Abschluss des Forums Junge Paulskirche an historischem Ort Schüler diskutieren über Demokratie

Die Teilnehmer des ersten Schülerforums Junge Paulskirche präsentieren das Memorandum. Foto: Faure

Altstadt (jf) – Wo normalerweise mehr als 1000 Menschen Platz haben, waren an diesem Tag etwa 30 Frauen und Männer großzügig auf die schwarzen Sitzreihen verteilt. Es war die Abschlussveranstaltung der ersten Generation des Schülerprogramms Junge Paulskirche. Angestoßen wurde dieses Forum im Mai 2019 von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Grundgesetzes. Der erste Jahrgang startete dann im Herbst 2020 mit 16 Oberstufenschülern aus elf Frankfurter Gymnasien.

In knapp sieben Monaten fanden fünf Paulskirchendebatten digital statt. Umso größer war die Freude auf diese erste tatsächliche Begegnung. „Die Paulskirche ist die Wiege der deutschen Demokratie, wie John F. Kennedy bei seinem Besuch 1963 erklärte“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann in seinem Grußwort. Gleichzeitig sei der Ort ein Symbol für die Vielfalt der Beteiligung. Es mache Mut, vor interessierten jungen Menschen zu sprechen, sagte Feldmann. Er hoffe auf weiteres Engagement der Jugendlichen.

„Friedrich Siegmund Jucho, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und der Polytechnischen Gesellschaft, brachte die Verfassungsurkunde dieses Parlaments nach England und rettete sie damit“, erinnerte Roland Kaehlbrandt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft. Als Kernfrage des Forums Junge Paulskirche bezeichnete er die Diskussion um die Verfassung, also das Grundgesetz: Soll es unverändert bleiben oder weiterentwickelt werden?

In den fünf Debatten setzten sich die jungen Menschen, jeweils von Expertenvorträgen unterstützt, mit einzelnen Themen auseinander. Die Politiksprecher Marcus Kiesel und Helge Eikelmann sowie Katharina Kanold von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft bildeten das Projektteam. Isabel Ilgner, Nila Minneker, Andreea Patru und Simon Rüdiger boten mit Pro- und Kontra-Standpunkten und einem Konsens, der für alle tragbar war, einen Einblick in das Programm.

Zum Schluss übergab Simon Rüdiger das Memorandum des Forums Junge Paulskirche an Manuel Lösel, Staatssekretär im Hessischen Kultusministerium. „Was für eine Freude, nach so vielen Videokonferenzen zwei Präsenzstunden zu erleben“, sagte Lösel.

Eine zweite Diskussionsrunde mit Nicola Beer, Vizepräsidentin und Mitglied des Europäischen Parlaments, sowie den Mitgliedern des Deutschen Bundestages Ulli Nissen, Bettina Wiesmann und, zugeschaltet aus Berlin, Omid Nouripour wurde von den Forumsteilnehmern Jonathan Embaye und Nora Lucia Grumpe moderiert. Das Podium diskutierte über Kirchenglocken und Muezzinrufe, die Notwendigkeit einer deutschen Leitkultur, den Zusammenhalt der Politik in Coronazeiten, Gefahren von zu viel Mitbestimmung, Klimaschutz, die Rolle des Bundesverfassungsgerichts in Beziehung zum Europäischen Gerichtshof und eine Verfassungsreform.

Riva Maria Elshorst und Tilman Herz von der Bettinaschule hatten sich am Programm Junge Paulskirche beteiligt. Das Fazit: „Ich war erstaunt über die unterschiedlichen Meinungen junger Leute. Andere Standpunkte machen ja erst eine Diskussion möglich. Dabei ist es immer respektvoll geblieben“, urteilte Elshorst. „Es hat mir viel gebracht, gerade die Experten haben noch eine andere Sicht auf die Themen geboten. In den Debatten habe ich viel gelernt“, bemerkte Herz. Beide wollen sich weiter engagieren. Die Junge Paulskirche hat gezeigt, dass sachliche Auseinandersetzung und Konsens möglich sind.

Das Programm soll weitergeführt werden, vielleicht ist es ja ein Schritt hin zu einem immer wieder geforderten Frankfurter Jugendparlament.