Martin Sonntag zieht nach 100 Tagen Caricatura-Leitung eine erste Bilanz Kontrapunkt zur Erregungsgesellschaft

Martin Sonntag vor einem Plakat zur erfolgreichen Loriot-Ausstellung. Bild: Jeannette Faure

Altstadt (jf) – „Alles wird anders und bleibt gleich“, fasste Martin Sonntag, seit Jahresbeginn Leiter des Caricatura-Museums, Bilanz und Vorschau sehr kurz zusammen. Einen riesigen Erfolg kann er bereits verbuchen; in der Loriot-Ausstellung begrüßte er kürzlich die 100.000. Besucherin mit Familie. Die Loriot-Schau „Ach was. Loriot zum Hundertsten“ wurde bis zum 12. Mai verlängert. „Dieses große Interesse ist das Verdienst des Teams und des im Oktober 2023 verabschiedeten Ausstellungsmachers Achim Frenz, der am 11. März unerwartet gestorben ist. Dieser Tod hat uns alle sehr bewegt. Ich kannte Achim seit 30 Jahren, er wird uns fehlen.“

Martin Sonntag, der seit 1994 in der Caricatura Galerie Kassel arbeitete und sie seit 2000 leitete, wird seinen Vorgänger in Frankfurt nicht vergessen: „Im Sinne von Achim werden wir den Weg zur Weltherrschaft der Komik weiter beschreiten.“ Überhaupt sei Frankfurt mindestens seit 1848 Bundeshauptstadt der komischen Kunst. „Und die Caricatura ist das Kanzleramt“, erklärte Sonntag. Das Museum bleibt der Frankfurter Neuen Schule treu, will jedoch auch den Nachfolgern von F. W. Bernstein, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, Hans Traxler und F. K. Waechter ein Podium bieten. Die gegenwärtig bestehenden fünf Kabinette, in denen die Werke der Künstler in der wechselnden Dauerausstellung zu sehen sind, sollen neu gestaltet und um ein Kabinett erweitert werden, um dort kurzfristig kleine Präsentationen zu zeigen und Ausflüge in Nachbardisziplinen wie Comic und Graphic Novel zu unternehmen.

Was bleibt, ist das Elch-Logo der Caricatura. Auch das Festival der Komik auf dem Weckmarkt zum Museumsuferfest Ende August wird weitergeführt. Man darf auf die diesjährige XII. Auflage gespannt sein.

Schon eher im Jahr, nämlich im Mai, findet eine Exposition zu Hans Traxler statt, der am 21. Mai seinen 95. Geburtstag feiert. Neue Werke aus den vergangenen drei Jahren werden im Kabinett zu bestaunen sein.

Ab 30. Mai ist im Erdgeschoss der Wuppertaler Zeichner und Cartoonist André Poloczek alias Polo mit seinen Arbeiten zu Gast. Ab September widmet sich das Haus dem Sondermann-Schöpfer Bernd Pfarr (1958 bis 2004).

„Wir haben viele Aufgaben vor uns, und das ist schön“, sagte Sonntag. Tatsächlich gibt es einiges zu tun: Ein Vermittlungskonzept muss erarbeitet, die Zusammenarbeit mit Schulen verstärkt, öffentliche Führungen erweitert, Kooperationen realisiert und Frauen stärker ins Blickfeld genommen werden. Die Caricatura-Bestände sind seit Eröffnung des Hauses 2008 stetig angewachsen. „Mit diesem Problem stehen wir in Frankfurt nicht alleine da. Auch andere Institute platzen aus allen Nähten. Da besteht großer Handlungsbedarf“, bemerkte der Leiter des Museums für Komische Kunst.

Das Titanic-Motto „Pro bono, contra malum“ (für das Gute, gegen das Schlechte/Böse) gelte weiterhin. „Wir wollen in der Caricatura einen Rahmen für Diskussionen bieten, der Erregungsgesellschaft etwas entgegen setzen“, stellte Sonntag klar. Was sich allerdings nicht ändert: „Das Haus ist und bleibt der Qualität verpflichtet.“