Frankfurter Hausgespräche in der siebten Runde Niedrigschwelligkeit – Chance oder Verlust?

Die Leiter der beteiligten Kultureinrichtungen: Clemens Greve (von links), Hauke Hückstädt, Anne Bohnenkamp-Renken, Joachim Valentin und Roland Kaehlbrandt. Foto: Faure

Nordend (jf) – Als sich fünf Kulturhäuser der Stadt – das Goethe-Hause, die Stiftung Polytechnische Gesellschaft, die Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen, das Literaturhaus und das Haus am Dom –2009 zusammen setzten, wollten sie eine neue, gemeinsame Reihe ins Leben rufen. Ein relevantes Thema sollte im Mittelpunkt stehen und aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. 2010 gab es den Auftakt der Hausgespräche, es ging um „Deutsche Sprache – Denkwerkzeug und Mittler in moderner Zeit“. Inzwischen ist die siebte Auflage geplant, der diesjährige Titel heißt „Niedrigschwelligkeit – ein Begriff schafft Wirklichkeit“. Das Goethe-Haus beginnt in Kooperation mit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft am 18. Mai mit „Sprachwandel in Zeiten der Niedrigschwelligkeit“ und möchte in der Diskussionsrunde mit Sprachwissenschaftlern, einer Lehrerin und einem Schüler ausloten, ob uns die Bildungssprache verloren geht.

Roland Kaehlbrandt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, bemerkte dazu: „Begriffe sind entscheidend. Dabei interessiert das Verhältnis von Sprache, Gesellschaft und Persönlichkeit. Sprache ist ein Seismograph.“ Was ist eigentlich unter Niedrigschwelligkeit zu verstehen? Ermöglicht Teilhabe Chancengleichheit oder ist sie nur ein Konsumversprechen? Was passiert in der fortschreitenden Globalisierung? „Wenn die niedrige Schwelle überschritten ist, muss der Weg weiter gegangen werden. Und zwar nach oben“, meinte Anne Bohnenkamp-Renken, Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts und des Goethe-Hauses. Aber lässt sich Bildung für alle realisieren?

Am 25. Mai heißt es „Musik für alle“ im Holzhausenschlösschen. Vartan Bassil sprengt mit seinem Breakdance-Projekt „Red Bull Flying Bach“ die Grenzen zwischen Hoch- und Jugendkultur. Tanz und Musik sind Verbindungen über die Sprachgrenzen hinweg. „Wir möchten an diesem Abend über das Thema Musikvermittlung gerne auch hitzig diskutieren“, sagte Clemens Greve, Geschäftsführer der Frankfurter Bürgerstiftung.

Das dritte Hausgespräch steht am 1. Juni im Literaturhaus an. „Am Beispiel ‚Tschick’: Wie einfach darf es sein?“ loten der Autor Arno Geiger, der Chefdramaturg Robert Koall, Uwe Lubrich und Max Ackfeld aus, wie einfach Sprache sein darf. „Wir wollen anhand von Buch, Theaterstück, Film und einer Übersetzung in Einfache Sprache darüber diskutieren, ob Literatur in ihrer Vereinfachung nur noch Information ist“, erklärte Hauke Hückstädt, Leiter des Literaturhauses. An diesem Aben werden auch zwei Gebärdendolmetscher anwesend sein.

Den Abschluss der Reihe gestaltet das Haus am Dom am 8. Juni: „Populäre Religion – nur gefährlich oder auch eine Chance?“, heißt die Überschrift. „Die Differenzen zwischen europäischem Christentum und Islam fußen weniger auf essentiellen Unterschieden in den Religionen als darauf, dass der Islam stärker seine massenreligiösen und das Christentum eher seine intellektuell religiösen Ausprägungen entwickelt hat“, erläuterte Joachim Valentin, Leiter des Hauses am Dom und kündigte für den Abend einen „fruchtbaren Streit“ an. Der Eintritt zu allen vier Veranstaltungen, die jeweils um 19.30 Uhr beginnen und hochkarätig besetzt sind, ist frei. Spannende Debatten sind sicher.