„Workshop“ bringt zahlreiche Ideen zur Nachnutzung Was wird aus der alten Feuerwache?

Zentrale Lage: Etwa 40 Personen beteiligten sich am „Workshop“ zum alten Feuerwehrhaus in Eichen.

Nidderau – Der Umzug der Eicher Feuerwehr in ihre neue Wache ist vollzogen, das alte Gerätehaus mitten im Ort so gut wie leer, doch was nun? Was passiert mit dem 50 Jahre alten Gebäude?

Um Ideen und Anregungen für eine zukünftige Nutzung sammeln zu können – möglichst getragen von einer breiten Mehrheit in der Bevölkerung – hatte der Magistrat alle an der Zukunft der alten Wache Interessierten zu einem „offenen Workshop“ nach Eichen eingeladen. 40 Personen, davon deutlich mehr als die Hälfte Bürger, waren der Einladung gefolgt und nahmen zu Beginn des Treffens die Gelegenheit wahr, sich bei einem Rundgang unter Führung von Bürgermeister Andreas Bär über den Zustand des Gebäudes zu informieren.

Neben der Fahrzeughalle verfügt die ehemalige Wache noch über zwei weitere Stockwerke mit insgesamt 680 Quadratmetern. Dabei wurde das oberste Geschoss 1993/94 nach einem Dachschaden in Eigenleistung von der Feuerwehr hinzugefügt.

Zwei Eigenheiten besitzt das Gebäude. Zum einen befindet sich unterirdisch eine Wasserader, deren Wasser ständig abgepumpt werden muss. Zum anderen ist an die eine Seitenwand ein Nachbargebäude angebaut.

Deshalb kommen erste Warnungen direkt vor Ort von der Leiterin des städtischen Gebäudemanagements Antje Kesselring: „Das Gebäude ist noch aus einer ganz anderen Zeit. Deshalb würde eine Sanierung sehr viel Geld kosten.“ Jede Nutzungsänderung müsse deshalb erst einmal mit Zahlen unterlegt werden. Bevor es zum weiteren Gedankenaustausch in den Saalbau Schmid geht, werden erste Anregungen laut. Vom Vereinshaus über Mietwohnungen bis hin zur Flüchtlingsunterbringung spannt sich die Bandbreite der Ideen. Auch wenn beim anschließenden Workshop mehrfach davor gewarnt wird, nicht nach Argumenten für die Unmöglichkeit der Umsetzung von Ideen zu suchen und damit den Enthusiasmus und das Engagement einzelner gleich von Anfang an zu zerstören, sondern vielmehr nach Gemeinsamkeiten zu suchen, um so ein Ziel zu erreichen, folgt fast auf jede Anregung ein „Hatten wir schon“.

Als erste meldet sich Ellis Weiss zu Wort. Sie sei Neubürgerin in Eichen und vermisse die Möglichkeiten, gemeinsam etwas zu unternehmen. Sie habe sich mit etwa 30 anderen Frauen zusammengeschlossen und schlägt nun vor, aus der alten Feuerwehrwache das „DorfHaus Eichen“ werden zu lassen. Dieses Haus soll ein Treffpunkt für Jung und Alt sein mit Tagescafé in Eigenregie, einem Ausstellungsraum für Kleinkunst, für Livemusik oder sogar für einen Bio-Lebensmittelladen. „Es soll im Gegensatz zu einem Vereinshaus ein Treffpunkt für jedermann mitten im Ort werden“, so die Sprecherin der Initiative „DorfHaus Eichen“.

Anders die langjährige Vorsitzende des Karnevalvereins „Aascher Schnooke“ Rita Maxheim. Sie plädiert für ein Vereinsheim, das von allen Eicher Vereinen genutzt werden kann. „Wir haben in Eichen momentan nur zwei Trainingsmöglichkeiten für Vereine und das ist zu wenig. Wir brauchen noch mehr Räume“, argumentiert sie.

Vor allzu großer Euphorie warnt hingegen die Stadtverordnete Romy Nickel. Ähnliche Ideen wie die vorgetragenen habe es bereits in der Vergangenheit gegeben. Sie seien aber alle gescheitert, weil man sich nicht habe einigen können. „Alles steht und fällt mit der Gemeinschaft. Ohne sie wird auch dieses Mal jeder Plan wieder im Nichts enden.“

Entscheidender Faktor bei allen Überlegungen sind – neben der Gemeinschaft – jedoch die Kosten. Umbau und Sanierung des Gebäudes würden leicht einen siebenstelligen Betrag erreichen, so Bauamtsleiter Bernd Dassinger. Er schlägt deshalb einen Kompromiss vor: Die vorgetragenen Ideen sollten auf ihre Finanzier- und Machbarkeit hin untersucht werden. Um das Gebäude nicht zu lange leer stehen zu lassen, könnte es zwischenzeitlich als Unterkunft für Ukraine-Flüchtlinge genutzt werden.

Diesen Vorschlag nimmt Bürgermeister Bär am Ende der Veranstaltung zur Prüfung für die Verwaltung auf. „Damit haben wir dann genug Zeit, uns in weiteren Treffen über die zukünftige Nutzung der alten Wache klar werden zu können.“ jwn