Frankfurter Hausgespräche von vier Institutionen diskutieren unter verschiedenen Perspektiven Soll, muss und kann Sprache gerecht sein?

Joachim Valentin (von links), Miriam Wenzel, Anne Bohnenkamp-Renken und Roland Kaehlbrandt informieren über die Hausgespräche.

Frankfurt (jf) – „Gibt es eine gerechte Sprache? Wäre eine Forderung danach praktikabel? Wie sieht es dabei mit Toleranz und Grenzen aus? Seit 2010 beschäftigen sich die Frankfurter Hausgespräche mit Sprache, jeweils unter einem besonderen Gesichtspunkt. In diesem Jahr steht die Gerechtigkeit im Fokus“, begann Roland Kaehlbrandt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft. Diese Institution lädt auch zum Auftakt der diesjährigen Hausgespräche am Mittwoch, 27. April, ab 19.30 Uhr in die evangelische Stadtakademie ein. Im Zentrum stehen dabei sprachphilosophische, sprachwissenschaftliche und sprachpolitische Aspekte, über die sich die Duden-Chefredakteurin Kathrin Kunkel-Razum und der Journalist, Übersetzer und Schriftsteller Thomas Steinfeld unterhalten. Roland Kaehlbrandt moderiert.

Für wen ist Sprache gerecht? Könnte eine Universalsprache helfen? Die gibt es bereits: Esperanto. 1887, also vor 135 Jahren, gab der Augenarzt und Philologe Ludwig Leyzer Zamenhof die Broschüre „Internationale Sprache“ heraus, das Gründungsmanifest von Esperanto. „Er wollte mit einer Universalsprache die Gleichgültigkeit der Welt überwinden“, bemerkte Miriam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums. „Die Angaben darüber, wie viele Esperanto praktizieren, gehen auseinander“, sagte sie. Die Zahlen schwanken zwischen 0,5 und zwei Millionen. Am Mittwoch, 4. Mai, 19 Uhr, diskutieren im Jüdischen Museum Liliana Ruth Feierstein, Professorin für transkulturelle Geschichte des Judentums, Sabine Fiedler, Professorin für anglistische Sprachwissenschaft, und Anja Christina Stecay aus dem Vorstand der Esperanto-Gesellschaft Frankfurt, Julia Arndt moderiert.

„Es ist schön, dass wir schon so lange zusammenarbeiten“, würdigte Joachim Valentin, Direktor der Akademie Rabanus Maurus, „das darf angemerkt werden.“ Die dritte Veranstaltung am Mittwoch, 11. Mai, ab 19.30 Uhr im Haus am Dom hinterfragt, ob Mehrsprachigkeit Sprachgerechtigkeit fördern kann. Dazu debattieren Roland Kaehlbrandt, Magdalena Knappik von der Universität Kassel, Aladin El-Mafaalani, Universität Osnabrück, und Brigitta Sassin, Referentin für Gemeinden anderer Muttersprache und christlich-islamischen Dialog in Frankfurt. „Wir haben in der Stadt 26 Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprache“, informierte Valentin, der den Abend moderieren wird.

„Sprachgewalt – Sprachgerechtigkeit: Ein Thema der Romantik?“, lautet die Überschrift für die Abschlussveranstaltung am Mittwoch, 18. Mai, ab 19.30 Uhr im Arkadensaal des Freien Deutschen Hochstifts. „Wir blicken in die Geschichte und knüpfen an die Genderdebatte an. Der Philosoph und Schriftsteller Johann Georg Hamann war mit Immanuel Kant befreundet und gleichzeitig ein Gegenpol zu ihm“, erläuterte Anne Bohnenkamp-Renken, Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts.

Die Möglichkeit des Denkens habe, wie Hamann ausdrückte, mit Sprache zu tun. Diese ist von der Wirklichkeit geprägt. Johann Gottfried Herder, Wilhelm von Humboldt, August Wilhelm und Friedrich Schlegel trugen viel zur Sprachbildung bei. Es diskutieren der Sprachwissenschaftler und Romantikforscher Jochen Bär, die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Frederike Middelhoff sowie Anna Bohnenkamp-Renken, die hinzufügte: „Übrigens war es Maria Gazettis Idee, mit den Hausgesprächen die öffentliche Diskussion in der Stadt zu stärken.“ Gazetti leitete von 1995 bis 2010 das Literaturhaus in Frankfurt. Mehr über die Reihe, die in Präsenz stattfinden wird, ist online auf frankfurter-hausgespraeche.de zu finden.