Acht Bücher aus acht Frankfurter Verlagen in acht Stunden: Der 19. lange Tag der Bücher Familiensaga, Morde, Live-Zeichnungen und Lyrik

Susanne Popp (Autorin der Ronnefeldt-Saga) und Carla Grosch vom Fischer Verlag im Gespräch.

Frankfurt (jf) – „Es sind schon erfreulich viel Interessierte zum 19. langen Tag der Bücher ins Haus am Dom gekommen“, stellte Organisator Florian Koch kurz vor der Eröffnung fest. Tatsächlich war der Saal im ersten Stock gut besucht. Im Foyer bauten die Bouquinisten ihre Stände auf, im dritten OG standen Lesetische zum Schmökern, vor dem Saal bot die Karl-Marx-Buchhandlung Lesestoff an.

Koch erinnerte zunächst an den im November gestorbenen Verlagsbuchhändler, Herausgeber und Gründer der Edition Faust, Werner Ost, und an den im Dezember gestorbenen langjährigen Leiter der Romanfabrik Michael Hohmann. „Das ist auch eine Zäsur für diese Veranstaltung“, bemerkte der Organisator.

Der S. Fischer Verlag eröffnete den Büchertag. Im Fokus stand die dreibändige Familiensaga um Ronnefeldt: „Das Erbe der Teehändlerin“. Vorgestellt wurde der historische Roman von Autorin Susanne Popp und Lektorin Carla Grosch.

Es geht um das Frankfurter Unternehmen J. T. Ronnefeldt, das 2023 sein 200-jähriges Bestehen feiert. „Das Teehaus trägt noch immer den Namen des Gründers Johann Tobias Ronnefeldt, obwohl dieser 1845 starb. Seine Witwe Friedericke, die fünf Kinder großziehen musste, kümmerte sich um das Unternehmen – keine leichte Aufgabe, schon gar nicht im 19. Jahrhundert“, erklärte Susanne Popp. „Aber Hauptdarsteller in der Saga ist das alte Frankfurt“, ergänzte sie. Damit wird auch die damalige Frankfurter Gesellschaft geschildert, noch heute bekannte Namen tauchen auf. Popp recherchierte viel für ihre Bücher. Das Problem: „Die Quellenlage zur Tätigkeit der Frauen war dürftig.“ Dennoch entstand eine nicht nur für Teetrinker fesselnde Trilogie.

In der zweiten Runde stellten Lektor Robin Schmerer und Autorin Lena Elfrath „Leicht wie Blei“ vor. Der Roman erschien in der 2021 gegründeten Edition W. Das Buch beruht auf einem tatsächlichen Ereignis: Ein Mädchen, jahrelang vom eigenen Vater missbraucht, tötet diesen mit acht Schüssen. Keine Notwehr, sondern Vorsatz. Lena Elfrath hat mit der inzwischen älteren Täterin stundenlang gesprochen. Sie wurde damals zu drei Jahren Jugendhaft verurteilt, empfand das Gefängnis als Befreiung – dort durfte sie erstmals Hosen tragen, ohne Angst schlafen, zu sich kommen. „Freiheitsthemen liegen mir am Herzen. Der Roman soll nicht nur aufklären, sondern auch Lösungen anbieten. Es geht nicht nur um die Tat, um die krasse und gefährliche Wirkung von Mythen, auch Freundschaft und Heilung spielen eine Rolle.“

Matthias Zimmer, Autor des nächsten Buches, stellte gleich zu Beginn des Lesegesprächs klar: „Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.“ Zimmer, von 2009 bis 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages, legte seinen ersten Krimi „Der tote Bundestagsabgeordnete“ vor und unterhielt sich darüber mit Christina Henrich-Kalveram, Geschäftsführerin der Henrich Editionen.

Der Frankfurter Bundestagsabgeordnete Florian Ronnekämper wird in Bergen tot aufgefunden. Das Ermittlerteam Joachim Holtkotte, schon lange dabei und eingefleischter Chauvinist, und Catalina Tiburtius, eine junge Feministin, gehen auf Spurensuche. Kann das gut gehen und erfolgreich sein?

Literaturorganisator Lothar Ruske und Autorin Ursula Neeb präsentierten anschließend den im Societäts-Verlag erschienenen Krimi „Weihrauch“.

In der fünften Stunde sprachen Sonja Vandenrath, Kulturamt, und die Schauspielerin Alice von Lindenau über Britta Boerdners Roman „Es geht um eine Frau“, erschienen in der Frankfurter Verlagsanstalt. Texte von Anna Gmeyner standen im Mittelpunkt des Gesprächs von Thomas Maagh, Verlag der Autoren, mit Lisette Bucholz, Persona Verlag. Illustrator Alexander Pavlenko bestritt mit Harry Oberländer den siebten Part des langen Tags der Bücher. Im Fokus stand E. T. A. Hoffmanns „Meister Floh“, erschienen in der Edition Faust.

Lyrik beschloss die Veranstaltung. Verleger Axel Dielmann unterhielt sich dazu mit Judith Hennemann, Ralf-Rainer Rygulla, Martin Westenberger und Ewart Reder.