Verena Maria Kitz spricht über ehrenamtliche Trauerbegleitung Kurse sind gefragt

Verena Maria Kitz ist Leiterin des Zentrums für Trauerseelsorge im Nordend. Bild: lensflairs.de/p

Nordend (red) – Verena Maria Kitz ist Leiterin des Zentrums für Trauerseelsorge St. Michael in der Butzbacher Straße 45 im Frankfurter Nordend und hat den Kurs „Tote bestatten, Trauernde trösten“ gemeinsam mit Ulrike Urban aus dem Bischöflichen Ordinariat koordiniert. Im Interview mit Anne Zegelman, Redakteurin der Katholischen Stadtkirche Frankfurt, beleuchtet Kitz die „Faszination Tod“ und erklärt, welche Chancen ein verstärkter Einsatz von Ehrenamtlern in der Trauer- und Bestattungsarbeit bietet.

Zegelman: „Der erste Ausbildungskurs ,Tote bestatten, Trauernde trösten’ war ausgebucht, das Interesse an Trauerbegleitung und Bestattungsdienst scheint groß zu sein. Warum spricht das Thema Tod so viele Menschen an? Und mit welcher Motivation engagieren Menschen sich in einem solchen ja sicher nicht immer einfachen Ehrenamt?“

Kitz: „Das Interesse an diesem Bereich ist wirklich groß und das hat zum einen mit persönlichen Gründen, zum anderen auch mit gesellschaftlichen, beziehungsweise globalen Entwicklungen zu tun. Oft führt eine persönliche Erfahrung mit Tod und Trauer Menschen dazu, sich für andere einzusetzen. Sie haben selbst erlebt, wie gut eine Begleitung unterstützen kann und möchten das auch anderen ermöglichen. Außerdem ist durch die Jahre der Pandemie und auch die aktuellen Kriege vielen Menschen deutlicher geworden: Sterben, Tod und Trauer sind Teil des Lebens und es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, auch mit der christlichen Hoffnung, die über den Tod hinaus weist.“

Zegelman: „Elf Menschen haben den Kurs im März abgeschlossen, neun davon sind Frauen, nur zwei Männer. Ist das Thema Tod ein ,weibliches’ Thema und wenn ja, warum?“

Kitz: „Das Thema ,Tod’ ist bestimmt nicht nur ein weibliches Thema – der Tod macht bekanntlich keine Unterschiede, auch wenn Frauen in der Regel ein paar Jahre länger leben als Männer. Aber Frauen übernehmen auch sonst bisher viel von den sogenannten ,Care-Aufgaben’, also Pflege und Begleitung von Menschen. Aber da ist auch viel in Bewegung. Mit dem ,Trauer-Tresen’ hat mein Kollege Ralph Messer gerade ein etwas anderes Angebot für Männer in Trauer gestartet. Und auch für den neuen Kurs in der Trauerbegleitung interessieren sich schon jetzt einige Männer.

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Zegelman: „In Zeiten von Priester- und Personalmangel spielen Ehrenamtler eine große Rolle fürs Aufrechterhalten kirchlicher Angebote wie Trauerbegleitung und Beerdigungen. Können Angebote wie der Kurs ausreichend ehrenamtliche Helfer und Helferinnen akquirieren oder müssten es noch viel mehr sein?“

Kitz: „Vorweg: Es geht mit dem Ausbildungskurs in der Trauerbegleitung und Begräbnisleitung nicht in erster Linie darum, ,Lücken zu stopfen’, die durch den Mangel an Hauptamtlichen entstehen. Wir erleben vielmehr, dass Menschen, deren Berufsleben von anderen Aufgaben geprägt ist, entdecken: Sie haben Begabungen und Stärken in diesem Feld rund um Tod und Trauer, teils auch durch eigene Erfahrungen damit. Einige sind zudem schon im Bekanntenkreis oder in ihrer Pfarrei gefragt worden: um Begleitung in der Trauer oder um ihre Unterstützung bei Trauerfeiern. So entwickelt sich eine Bereitschaft, dieses ihr Charisma, ihre Begabung auch anderen zur Verfügung zu stellen. In Rücksprache mit der jeweiligen Pfarrei oder dem Zentrum für Trauerseelsorge kann gemeinsam über eine Teilnahme am Kurs entschieden werden. Ich sehe darin auch eine große Chance für mehr Vielfalt des kirchlichen Angebots und wirklich so etwas wie einen Hinweis Gottes an die Kirche, diese Begabungen zum Zug kommen zu lassen – in einer Gesellschaft, die immer pluraler wird. Die Erfahrungen im Zentrum für Trauerseelsorge und in den Pfarreien, in denen sich bereits Ehrenamtliche in diesem Feld engagieren, sind sehr positiv.“

Zegelman: „Soll der Kurs erneut angeboten werden, vielleicht sogar im regelmäßigen Turnus? Gibt es schon einen neuen Starttermin?“

Kitz: „Wir werten derzeit die Erfahrungen des gerade abgeschlossenen Kurses aus und planen damit, für den Spätherbst 2024 einen weiteren Kurs anzubieten. Es gibt schon eine ganze Reihe Interessierter, sodass der Kurs auf jeden Fall stattfinden wird – und nach den Erfahrungen auch aus anderen Bistümern damit wird es wohl nicht der letzte sein.“