Bäppi präsentiert Songs und Anekdoten aus 30 Bühnenjahren Eine grandiose Zeitreise

Beim Finale stehen (von Links) Carsten Wolf, Michael Kargus, Eva Völl, Bäppi, DJ P und Taunus Thomas auf der Bühne. Bild: Faure

Innenstadt (jf) – Zum zweiten Mal im Mozartsaal der Alten Oper: Nach seiner (wegen Corona verschobenen) 60. Geburtstagsfeier präsentierte Bäppi alias Thomas Bäppler-Wolf nun ein furioses Programm. Hinter dem Vorhang bellt Hund Ramses, zwei Besucher babbeln im Off. Dann betritt Bäppi im rot-golden schimmernden Overcoat mit passender Weste und Hose die grün-rot erleuchtete und von Sternen funkelnde Bühne. Und singt ein Lied aus „Pocahontas“. Ist das Aneignung fremden Kulturguts? „Keinesfalls“, erklärt der Entertainer, „wenn die afrikanischen Sklaven ihre Banjos nicht mit nach Amerika gebracht hätten, wüssten die Cowboys gar nicht, was sie am Lagerfeuer singen sollten.“ Und gleich noch ein Hinweis: „Meine Show ist absolut genderfrei. Gendern bedeutet für mich, wenn in Sachsen ein Boot untergeht.“

„Manche werden denken: 30 Jahre, ganz schön viel. Also gesanglich ist er besser geworden mit der Zeit.“ Diese Selbsteinschätzung stellt er in den nächsten knapp drei Stunden unter Beweis – trotz Halsschmerzen. Musikalische Unterstützung erhält Bäppi von den Bühnenkollegen Gabriel Groh am Keyboard und Matthias Ladewig am Schlagzeug. „Ich habe ja 2019 aufgehört mit den Fummel-Shows und mit dem Theatrallalla. Es waren lustige Zeiten. Die CD mit ‚Angela, du goldisch Maus’ habe ich von der Kanzlerin signiert zurückgeschickt bekommen“, erinnert sich der Travestiekünstler – und dankt dem Schicksal: Bäppi hat die Theaterschlüssel am 8. Januar 2020 abgegeben, im März folgte der Shut Down. Dean Martins „Ain’t that a Kick in the Head“ und „The Lady is a Tramp“ (auf Deutsch) erhalten viel Applaus. „Sinatra und Dean Martin liegen mir halt.“

Dann wird der erste Gast herzlich begrüßt: „Eva Völl war immer meine Tochter, mal war ich ihre Mutter, mal ihr Vater“, erklärt Bäppi. Dann singen sie gemeinsam „Something Stupid“. Weihnachtlich wird es mit „Feliz Navidad“: „Ich staune immer noch über den Musiker José Feliciano, wie man mit so wenigen Zeilen so viel Geld verdienen kann“, bemerkt Bäppi. Weitere Weihnachtslieder und -geschichten folgen. Sowie ein Hinweis auf die Loriot-Ausstellung im Caricatura Museum, die bis 12. Mai dauert. Michael Kargus, der mehr als tausend Mal in der Berliner „Bar jeder Vernunft“ als Conférencier im Musical „Cabaret“ zu sehen war, kommt unter Beifall dazu. Das Duett „We need a little Christmas“ (Jerry Herman) wird von beiden mit Tanzeinlagen ergänzt.

Weitere Gäste sind Taunus Thomas und DJ P: Als Trio singen sie mit Bäppi „Eine Muh, eine Mäh“. Anschließend folgt ein nachdenkliches Lied, das die Gegenseitigkeit betont. Bäppi dichtet „When you’re good to Mama“ aus dem Musical „Chicago“ auf Deutsch um und bezieht die Verse auf sich.

Musicals seien seine Welt: Es begann vor vielen Jahren mit „Hallo Dolly“ und Barbra Streisand. Ein Lieblings-Musical sei „Cabaret“. Erstmals singt Kargus an diesem Abend den Titelsong – und erhält Standing Ovations. Auch Bäppis Mann Carsten Wolf kommt für ein Lied auf die Bühne und Gabriel Groh ergänzt Bäppis Programm mit kleinen Slapstickeinlagen. Ganz großes Kino ist auch der Auftritt im schimmernden Abendmantel von Norma Desmond aus „Sunset Boulevard“, die Stimme leiht Daniela Ziegler, Gestik und Mimik zeigt Bäppi meisterhaft. Fast drei Stunden beste Unterhaltung und eine grandiose Bäppi-Show.