Stück „Inside Stasi“ im Frankfurter Autoren Theater in der Brotfabrik „Wir sind doch die Guten“

„Inside Stasi“: Anja Kimmelmann als Monika Haeger.

Hausen (jf) – Heiligt der Zweck tatsächlich alle Mittel? Monika Haeger (1945 bis 2006) arbeitete für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR. Die Regisseurin Nicole Heinrich beschäftigte sich mit dem Leben der Agentin, die fest davon überzeugt war, dass ihre Tätigkeit dem Guten, dem Sozialismus, diene.

Heinrich sammelte drei Jahre lang Berichte, Audio- und Filmbeiträge, unterhielt sich mit Augenzeugen. Dabei ist das dokumentarische Monodrama „Inside Stasi“ entstanden. Heinrichs Regie-Vorbild ist Heinar Kipphardt (Schauspiel „Bruder Eichmann“). Die Frankfurter Schauspielerin Anja Kimmelmann brilliert in der Rolle der in einem Vorzeige-Kinderheim erzogenen Monika Haeger.

1982: Im Oktober wird in der DDR das neue Wehrgesetz erlassen, dass auch für Frauen den Dienst in der Armee vorsieht. Für Monika Haeger, die damals in einem Verlag an Bastelbogen für Kinder arbeitet, ein Fortschritt; endlich kann sie in der Nationalen Volksarmee ihren Beitrag zur Stärkung der DDR leisten. Für 150 Frauen, darunter Bärbel Bohley, ist das Gesetz jedoch Grund für eine Eingabe an Erich Honecker gegen die Novelle.

Haeger gelingt es, sich in die Frauengruppe um Bohley einzuschleichen. Sie, Haeger, gehöre ja zu den Guten, die für den Sozialismus kämpfen. Deshalb bespitzelt sie die Feinde, berichtet stolz alles ihrem Führungsoffizier, sammelt die Schlüssel der vermeintlichen Freundinnen ein, gewährt so der Stasi Zutritt in Privatwohnungen. Mögliche Zweiflerinnen an ihrer Rolle als Freundin Bohleys werden erfolgreich mithilfe der Staatssicherheit gemobbt.

Zwischen den ausdrucksstarken Monologen in einem kargen Bühnenbild sind aus dem Off Berichte von Betroffenen, Verantwortlichen und Psychologen zu hören. Nicole Heinrich spannt dabei den Bogen von 1950 bis zur Gegenwart, lässt Leute von heute zu Wort kommen: Ist es nicht auch legitim, Menschen anzuzeigen – anonym natürlich – die sich nicht am Energiesparen beteiligen?

Das beeindruckende und bedrückende Stück beschreibt nicht nur das kaum von Widersprüchen gekennzeichnete Leben der Monika Haeger, sondern stellt die Frage nach Menschlichkeit.

Im anschließenden Gespräch zwischen Regisseurin, Schauspielerin und Publikum kommen viele Themen zur Sprache. Wie kommt eine Frau (Haeger) in der Stasi-Männerwelt zurecht? Warum zweifelt sie nie an ihrer Haltung? Was muss geschehen, um solche Dinge aufzuarbeiten? Gibt es die Möglichkeit, West und Ost mit diesem Stück einander näher zu bringen? Sind verschiedene Sichtweisen legitim? Wie kann man aufklären?

„Die Stasi-Geschichte wurde bislang zu wenig aufgearbeitet“, ist sich Nicole Heinrich sicher. Deshalb will sie das Stück bundesweit zeigen, damit einen Anstoß geben. „Leider“, so fügt die Regisseurin hinzu, „ist Denunziation heute gesellschaftsfähig.“ Man denke nur an die Pandemie-Regeln und das Thema Klimaschutz. Schließlich stellt sich die Frage nach der eigenen Einstellung – wie handeln wir? Was ist gut, was schlecht?

„Inside Stasi“ ist in diesem Jahr noch einmal am Freitag, 9. Dezember, ab 20 Uhr im Frankfurter Autoren Theater im Kulturzentrum Brotfabrik, Bachmannstraße 2-4, zu sehen. Karten kosten 18, ermäßigt zwölf (Schüler, Studenten, Schwerbehinderte mit mindestens 80 Prozent), für Frankfurt-Pass-Inhaber fünf Euro. Sie sind zu reservieren online auf fat-web.de oder unter Z 0171 4727809.