Knapp 200 Werke von Gerhard Haderer im Caricatura Museum ausgestellt „Caravaggio der komischen Kunst“

Maren Kroymann mit einer Videobotschaft zur Eröffnung der Ausstellung vor dem Caricatura Museum. Bild: -

Altstadt (jf) – Gerhard Haderer, der „Caravaggio der komischen Kunst“, wie es Achim Frenz, Leiter des Caricatura Museums, einmal formulierte, ist erneut in Frankfurt mit rund 200 Werken zu Gast. Bereits 2011, drei Jahre nach Eröffnung des Museums im Leinwandhaus, gab es eine erfolgreiche Haderer-Exposition. „Wir begrüßen den Meister, nicht den alten Meister“, sagte Frenz und spielte damit auf die Ölgemälde – Highlight der Ausstellung – an.

Haderer, 1951 in Leonding in der Nähe von Linz in Österreich geboren, entdeckte schon als Kind das Zeichnen für sich. Er absolvierte eine Ausbildung zum Grafiker, war ab 1974 erfolgreich für verschiedene Werbeagenturen tätig. Mit 30 Jahren begann er neu. Auf einem Fest mit Freunden verbrannte er seine bisherigen Werbe-Arbeiten.

„In Österreich spielten sich Dinge ab, denen man nur mit Karikaturen begegnen konnte“, kommentierte er diesen Schritt. Seine fotorealistischen Darstellungen sind gefragt, seine künstlerischen Fähigkeiten und seine Handwerkskunst werden geschätzt. Doch verbiegen will sich Haderer nicht: Aufträge, die mit Sicherheit gutes Geld eingebracht hätten, lehnte er ab – weder für den Red-Bull-Chef Dieter Mateschitz noch für den FIFA-Präsidenten Sepp Blatter wollte er arbeiten.

1984 erschien Haderers erste Karikatur auf der Satirezeitschrift „Watzmann“. Andere Magazine wurden auf den Künstler aufmerksam; Haderer zeichnete unter anderen 1991 bis 2016 für den „Stern“, darunter nach dem Attentat auf die Redaktion von Charlie Hebdo 2015 ein Protestplakat mit Hunderten spitzen Buntstiften, die einen bewaffneten Maskierten umzingeln.

1991 erschien Haderers erstes Kinderbuch „Das große Buch vom kleinen Oliver“, der Künstler entwarf außerdem Handpuppen und Stücke. 1997 erblickte das Comic-Format „MOFF“, „Haderers feines Schundheftl“, mit kleinformatigen Zeichnungen in Schwarz-Weiß das Licht der Welt. Im Gegensatz dazu sind Georg Haderers Blätter, für die er zehn bis zwölf Stunden braucht, detailreich und liebevoll ausgearbeitet. Er zeigt das Grauen hinter dem Idyll.

Der wohl extremste Gegensatz zu den schnell skizzierten Comic-Strips sind seine in den vergangenen Jahren entstandenen Ölbilder, für die er gut drei Monate pro Werk benötigt. 26 sind in der Ausstellung zu sehen. Die großen Formate von 250 Zentimeter auf 180 Zentimeter überwältigen. Lapidar erklärte der Künstler dazu: „Größer ging nicht, sonst hätten sie nicht durchs Treppenhaus gepasst.“

Haderer, das sei „Rebellion auf dem Papier, sich einmischen, die Gesellschaft aufmischen, bloßstellen“, bemerkte Achim Frenz. Für die 2002 erschienene Publikation „Das Leben des Jesus“ hagelte es Anzeigen in Österreich und in der Tschechischen Republik. In Griechenland wurde er in Abwesenheit sogar zu einer sechsmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt. In der Berufungsverhandlung wurde er aber freigesprochen.

2017 gründete der Künstler die „Schule des Ungehorsams“ in Linz und lädt alle zum Ausbruch aus gängigen Konventionen und Denkschablonen ein. Diese Schule regt zum kritischen Diskurs an, will die Menschen aktivieren.

Im März 2021 sorgte Haderer zusammen mit der Initiative „Courage – Mut zur Menschlichkeit“ für besonderes Aufsehen. Mit einem 230 Quadratmeter großen Plakat des „Herzlosen Kanzlers“ Sebastian Kurz an einer viel befahrenen Kreuzung protestierte er gegen die Migrationspolitik der österreichischen Regierung.

„Gerhard Haderer wanzt sich nicht an niedere Publikumsinstinkte heran. Seine Kunst erhebt den Geist“, sagte die Schauspielerin, Kabarettistin und Sängerin Maren Kroymann in einer Videobotschaft zur Eröffnung der Exposition. Die Ausstellung im Caricatura Museum, Weckmarkt 17, ist bis 17. September zu sehen. Infos gibt’s online auf caricatura-museum.de.

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