Der TV Bergen-Enkheim feiert 150-jähriges Bestehen So alt wie Deutschland

Hoch hinaus: Die Herrenturngruppe des TV bei einem Wettbewerb 1960. Bild: Vereinsarchiv/rus

Bergen-Enkheim (rus) – Am 30. Juni ist es auf den Tag genau 150 Jahre her, dass sich 18 junge Bergen-Enkheimer zusammenfanden, um den Turnverein (TV) Bergen-Enkheim zu gründen. Dieser Verein hat sich im Lauf der Jahrzehnte von einem kleinen Turnverein zu einem Sportverein mit einem breiten Angebot entwickelt. Was hat sich verändert, was ist gleichgeblieben? Ein Rückblick:

Der Verein wurde 1874 in der Röhrborngasse in Bergen-Enkheim gegründet, ohne Sportplatz oder Turnhalle. Damit ist der TV-Bergen-Enkheim nur drei Jahre jünger als die Deutsche Einigung (1871). Bereits im Jahr nach der Gründung nahmen die Gründer als Verein an Kreiswettkämpfen teil. Damit war der Turnverein offiziell als Verein registriert. 1884 wurde der erste Turnplatz des Vereins an der Vilbeler Landstraße eingeweiht. 20 Jahre später wurde auf diesem Gelände auch mit dem Bau der ersten Turnhalle begonnen.

Während das Turnen im Verein zunächst nur den Männern vorbehalten war, wurde 1911 die erste Damenriege gegründet. Weitere Abteilungen wie eine Fechtgruppe oder ein Spielmannszug entstanden und verschwanden mit dem Zeitgeist und der Nachfrage. Inzwischen ist der Verein nur noch dem Namen nach ein reiner Turnverein. Das tatsächliche Angebot ist wesentlich vielfältiger.

In der Reichspogromnacht 1938 wurde unter anderem der damalige Vorsitzende des TV-Bergen-Enkheim, Leopold Ehrmann, wegen seiner jüdischen Abstammung verhaftet und in ein Konzentrationslager verschleppt. An sein ungeklärtes Schicksal erinnert heute die Leopold-Ehrmann-Straße.

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In den 70er Jahren beschloss der Verein, die alte Turnhalle abzureißen und eine neue am Landgraben zu bauen. 1974 fand die Einweihungsfeier mit dem damaligen Oberbürgermeister Rudolf Fey statt. Diese Turnhalle ist bis heute in Betrieb und Trainingsstätte für viele Sportgruppen des Vereins.

Derzeit besteht der TV Bergen-Enkheim aus elf Abteilungen. Neben dem klassischen Turnen gibt es auch Angebote für Handball, Tischtennis oder Volleyball, um nur einige zu nennen. „Wir versuchen immer wieder, neue Kurse anzubieten“, sagt der amtierende Vereinsvorsitzende Matthias Hommel. „Wir haben auch seit einiger Zeit eine Linedance-Gruppe. Je nachdem, was gerade gefragt ist.“

Unter den rund 1400 Vereinsmitgliedern sind viele Jugendliche. Für sie organisiert der Verein auch kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte oder Partys. „Wir wollen neben dem Sport immer auch Angebote machen, die in die Zeit passen“, fasst Hommel zusammen. Neben der Hauptzielgruppe der Jugendlichen gibt es auch Angebote für alle anderen Altersgruppen. „Das fängt beim Eltern-Kind-Turnen für Zwei- bis Dreijährige an und geht bis zum Gesundheitssport für Senioren“, zählt Hommel auf.

Obwohl der Verein zum Beispiel mit der Tischtennismannschaft oder der Damenhandballmannschaft an überregionalen Ligen teilgenommen hat, ist er seit seiner Gründung eher ein Amateurverein. Professionelle Trainer oder Sponsoren gibt es nicht. Für die Mitglieder steht der Spaß am gemeinsamen Sport im Vordergrund.

Der TV Bergen-Enkheim blickt auf eine lange Geschichte von der Kaiserzeit bis heute zurück. Er hat deutsche Geschichte wie die NS-Zeit erlebt. Er hat sich mit dem Zeitgeist von einem reinen Männerturnverein zu einem Sportverein mit Angeboten für alle entwickelt. Geturnt wird im Verein immer noch, aber die Essenz der Gründung, die bis heute geblieben ist, ist die gemeinsame Freude an der Bewegung.

Das Jubiläum wird am Gründungstag, dem 30. Juni, groß auf dem Gelände des TV Bergen-Enkheim am Landgraben 30 gefeiert. Aber schon jetzt gibt es mehrere Festveranstaltungen, zu denen alle eingeladen sind:

Los geht es am 20. April mit der Country Night von 19 bis 23 Uhr für Linedance-Freunde mit Livemusik von der Band Flaggstaff. Am 15. und 16. Juni findet ein Beachhandballturnier statt, am 30. Juni ist das große Jubiläumsfest, am 3. November steht der Kinderturntag unter dem Motto „150 Jahre – 150 Purzelbäume“ und am 9. November heißt es „Rock meets Wine“,