Wo Azubis ihre Farben selbst anrühren lernen Malerinnung vermittelt alte Techniken

Bei der Malerinnung an der Hanauer Landstraße können Auszubildende und Gesellen im Förderkurs „Montagsmaler“ traditionelle Handwerkstechniken erlernen. Die Frankfurter Handwerksstiftung unterstützt das Angebot mit Fördermitteln in Höhe von 3000 Euro. Foto: eis

Fechenheim (eis) – „Die Montagsmaler“ – das ist nicht nur der Name einer einstmals sehr beliebten Fernsehsendung, sondern so heißt auch ein Förderkurs der Maler- und Lackiererinnung Rhein-Main. Schauplatz sind Räume an der Hanauer Landstraße, welche die Innung im Januar neu bezogen hat.

Dabei können Auszubildende ab dem dritten Lehrjahr und Gesellen bis zum Alter von 30 Jahren jeden Montagabend drei Stunden lang alte, traditionelle Handwerkstechniken erlernen. Die Teilnahme ist freiwillig und erfolgt neben der normalen beruflichen Tätigkeit. Persönliches Interesse und Engagement der jungen Handwerker ist also gefragt und auch ausdrücklich erwünscht.

Junge Maler bekommen Lust am Experimentieren

Felix Diemerling, Geschäftsführer der Maler- und Lackiererinnung Rhein-Main, findet es toll, dass sich so viele junge Maler dabei engagieren: „Momentan haben wir elf Teilnehmer, maximal sind 15 möglich, bei einer so disziplinierten Gruppe wie dieser könnten es auch 20 sein. Wir wollen, dass die jungen Menschen wirklich aus eigenem Antrieb und Interesse teilnehmen. Sie sollen auch Lust am Experimentieren bekommen, lernen, selbst wieder Farben anzurühren und nicht nur industrielle Fertigprodukte zu verarbeiten.“

Traditionelle Methoden haben Potenzial für die Zukunft

Zu den Techniken, welche die Kursteilnehmer erlernen, gehört neben Marmorierung, Stuck gießen, Graumalerei und alten Schriften beispielsweise das Versilbern, das mit dünnen Aluminiumfolien geübt wird. Malermeister Norbert Dieter, der gemeinsam mit seinem Kollegen Norbert Dehmel den Kurs leitet, sieht in solchen Methoden durchaus Zukunftspotenzial: „Viele der alten Techniken sind nachhaltiger als das, was heutzutage gemacht wird.“ Als Beispiel nannte er die Verwendung der früher üblichen Leimfarbe, die nur aus Leim und Kreide besteht. Diese konnte einfach wieder abgewaschen werden. „Bei den heutigen Dispersionsfarben wird dagegen eine Schicht über die andere gemalt, die Wand kann nicht mehr atmen und plötzlich fängt die Wand an zu schimmeln“, erklärt Dieter. Jürgen Jobmann, Obermeister der Maler- und Lackiererinnung Rhein-Main, sieht dies ebenso: „Leimfarbe erfüllt alle Kriterien einer ökologischen Farbe. Dennoch wird sie nie einen Blauen Engel bekommen, denn Voraussetzung dafür ist, dass ein Giftstoff herausgenommen wird. In Leimfarbe ist aber gar kein Giftstoff drin.“

Alte Schriften statt hässlicher Leuchtreklamen

Jobmann ist selbst Restaurator und damit in traditionellen Handwerkstechniken bewandert. Er sieht das Potenzial für die Kursteilnehmer aber nicht nur darin, später einmal Kirchen und Schlösser wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. „Es gibt auch viele alte Wohn- und Geschäftshäuser, wo so etwas angewendet werden kann. Statt hässlicher Leuchtreklamen könnten beispielsweise auf Gebäuden wieder alte Schriften passend zum Baustil aufgebracht werden“, findet der Obermeister.

Die Frankfurter Handwerksstiftung, deren Zweck die Förderung des Frankfurter Handwerks ist, hält dieses Angebot ebenfalls für unterstützenswert. In der vergangenen Woche wurde ein Scheck mit Fördermitteln in Höhe von 3000 Euro übergeben. Wirtschaftsdezernent Markus Frank überbrachte den Zuschuss in Begleitung von Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler, Dr. Christoph Riess, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Oliver Schwebel, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH und Hans Joachim Wolff, Abteilungsleiter Gewerbeberatung, Stadtteilmanagement & Existenzgründung.

Markus Frank begrüßt das Projekt „Montagsmaler"

Stadtrat Frank, der selbst eine handwerkliche Ausbildung absolviert hat, freute sich darüber, dass so viele junge Menschen ein Handwerk erlernten. „Der Vorteil daran ist: Man sieht abends, was man tagsüber gemacht hat. Das ist in der Politik nicht immer so“, scherzte Frank. Es sei gut, dass die Kursteilnehmer diese traditionellen Techniken erlernen wollten. „Sie wollen ja auch in ihrem schönen Beruf etwas Besonderes liefern“, rief der Stadtrat den Teilnehmern zu.

Ehrenobermeister Peter Mensinger bedankte sich für den Zuschuss. Er selbst habe in seiner Ausbildung noch fast alle der bei den „Montagsmalern“ geübten Techniken erlernt. Dennoch sei dies nicht nur Nostalgie, sondern wichtig für den Denkmalschutz, aber auch den Erhalt von Wohnhäusern und Büros. „Ohne die alten Techniken würde es auch die neue Bebauung am Dom und Römer nicht geben“, sagte Mensinger. Zudem wirke es sich auf die Qualität der Arbeit aus, die die Teilnehmer abliefern. Norbert Dieter brachte das abschließend mit einem Satz auf den Punkt: „Montagsmaler, die sind klasse!“