Zoologe Fritz Jantschke berichtet im Frankfurter Zoo von Reisen in Tierparadiese Touristen müssen Regeln einhalten

„Nur wenn die Tiere entspannt sind, gelingen solche Aufnahmen“, sagt Fritz Jantschke beim Vortrag im Frankfurter Zoo. Bild: Jeannette Faure

Ostend (jf) – Schnell füllt sich das Foyer des Menschenaffenhauses in der Rhönstraße im Frankfurter Zoo. Im Hintergrund sind durch ein großes Glasfenster drei Orang-Utans zu sehen, die genauso neugierig auf die Menschen schauen, wie diese auf sie. Fritz Jantschke begrüßt die Gäste, darunter auch Manfred Niekisch, von 2008 bis 2017 Direktor des Zoos Frankfurt. Zehn Jahre lang war Jantschke als Wissenschaftler im Zoo Frankfurt tätig, anschließend leitete er den Opel-Zoo, ist Autor, Tierfilmer und seit den 70er Jahren Reiseleiter in den berühmtesten Tierparadiesen der Welt. Sind Touristen in diesen Gebieten ein Fluch oder ein Segen? So lautet der Titel des Diavortrags von Fritz Jantschke, der in der Reihe „Live Talks und Vorträge im Zoo“ stattfand.

„Bernhard Grzimek, den ich selbst kennenlernen und mit ihm arbeiten durfte, war mein großes Vorbild“, beginnt der Experte. Deshalb sei es für ihn beinahe eine Pflicht gewesen, die Reiseleitung in der Serengeti mit zu übernehmen. Auf der Leinwand ist ein großes Tor zu sehen: Der Eingang in den Serengeti-Nationalpark, der etwa die Fläche von Schleswig-Holstein einnimmt. „Im Zusammenhang mit Safaris spricht man oft von den Big Five. Wir sollten diesen Begriff nicht verwenden, er kommt aus der Jägersprache. Außerdem sind die darunter verstandenen Tiere – Löwe, Nashorn, Elefant, Schwarzbüffel und Leopard – für mich unvollständig für die Tierwelt Afrikas. Für mich zählen die imposanten Flusspferde und die eleganten Giraffen dazu“, stellte Jantschke klar.

Als Bernhard Grzimek und sein Sohn Michael 1959 Gnus in der Serengeti zählten, kamen sie auf 90.000 Tiere. Heute sind es 1,5 Millionen. „Aber nur jede fünfte Kuh hat ein Kalb, denn mehr Nahrung gibt es in der Savanne nicht.“ Ein Beispiel dafür, wie sich Natur selbst und ohne Eingriff des Menschen reguliert.

Grzimeks Film „Serengeti darf nicht sterben“ erhielt 1960 den ersten Oscar im Nachkriegsdeutschland und erlangte Weltruhm. Grzimek ist in Afrika auch heute noch bekannt, seine Arbeit wird geachtet. „Das habe ich bei einem Gespräch mit der Leiterin des Arusha Nationalparks in Tansania selbst erfahren“, erzählte Jantschke und würdigte die gute Ausbildung der Ranger in den Schutzgebieten. Die Zahl der Nationalparks ist im Lauf der Jahre angestiegen. „Die Touristen, die diese Parks besuchen, sind wichtige wirtschaftliche Faktoren für die Länder“, betonte der Fachmann. 35 Säugetierarten gibt es in der Serengeti.

Natürlich ist man auf Safari nicht allein. „Aber es geht doch auch darum, dieses großartige Erlebnis mit anderen Menschen zu teilen“, fügte Jantschke an. Während sich die Menschen manchmal über zu viele Artgenossen beschweren, sind die Tiere hingegen ganz entspannt. Deshalb gilt es, in den Nationalparks Regeln einzuhalten und die Wege nicht zu verlassen. „Das Geld der Touristen ermöglicht den Bau von Schulen. Eine gute Sache. Wir sollen voneinander zu lernen; die Touristen von den Einheimischen und umgekehrt“, forderte der Wissenschaftler.

Ein weiterer Abschnitt des Vortrags führte nach Galapagos mit äußerst strengen Einreisebestimmungen. Auch die Antarktis ist ein Gebiet mit reglementiertem Zugang. „Wer sich nicht richtig verhält, wird vom Landgang ausgeschlossen. Das wirkt“, berichtete Jantschke. Am Südpol sorgt der Klimawandel nicht für Schneeschmelze, sondern für mehr Schnee. „Es ist gut, dass die Antarktis behutsam touristisch genutzt wird, sonst würde das Gebiet sofort unter den Ländern, die Anspruch erheben, aufgeteilt“, ergänzte Jantschke.

Gut sei es auch, dass für den Besuch von Berggorillas in Ruanda 1500 US-Dollar pro Mensch und Stunde gezahlt werden müssen. „Ohne dieses Geld gäbe es die atemberaubenden Tiere nicht mehr“, ist sich Jantschke sicher. Also sind Reisen in Tierparadiese eher segensreich für diese Gebiete und ihre Bewohner. Wenn sich der Besucher an die Regeln hält.