Den Anwesenden ist der Liedermacher und Poet nicht zuletzt durch sein Lied vom alte Grießbrei bekannt. Das stimmte er aber erst zum Schluss seines fast dreistündigen Programms als Zugabe an – nachdem seine Zuhörer den Gassenhauer lautstark eingefordert hatten und begeistert mitsangen. Weisbeckers neues Programm heißt „Lieder, Geschichte un Blues“. Es bringt lustige und traurige Lieder auf die Bühne, die aber eines nie entbehren: Weisbeckers tiefgründigen Humor.
Rainer Weisbecker kann auch traurig
Der Musiker begann mit Gitarre und Mundharmonika mit dem Odenwälder Lied über die Scholze Gret, das, wie er versprach, das traurigste Stück seines neuen Programms sein würde, denn es erzählt von einem Mann, der keine Frau bekommt, weil ihn keine beachtet. Die Heimatverbundenheit der Stücke drückt sich nicht nur in der Frankfurter Mundart aus, in der sie gesungen werden, sondern auch in der Nennung vieler Frankfurter Orte und der familiären Eingebundenheit Weisbeckers, der 1953 im Frankfurter Stadtteil Niederrad geboren und ebendort aufgewachsen ist. Beide seiner Eltern stammten aus Niederrad und auch die Generationen davor. Weisbecker ist nicht in der Stadtteilprovinz hängengeblieben, sondern hat eher zurückgefunden zur traditionellen Mundart oder besser ausgedrückt: Hat den Sinn für seine Wurzeln stets wach gehalten, während er der Heimat fern war und in Kanada und andernorts nach originären musikalischen Strömungen und Gedankenfreiheit fahndete.
Weisbecker ist seit fast 20 Jahren Mitglied bei Rezi Babbel
Acht Bücher mit Gedichten und Geschichten hat der sympathische Liedermacher seit 1998 publiziert und fünf CDs mit Liedern im Frankfurter Dialekt eingespielt. Freischaffend als Mundartdichter verdingt sich Weisbecker mit Soloabenden in verschiedenen Theatern der Region bereits seit 16 Jahren und das sehr erfolgreich. Seit fast 20 Jahren ist er außerdem Mitglied des Ensembles Rezi Babbel, ein in interessierten Kreisen bekanntes Frankfurter Mundart-Rezitations-Theater, das bereits mehrmals bei der Lesung unter Bäumen zu Gast war – zuletzt im vergangenen Jahr.
Das Publikum war im zweiten Teil des Programms ausdrücklich aufgefordert, Musikwünsche zu äußern, denen Rainer Weisbecker eifrig nachkam. Mit Zylinder und Konzertina, einem Handzuginstrument ähnlich einem Akkordeon, begleitete sich jetzt der Liedermacher. Mit dem Lied „De Rattegickel aus de Unnergass“ beendete der Musiker das bunte Programm. Christian Emmel, Vorsitzender des OGV, bedankte sich im Namen aller Gäste für das wunderbare Programm. Weitere Informationen unter www.mundartprojekte.de.