Zur Wiedereinführung des Werkunterrichts in den Schulen Ohne Handwerk, keine Zukunft!

Susanne Haus, Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main.

Nordend-West (red) – Ein gemeinsamer Appell von Frank Dievernich (ehemaliger Präsident der Frankfurt University of applied Sciences) und Susanne Haus, Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main: „Die massiven Herausforderungen, die der Klimawandel uns abverlangt, sind ohne eine Unterstützung durch das Handwerk nicht zu lösen. So gelingt das Errichten neuer Windräder und Solaranlagen – neben der Forschung und Entwicklung an Hochschulen und in Unternehmen – nur mit Einsatz und Arbeitskraft aus dem Handwerk; und somit auch die Chance auf mehr Autonomie in der Energieversorgung. In unserer Gesellschaft muss hinsichtlich der Ausbildung junger Menschen schnellstmöglich ein Umdenken einsetzen, wollen wir auch in der Zukunft handlungsfähig bleiben. Zu lange ist alleine der akademische Pfad vorangetrieben worden. Für uns und vor allem für die Zukunftsgeneration sind jedoch unterschiedliche Bildungswege von Bedeutung. Akademische Bildung und Berufsausbildung müssen sich ergänzen, ineinandergreifen und nebeneinander Bestand haben.

Dabei hat gerade das Handwerk die Chance auf eine Renaissance. Der Markt gibt diesen Takt schon lange vor, jedoch wird dieser offensichtlich nicht ausreichend erhört. Verdienstmöglichkeiten, Selbstwirksamkeit und direkt sichtbare Sinnerfüllung werden in vielen Berufen des Handwerks mitgeliefert. Dennoch wird nach einem Schulabschluss der Zugang in die Hörsäle der Hochschulen präferiert, ohne auf die tatsächlichen Interessen und Potenziale vieler junger Menschen einzugehen beziehungsweise eine Ausbildung im Handwerk als einen nächsten Schritt in der individuellen Bildungsbiografie in Erwägung zu ziehen. Deshalb ist ein Sinnes- und Kulturwandel, eine Neuausrichtung der Bildungspolitik notwendig.

Wir benötigen ein gesellschaftliches Bildungsmanagement, vereint in einer politischen und ministerialen Stelle, welches die gesamte Bildungsbiografie, jenseits des Alters der Menschen, im Auge hat. Es ist wichtig, dabei zu vermitteln, dass es keinen allgemeingültigen Königsweg der Karriereentwicklung gibt. Viel eher muss es darum gehen, Menschen, dort, wo sie gerade in ihrer Bildungsbiografie stehen, zu fördern. Konkret kann dies bedeuten, dass Menschen zunächst mit einer beruflichen Erstausbildung starten, gegebenenfalls in einem Handwerksberuf, dort eine Zeit lang beruflich aktiv werden und erst zu einem späteren Zeitpunkt, eben dann, wenn sie es wirklich brauchen und sie spüren, dass ein weiteres Potenzial gefördert werden sollte, eine Weiterqualifizierung, etwa in Form eines (berufsbegleitenden) Studiums oder einer wissenschaftlichen Weiterbildung, aufnehmen. Bildungswege sind als gleichwertig und komplett durchlässig zu gestalten. Darüber müssen die Menschen aber in Kenntnis gesetzt werden. Und sie brauchen Vorbilder, die zeigen, wie das gelingt. Die Schweiz ist hierfür ein schönes Beispiel.“