Dieter H. Maisch dokumentiert die heimische Fauna und Flora Durch Augenprobleme zur Fotografie

Dieter H. Maisch mit seinen wichtigsten Arbeitsmitteln: Kamera, Objektive und das Velo. Für den Vogelschutzverein Roßdorf hält er auch Vorträge.

Bruchköbel – „Das Fahrrad muss mit aufs Foto kommen“, sagt Dieter H. Maisch. Denn das Velo und der Inhalt der grauen Kameratasche daran sind für ihn sehr wichtig. Maisch ist Natur- und Tierfotograf und das Fahrrad bringt ihn dorthin, wo er die Motive aufspürt. Er besitzt nicht allein einen Blick für das schöne Bild, sondern sieht auch die Besonderheiten in der heimischen Landschaft. Maischs Arbeiten sind auch relevante Dokumente für den Roßdorfer Vogelschutzverein, in dem der Fotograf mit Leidenschaft seit elf Jahren aktiv ist.

Die Vita von Dieter H. Maisch bietet keine Rückschlüsse auf sein heute erfolgreiches Hobby. Gelernt hat er Maschinenbautechnik, und als Abteilungsleiter bei zwei großen Hanauer Technologieunternehmen war er beschäftigt. Mit der Fotografie hatte der gebürtige Kasselaner – bis auf die üblichen Aufnahmen bei privaten Anlässen – wenig am Hut. Zudem habe ihn das analoge Medium nicht begeistert, sagt er. Der Wandel kam mit einem weniger erfreulichen Ereignis. Nach 50 Jahren gab er seine Freizeitbeschäftigung im Mittelbuchener Schützenverein, in dem Maisch zudem Vorsitzender war, wegen Augenproblemen auf. „Da musste ich mir mit 67 Jahren und in Rente eine neue Beschäftigung suchen“, erzählt er. „Die Digitalfotografie fand ich damals sehr interessant, wegen der Technik“, sagt Maisch, der mit „einundachtzigeinhalb Jahre“ immer noch technikaffin ist und sich etwa mit Computern bestens auskennt. Nur das Motiv ins rechte Licht rücken, das Spiel mit Schärfe und Unschärfe, darin hatte er noch Nachholbedarf. Maisch schloss sich dem Fototeam Bruchköbel und der Senioren-Fotogruppe in Schöneck an, um das nötige bildgestalterische Handwerk zu lernen. Immer mehr zum Naturkenner wurde er mit zunehmender Arbeit mit der Kamera im Freien sowie durch seine aktive Mitgliedschaft im Vogelschutzverein, wo er gleich die Betreuung von 30 Nistkästen übernommen hat.

Doch alles fotografische Wissen und die notwendige Gerätschaft seien allein nicht der Schlüssel zum Erfolg, bemerkt er. „Mein großes Plus ist meine Geduld, die hatte ich schon von Kindheit an“, sagt Maisch. Immer wieder sucht er Plätze auf und wartet, in der Hoffnung, dieses Mal das Motiv und den richtigen Moment aufzunehmen. „Aktuell sind es mehr Kleintiere und Insekten“, erzählt er. Hierbei entdeckt er auch manche Raritäten wie den Nierenfleck-Zipfelfalter.

Maischs Bilder stehen nicht nur für die Schönheit und Vielfalt der heimischen Natur, sie sind ebenso Dokumente, die über den Wandel berichten, aber auch über den Verlust. „Früher kam ich oft mit bis zu 150 Fotos nach Hause, heute an manchen Tagen mit keinem“, sagt Maisch. Vor Jahren habe er oft dutzende Pfauenaugen im Gebüsch entdeckt, heute sei dies eine Seltenheit geworden. Um Insekten mehr ihren typischen Lebensraum zu geben, erhielt Maisch von seinem Vermieter in Hammersbach eine 100 Quadratmeter große Fläche, um ein Blühfeld anzulegen. Mittlerweile ist es eines von Maischs Fotorevieren.

In seinem Bildarchiv sind in Summe 3000 Raritäten von Pflanzen und Tieren zu finden sowie an die 500 Schmetterlings- und hunderte Vogelarten – nicht nur aus der Region. „Die Fotografie vom Taubenschwänzchen zählt mit zu den Sensationsaufnahmen. Der Schmetterling bewegt sich sehr rasch“, sagt Maisch.

Zu seinen meisterlichen Bildern zählt er ebenso den Storch im Feld in dichter Begleitung mit den hierzulande selten gewordenen Kolkraben oder das Gruppenbild von Wespen samt raren gelben Marienkäfern Momentaufnahmen, die sich für Maisch aus seiner Beobachtungsgabe und seiner Geduld ergaben. Der spätberufene Naturfotograf füllt nicht nur sein elektronisches Archiv, er ist gleichfalls ein begeisterter Vermittler, der nicht nur gerne Bildvorträge bei den Vogelschützern hält.
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