„Frankfurt am Start“: 200 Geschäfte beim „weihnachtlichen Aktionstag“ dabei Kunden schätzen die Expertise

Werden Weihnachtsgeschenke vor Ort oder lieber im Internet gekauft? Das My Zeil hat sich herausgeputzt und lockt viele Kunden an.

Frankfurt – Die Türglocke der Boutique Bunt klingelt am Samstag vor dem dritten Advent fast am laufenden Band. In dem Geschäft für Kinderschuhe und Kindermode in der Rendeler Straße in Bornheim drängelt sich eine ganze Delegation der Frankfurter Wirtschaft, um den „weihnachtlichen Aktionstag“ der Initiative „Frankfurt am Start“ im wahrsten Sinne des Wortes einzuläuten. „Die Weihnachtsstimmung kommt langsam, aber sie kommt“, sagt Nathalie Paschke, die im April die Boutique übernommen hat.

Die Menschen in dem Stadtteil seien dankbar gewesen, als sie erfahren hätten, dass der Laden weitergeführt würde. „Viele Eltern von Kleinkindern decken sich hier mit Schuhen, Mützen und Klamotten ein“, berichtet Paschke. „Die gehen lieber in das Geschäft im Stadtteil, als in die Innenstadt zu fahren.“

„Wir wollen die Weihnachtszeit, die für die Händlerinnen und Händler wahnsinnig wichtig ist, nutzen, um zu zeigen, wie vielfältig es hier ist“, sagt Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst (FDP). In der Berger Straße nehmen am Samstag 71 Geschäfte an dem Aktionstag teil. Insgesamt sind es 200 im Grüneburgweg, in der Leipziger Straße, im Oeder Weg, in der Schweizer Straße und in der Töngesgasse. Gelb-schwarze Ballons und ein Plakat hängen vor den teilnehmenden Geschäften.

Eine Frau, die sich durch die Menschentraube vor der Tür gedrängt hat, berichtet, dass sie Weihnachtsgeschenke im Spielzeuggeschäft Meder besorgt habe. Die seien zwar teilweise 50 Prozent teurer als im Internet, aber sie unterstütze gerne die Geschäfte vor Ort. „Der Onlinehandel wird immer wichtiger, aber wir haben hier etwas Außergewöhnliches und zwar die inhabergeführten Läden, die Expertise haben“, lobt Wüst.

Expertise hat auch Messerschmiedin Andrea Müller von „Waffen Dotzert“ in der Töngesgasse. Gerade in der Weihnachtszeit, sagt sie, zeige sich der Unterschied zwischen den Einkaufsstraßen. „Die Leute fahren nach Frankfurt, um auf die Zeil zu gehen“, sagt Müller. Die wenigsten flanierten über die Töngesgasse, sondern kämen gezielt, aber dann aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet. Der Umsatz sei okay, aber nicht berauschend. „Für die Butter auf dem Brot müssen wir präsenter, sichtbarer werden und in die Köpfe der Leute rücken“, sagt Müller. Ein großes Problem seien die mangelnden Parkplätze und die schlechte Erreichbarkeit, während die Parkhäuser rund um die Zeil gut belegt sind.

Die Zeil ist schon mittags sehr voll. Besonders herausgeputzt hat sich das My Zeil, das Kunden von überall her anlockt. Ein älterer Mann trägt im zweiten Stock des My Zeil ein verpacktes Geschenk vor sich her. „Das ist für meine Frau“, sagt er. Da er für keinen anderen ein Geschenk kaufen muss, hat er auch nicht auf das Budget achten müssen. Im Adidas-Store schauen die meistens jungen Menschen schon eher auf den Preis. „Das beides zusammen kostet 120 Euro“, sagt ein Verkäufer und deutet auf einen Zweiteiler aus Jogginghose und Kapuzenjacke. „Das T-Shirt kostet extra: 35 Euro.“ Der junge Mann, der nachgefragt hatte, lässt es dann lieber bleiben.

Eine kleine Freude macht Sibylle Zolles ihren Kunden: Jeder, der etwas im Wächtershäuser in der Töngesgasse kauft, bekommt eine Einfädelhilfe geschenkt. Das Geschäft für Futterstoffe, Kurzwaren, Reißverschlüsse und Schneiderbedarf macht ebenfalls beim weihnachtlichen Aktionstag mit. „Das ist aber schön. Genau so eine hätte ich mir sonst jetzt gekauft“, freut sich Cäcilia Scholz. Sie bestelle auch ab und zu was im Internet, aber für Nähgarn und dergleichen komme sie gerne ins Geschäft. „Der Sommer war so schlecht wie noch nie“, sagt Sibylle Zolles, Geschäftsführerin von Wächtershäuser. Normalerweise gingen in Zeiten der Rezension die Umsätze rauf, weil die Leute dann Flicken kauften und reparierten. „Dieses Jahr nicht.“ Jetzt kurz vor Weihnachten sei das Geschäft wieder angelaufen, aber man sei noch weit von den Umsatzzahlen von vor fünf Jahren entfernt. Das größte Problem seien aber die Anbieter im Netz, wie Amazon. Timur Tinç