„Lesung unter Bäumen“ mit Bäppi im Lehrgarten des OGV Blauer Bock bevorzugt

Thomas Bäppler-Wolf (links) und OGV-Vorsitzender Christian Emmel im Lehrgarten des Vereins. Bild: Faure

Bergen-Enkheim (jf) – Richtiges Aprilwetter war für den Sonntag, an dem die beliebte Reihe „Lesung unter Bäumen“ stattfinden sollte, angekündigt. Aber der Obst- und Gartenbauverein (OGV) Bergen-Enkheim ließ sich von solchen Prognosen nicht davon abbringen, die Lesung im schönen Lehrgarten hinter dem Schützenhaus zu veranstalten. Die Apfelweinbänke standen unter Pavillons, Vorlesetisch und Stuhl waren gleichermaßen überdacht. Gute Vorbereitung.

Bäppi alias Thomas Bäppler-Wolf, schick im karierten roten Dreiteiler mit passender Mütze, trotzte ebenfalls dem angekündigten Nass. Und siehe da, schon lichtete sich der Himmel, neugierig lugte die Sonne hervor.

Christian Emmel, Erster Vorsitzender des OGV, begrüßte die Gäste. Bäppi, der vor zehn Jahren schon einmal im Lehrgarten gelesen hatte, sagte den Gästen launig: „Willkommen in Bergen-Enkheim-Wacken!“ Der Entertainer begann die Veranstaltung mit den allseits bekannten Stoltze-Versen: „Es will mer net in de Kopp enei, wie kann nur e Mensch net von Frankfort sei!“ Von Stoltze kam Bäppi auf den „Blauen Bock“ zu sprechen: „Als Kinder war das Horror für uns. Aber jetzt? Ehrlich gesagt, schau ich mir heute lieber einen ‚Blauen Bock’ von 1974 als ein ‚Dschungelcamp’ von 2023 an.“ Beifall unter den Dächern und Bäumen. Bäppi plauderte ein bisschen über den Kollegen Heinz Schenk, der wie kaum ein anderer über Jahrzehnte den gemütlichen, provinziellen und gleichzeitig weltoffenen Hessen verkörperte.

Bäppi, der nach Schließung des legendären „Theatrallalla“ an der Friedberger Landstraße viele neue Formate, darunter auch weitere Stadtführungen, entwickelt hat, erzählte von Rosemarie Nitribitt, die einen schwarzen Mercedes 190 SL mit roten Ledersitzen und Weißwandreifen fuhr.

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„Sie hatte eine Luxuswohnung in der Stiftstraße. Und wissen Sie, wer das Auto nach ihrer Ermordung, die bis heute nicht aufgeklärt wurde, gekauft hat?“ Kopfschütteln im Publikum. „Die Eltern von Karl Lagerfeld. Und er hat das Teil zu Schrott gefahren.“ Aha, wieder was erfahren.

Nach der Pause mit leckerer Fleischwurst und selbst gekeltertem OGV-Apfelwein sprach Bäppi über seine Vorbilder. Das seien zunächst die Travestiekünstler Mary und Gordy (Georg Preuße und Reiner Kohler) gewesen. Außerdem Gerd Fröbe, Jerry Lewis und Heinz Erhardt. Da durfte das Gedicht „Die Made“ nicht fehlen. Und ein paar Schüttelreime wie: „Viel Wasser trinkt der Vierbeiner, der Mensch, der findet Bier feiner.“

Bäppi hat im vergangenen Jahr sein Buch „Wasse schon immer iwwer Frankfort wisse wollde …“ im Eigenverlag herausgebracht. Anlass war eine Kooperation mit Radio Frankfurt und die Beantwortung von Hörerfragen. Nun wissen Hörer und Leser auch, dass es zwei Goldene Bücher der Stadt gibt, das erste (1903 bis 1967) hat 417 Eintragungen, das zweite bereits mehr als 320. Der bundesweit schnellste Fahrstuhl mit sieben Metern pro Sekunde befindet sich im Maintower. „Wissen Sie, wie viele Rauten ein Geripptes hat?“ Keine Ahnung. Bäppi verriet es: „144. Immer, egal ob Halbliter oder Beschisserglas.“ Was bitte? „Irgendwann ist das 0,3-Liter-Glas bei gleichem Preis auf 0,25 Liter umgestellt worden. Und hatte dann prompt seinen Namen weg“, klärte der Experte auf.

Die kurzweilige Lesung unter Bäumen, die ab und an von Regentropfen begleitet wurde, die jedoch niemanden in die Flucht schlugen, endete mit einem Lied von Heinz Schenk: „Es ist alles nur geliehen, hier auf dieser schönen Welt, es ist alles nur geliehen, aller Reichtum, alles Geld.“ Die Musik dazu kam vom Handy. Mit diesen Worten entließ Bäppi seine Zuhörer, die ihm mit viel Beifall dankten.