Ausstellung zum 100. Geburtstag von Loriot im Caricatura Museum Wum, Wendelin, Ente und Steinlaus

Till Kaposty-Bliss (von links), Achim Frenz und Thomas Kronenberg freuen sich über Loriots Werke in der neuen Ausstellung. Bild: Faure

Altstadt (jf) – „Früher war mehr Lametta.“ Längst ist der Spruch von Opa Hoppenstedt auf der Familienweihnachtsfeier zum geflügelten Wort geworden. Die Ausstellung „Ach was. Loriot zum Hundertsten“ im Caricatura Museum, Weckmarkt 17, lässt die Besucher nicht nur alte Bekannte entdecken wie Wum, den Hund mit wahlweise einem senkrecht abstehenden oder waagerecht verknoteten Ohr, seinen Freund, den Elefanten Wendelin, die seltsame Steinlaus und die wunderbaren Sketche mit der kongenialen, bereits im Oktober 2007 verstorbenen Partnerin Evelyn Hamann. „Wir haben von Zeichnungen bis zu Opernszenen alles in 13 Kapiteln chronologisch angelegt“, erläutert Kurator Thomas Kronenberg. Das Besondere an dieser Exposition sind die ersten, frühen Zeichnungen, Werbegrafiken und Loriots letzte Werke. „Eigentlich würden alle seine Arbeiten eine Messehalle füllen, aber unser Platz im Museum ist leider begrenzt“, ergänzt Kurator Till Kaposty-Bliss.

Die Kapitelüberschriften sind eine Art Jodelschule und erinnern an einen skurrilen Sketch mit Evelyn Hamann. 705 Objekte – Zeichnungen, Gemälde, Fotos, Videos, Drucke, Bücher, Figuren, Tonbänder, Modelle – sind auf drei Ebenen im Museum für Komische Kunst zu entdecken. Die Lounge wurde in einen kleinen Kinosaal umgewandelt, dort sind Kurzfilme zu sehen. „In einer Kooperation mit dem Deutschen Filminstitut kann man die beiden Filme ‚Ödipussi’ und ‚Pappa ante Portas’ sowie ‚Loriots große Trickfilmrevue’ im Kino des Filmmuseums neu oder wieder entdecken“, fügt Achim Frenz. Leiter des Caricatura Museums, hinzu. Ihm ist es gelungen, zum Abschluss seiner Tätigkeit für die Sichtbarkeit und Anerkennung der komischen Kunst diese große Loriot-Retrospektive nach Frankfurt zu holen. „Loriot hatte enge Beziehungen zu den Künstlern der Neuen Frankfurter Schule“, bemerkt Frenz. Er schätzt den Ausnahmekünstler, der nicht nur zeichnete, malte, Drehbücher schrieb, selbst spielte, Opern inszenierte und die erste und einzige Dokumentarsendung „Cartoon“ ins Fernsehen brachte, als „größten deutschen Humoristen“. Ähnlich sieht das Laudator Hans Traxler: „Man sagt, dass komische Kunst eine kurze Verfallszeit hat. Das trifft allerdings nicht auf Vicco von Bülow (Loriot) zu.“ Das Adelsgeschlecht derer von Bülow im Mecklenburgischen geht bis ins zwölfte Jahrhundert zurück, neben zahlreichen Diplomaten gibt es in der Familie sogar mit Bernhard Fürst von Bülow einen Reichskanzler. „Das war kein Biotop, in dem Humoristen wachsen“, sagt Traxler.

Loriot, der seinen Künstlernamen, die französische Bezeichnung für Pirol, dem Familienwappen entlehnte, ging einen anderen Weg. „Die Zeitgenossenschaft mit diesem großen Künstler ist ein Glück“, sagt der Laudator, der trotz verlockender Angebote nicht den Fehler machte, Loriots Reihe „Cartoon“ fortzusetzen. So blieb die Reihe einmalig und schrieb von 1967 bis 1972 Fernsehgeschichte. Die Ausstellung ist bis 25. Februar zu sehen. Eine Aktion ist zum 100. Geburtstag Loriots, 12. November, geplant: Badeenten, wie im Sketch „Herren im Bad“, sollen auf die Fensterbank gestellt, ein Foto kann mit #achwas gepostet werden.