Monstern in die Seele geblickt

Was wäre, wenn Ikonen der Schauerliteratur des viktorianischen Englands bei einer zeitgenössischen Psychologin auf der Couch Platz genommen und über ihre Gefühlswelt gesprochen hätten? Und: Wäre das spurlos an der Psychologin vorbeigegangen? Mit dieser Idee spielen die schwedischen Autoren Jenny Jägerfeld und Mats Strandberg in „Monster auf der Couch“. Eine Psychologin, die Dr. Jekyll/Mr. Hyde, die Vampirin Carmilla, die Familie Frankenstein (inklusive des von Viktor Frankenstein erschaffenen Wesens) und Dorian Gray als Klienten empfangen hatte, ist verschwunden. Der Polizei und ebenso dem Leser von „Monster auf der Couch“ liegen die Transkripte der Therapiesitzungen sowie die Notizen und Arbeitsblätter der Psychologin vor – mit Klecksen und Kaffeetassenrändern darauf! Mit cleveren, humorvollen Einfällen gespickt, verpackt das Autorenduo seine Geschichte ums Anderssein, die aber kein Roman ist. Man bekommt Lust, auch die literarischen Vorlagen (wieder) zu lesen. sh

Jenny Jägerfeld, Mats Strandberg „Monster auf der Couch“, Penhaligon, ISBN: 978-3-7645-3268-0, 464 Seiten, 20 Euro.