Siegmund Feniger wurde als Nyanaponika Mahathera in Sri Lanka bekannt Ein Buddhist, der aus Hanau kam

Einer, der mit dem Buddhisten Kontakt hatte, ist der ehemalige Landrat Karl Eyerkaufer. Bei einem Besuch auf Sri Lanka hat er dieses Bild: Thomas Seifert

Hanau – Seit einigen Tagen erinnert eine Gedenktafel am Haus Nürnberger Straße 39 an Siegmund Feniger, der 1901 als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie geborenen wurde und 1994 als Nyanaponika Mahathera, buddhistischer Gelehrter, Lehrer, Übersetzer, Autor und führende Gestalt der Erneuerung des Buddhismus in Asien, im Kloster Forest Hermitage bei Kandy auf Sri Lanka gestorben ist. Ein Mann, der den konvertierten Juden zweimal in seiner Klause besucht hat und dem sich durch diese eindrücklichen Begegnungen neue Sichtweisen auf privates und berufliches Leben eröffnet haben, ist der ehemalige Landrat Karl Eyerkaufer. Schon vor der ersten Begegnung hatte sich der ehemalige Lehrer und Schulleiter des Albert-Einstein-Gymnasiums in Maintal mit den Weltreligionen auseinandergesetzt. Vor allem vom Buddhismus, mit dem er bei seien zahlreichen Reisen durch verschiedene Länder in Asien immer wieder konfrontiert war, war Eyerkaufer beeindruckt. Über die Bekanntschaft von Karl Schmied, der 1984 Vorsitzender der Deutschen Buddhistischen Union geworden war und der ihm ein Buch über Nyanaponika Mahathera schenkte, erfuhr der inzwischen 82-Jährige, dass der Mönch in Hanau geboren und vermutlich bis zu seinem zwölften Lebensjahr hier gewohnt hatte. Durch Vermittlung von Karl Schmied gelang es, zu dem damals in Asien sehr geachteten Gelehrten Kontakt herzustellen – und die Ehepaare Eyerkaufer und Schmied besuchten den Buddhisten in seiner Klause beim Kloster Forest Hermitage in der Abgeschiedenheit des Regenwaldes. „Ich traf beim ersten Besuch 1985 auf einen damals 84-Jährigen Mann, in orangefarbenes Tuch der Mönche gewandet, mit Lesebrille und einer Katze auf dem Schoß. Er sprach perfekt deutsch und zeigte sich außerordentlich interessiert an seiner Geburtsstadt. Zudem war er mit einem ausgezeichneten Gedächtnis ausgestattet“, erinnert sich Eyerkaufer an die erste Begegnung. „Und er hatte eine Aura um sich, die von seiner Erleuchtung zeugte. Andererseits war er aber auch eine weltoffene Persönlichkeit“, berichtet der Pädagoge beeindruckt. Das längere Gespräch drehte sich fast nur um Hanau, wo der spätere buddhistische Mönch mit seinen Schulkameraden eine offenbar unbeschwerte Jugend genoss. Sichtlich erschüttert habe sich der Mönch von den Zerstörungen gezeigt, von denen Hanau im Zweiten Weltkrieg betroffen war. Fotos der zerbombten Stadt aber auch aktuelle Ansichten sowie ein Stadtplan, den der Gast als Geschenke mitgebracht hatte, weckten in Nyanaponika Mahathera weitere Erinnerungen. Für beide Seiten sei dieses Gespräch sehr fruchtbar gewesen, ein Austausch, bei dem der Mönch sein immer noch detailreiches Wissen über seine Geburtsstadt offenbarte. „Erstaunt war ich allerdings, mit welchem Respekt, er, ein weit geachteter und verehrter Gelehrter, mich als Oberstudienrat behandelt hat“, sagt Eyerkaufer.

Ein Jahr später wiederholte Eyerkaufer bei einem erneuten Aufenthalt auf Sri Lanka den Besuch bei Nyanaponika Mahathera, der damals aber bereits unter schwindender Sehkraft litt. Gerne hätte der Gast ihn zu einem Besuch in der Geburtsstadt überredet, aber Nyanaponika Mahathera musste wegen seines Alters von der strapaziösen Reise Abstand nehmen. Der Kontakt zwischen Eyerkaufer und dem Buddhisten riss aber nie ab, viele Briefe gingen von Hochstadt nach Kandy und zurück.

Von Thomas Seifert