch noch ausgedruckt mitnehmen konnte. Anschließend verabschiedete der Roboter die Gesegneten. Etwas flapsig fand Christa Lang die Verabschiedung auf Hessisch: „Mach Dich fort!“, sagte der Roboter.

Gemischte Reaktionen auf den Segensroboter  „BlessU-2“

In einem digitalen Gästebuch konnten die Besucher dann auch ihre Eindrücke hinterlassen. „Die Reaktionen waren gemischt, aber nur die wenigsten waren wirklich negativ“, so Lang. Viele Besucher seien aus Wittenberg, Berlin, Leipzig und Potsdam gekommen und hätten keiner Kirche angehört. Dadurch hätten sie vielleicht einen anderen Bezug gehabt. „Viele haben es einfach ausprobiert und fanden es gut. Ich selbst fand es auch nicht unangenehm“, berichtete die Helferin von ihren eigenen Erfahrungen.

Am Ende des Vortrags diskutierten die Fechenheimer Zuhörer lebhaft über die Schilderungen und lehnten die Idee des Segensroboters ab, sahen darin eine Fehlentwicklung, teilweise sogar eine „Abwertung des Segens“. Pfarrerin Lieve van den Ameele, die betonte, den Roboter nicht verteidigen zu wollen, fand aber gut, dass der Roboter zum Nachdenken über den Segen anrege. So werde mancher sich vielleicht wieder bewusst, dass es andere Gelegenheiten gebe, wo man gesegnet werden könne.

Christa Lang betrachtet den Roboter als modernes Kommunikationsmittel

Christa Lang teilte diese Auffassung und sah das Ganze ebenfalls weniger kritisch: „Es ist ein modernes Kommunikationsmittel.“ Aufgefallen sei ihr, dass viele Besucher des Roboters die Segenskategorie „Ermutigung“ gewählt hätten. Sie selbst sei nach einem Gespräch mit einer Pfarrerin in Wittenberg nun dazu übergegangen, auf Glückwunschkarten immer auch „Gottes Segen“ zu schreiben. „Die Reaktionen darauf sind unterschiedlich, aber viele finden es gut.“