Dabei hat gerade das Handwerk die Chance auf eine Renaissance. Der Markt gibt diesen Takt schon lange vor, jedoch wird dieser offensichtlich nicht ausreichend erhört. Verdienstmöglichkeiten, Selbstwirksamkeit und direkt sichtbare Sinnerfüllung werden in vielen Berufen des Handwerks mitgeliefert. Dennoch wird nach einem Schulabschluss der Zugang in die Hörsäle der Hochschulen präferiert, ohne auf die tatsächlichen Interessen und Potenziale vieler junger Menschen einzugehen beziehungsweise eine Ausbildung im Handwerk als einen nächsten Schritt in der individuellen Bildungsbiografie in Erwägung zu ziehen. Deshalb ist ein Sinnes- und Kulturwandel, eine Neuausrichtung der Bildungspolitik notwendig.
Wir benötigen ein gesellschaftliches Bildungsmanagement, vereint in einer politischen und ministerialen Stelle, welches die gesamte Bildungsbiografie, jenseits des Alters der Menschen, im Auge hat. Es ist wichtig, dabei zu vermitteln, dass es keinen allgemeingültigen Königsweg der Karriereentwicklung gibt. Viel eher muss es darum gehen, Menschen, dort, wo sie gerade in ihrer Bildungsbiografie stehen, zu fördern. Konkret kann dies bedeuten, dass Menschen zunächst mit einer beruflichen Erstausbildung starten, gegebenenfalls in einem Handwerksberuf, dort eine Zeit lang beruflich aktiv werden und erst zu einem späteren Zeitpunkt, eben dann, wenn sie es wirklich brauchen und sie spüren, dass ein weiteres Potenzial gefördert werden sollte, eine Weiterqualifizierung, etwa in Form eines (berufsbegleitenden) Studiums oder einer wissenschaftlichen Weiterbildung, aufnehmen. Bildungswege sind als gleichwertig und komplett durchlässig zu gestalten. Darüber müssen die Menschen aber in Kenntnis gesetzt werden. Und sie brauchen Vorbilder, die zeigen, wie das gelingt. Die Schweiz ist hierfür ein schönes Beispiel.“