Lehrwache führt Jahrespraktika ein, um Einsteiger zu begeistern ASB mit Nachwuchssorgen

Auch sie suchen Nachwuchs: Rettungswachenleiter Morris Kurz (vorne) mit Pressesprecher Peter Steinfadt (links) und Alfred Kühn (rechts), Bereichsleiter für den Rettungsdienst. Bild: Christine Semmler

Großkrotzenburg – Sie sind bei medizinischen Notfällen vor Ort, helfen, wenn es einen Unfall gegeben hat oder jemand plötzlich schwer erkrankt: Die Leute von der Rettungswache des Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) in Großkrotzenburg ist 2022 auf rund 3500 Rettungseinsätzen unterwegs gewesen. Der ASB hat hier eine lange Tradition: Seit rund 50 Jahren gibt es die Rettungswache in der Schulstraße, sie ist eine der größeren Wachen im Verband des ASB-Mittelhessen und war lange die einzige im Main-Kinzig-Kreis. Vor einigen Jahren hat der ASB in Hanau eine weitere, kleinere Wache am Hafen stationiert.

„Hier, am Hauptstützpunkt in Großkrotzenburg, bilden wir auch aus“, sagt Alfred Kühn, Bereichsleiter für den Rettungsdienst. Die Wache mit einem Stammpersonal von 30 Notfall- und Rettungssanitätern ist eine ausgewiesene Lehrrettungswache. Vier Azubis zum Notfallsanitäter sind derzeit hier angedockt: Die medizinisch fundierte Ausbildung, die in der Hierarchie „gleich unter dem Arzt“ anzusiedeln ist, dauert drei Jahre. Damit unterscheidet sich der Notfallsanitäter deutlich vom Rettungssanitäter, der nur einige Monate grundausgebildet wird.

Auch der ASB hat Nachwuchssorgen. „Wir haben viele Bewerber, aber nicht jeder ist für diesen Beruf geeignet“, erklärt der Bereichsleiter. Schließlich müsse ein Notfallsanitäter im Bedarfsfall schnell lebenswichtige Entscheidungen treffen, auch bei Stress einen kühlen Kopf bewahren. Der ASB wirbt deshalb fleißig auf allen Kanälen um geeigneten Nachwuchs, heißt Quereinsteiger willkommen und wirbt dafür, dass auch Realschüler sich für den spannenden Helfer-Beruf entscheiden. Vor allem beim ASB sei die Ausbildung attraktiv: Er sei eine der bestzahlenden Hilfsorganisationen, habe einen sehr modernen Fuhrpark und eine großzügige Wache.

In diesem Jahr bietet der ASB zum ersten Mal Stellen für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder den Bundesfreiwilligendienst (BFD) an. „Es sind noch Stellen frei“, sagt ASB-Pressesprecher Peter Steinfadt.

Großkrotzenburg sucht ab sofort zwei BFD-Stellen im Rettungsdienst sowie einen Schulabsolvent, der im Rahmen einer FSJ-Stelle den Hausnotruf-Service im Ort unterstützt. In Hanau werden FSJler für Schülerbetreuungen an Grundschulen gesucht.

„Wir haben uns diesen Schritt lange überlegt“, berichtet Kühn. Denn vor allem die Stellen im Rettungsdienst bedeuten für den ASB einen hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand: Bevor ein Helfer beim Einsatz mitfahren darf, muss er zunächst die 4,5-monatige Grundausbildung absolvieren. Das bedeutet aber auch eine große Chance für die Jahrespraktikanten: „Sie können fundiert in diesen Beruf hineinzuschnuppern“, so Kühn.

Die Großkrotzenburger Rettungswache ist mit zirka 400 Quadratmetern auf zwei Etagen großzügig ausgestattet. Erst 2011 wurde renoviert und ein Neubau errichtet.

Auch für die Fahrzeuge ist genug Platz: Die Garage ist etwa 350 Quadratmeter groß und bietet reichlich Platz für die drei modernen Fahrzeuge. Das sind ganz andere Voraussetzungen als beispielsweise bei der örtlichen Feuerwehr, die aus allen Nähten platzt. „Das Gebäude hätte sogar noch Anbaupotenzial“, so Kühn. Die Wache wird kommissarisch von Morris Kurz geleitet.

„Beide Lokalitäten, Hanau wie Großkrotzenburg, sind sehr attraktiv“, erklärt Alfred Kühn. Vom zentralen Hafen aus seien die Schnellstraßen in die Umgebung gut zu erreichen, Großkrotzenburg habe hingegen über die B 8 eine gute Anbindung an die ländlichen Gegenden. Schließlich muss ein Krankenwagen des ASB innerhalb der Hilfsfrist von zehn Minuten zur Stelle sein, nachdem ein Notruf in der Rettungsleitstelle eingegangen ist.

Die Großkrotzenburger Wache ist in erster Linie zuständig für den Ort selbst, für Steinheim, Klein-Auheim und Großauheim. Ihr Radius reicht bis nach Kahl, Alzenau und Karlstein, sowie nach Hainburg und Seligenstadt.

Der ASB finanziert sich durch ein leistungsbezogenes Budget der Krankenkassen und durch Mitgliedsbeiträge. „Überschüsse werden ständig refinanziert“, betont Steinfadt.

Die Organisation lege wert darauf, die Fahrzeuge, die von wechselnden Zweier-Teams 24-Stunden in Bereitschaft gehalten werden, auf modernstem Stand zu halten.

Ein Drittel der Aktiven im ASB arbeitet im Ehrenamt: Sie sorgen dafür, dass bei Veranstaltungen und Festen ein Sanitätsdienst vor Ort ist, helfen im Katastrophenschutz oder organisieren die Jugendarbeit im ASB. Auch die Kursleiter in der Breitenausbildung arbeiten meistens ehrenamtlich, sie bilden zum Beispiel Betriebsangehörige oder Fahrschüler in Erste Hilfe aus.

Die Kurse sind für jeden offen und richten sich auch an spezielle Interessen. „Wir bieten beispielsweise Erste-Hilfe-Kurse am Hund an“, berichtet Steinfadt. „Sie werden immer beliebter.“
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