Die Boutique Hüttemann macht jetzt dicht und zieht in die Hanauer Innenstadt. repro/Foto: holger hackendahl

Hanau-Steinheim – Das Geschäftesterben in der Steinheimer Vorstadt schreitet voran. Mit der Modeboutique Hüttemann schloss in der Ortsdurchgangsstraße ein weiterer Laden. Vom einst in der Vorstadt florierenden Einzelhandel bleibt nichts mehr übrig. Die Burgapotheke mit ihrer 200-jährigen Geschichte ist das letzte Geschäft in der einst so belebten Vorstadt.

Ende Juni schloss in der Steinheimer Vorstadt 3 die Boutique von Inhaberin Wilma Hüttemann. Ihr wurde gekündigt. Ihren Laden führt sie nun in der Hanauer City weiter. „Viele meiner Kundinnen waren traurig und haben nichts unversucht gelassen, dass die Modeboutique in Steinheim erhalten bleibt“, berichtet Wilma Hüttemann.

Insgesamt hatte Hüttemann 14 Jahre mit Unterbrechung ihr Geschäft in der Vorstadt. Die Lage dort war gut: „Ein großes Schaufenster, Autos fahren vorbei, man wird gesehen“, so Hüttemann. In der Vorstadt gibt es einige leer stehende Geschäfte mit großem Schaufenster, erläutert die Geschäftsfrau. „Ich habe mehrere Vermieter angesprochen, jedoch erfolglos“, berichtet Hüttemann, dass ein Umzug vor Ort nicht zustande kam.

Eine Polsterei sowie die nur noch zweimal wöchentlich für wenige Stunden geöffnete „Stoffstub’“ sind neben der Apotheke in der Vorstadt übrig geblieben. In den vergangenen Jahren verschwanden immer mehr Geschäfte. Die von verschiedenen Inhabern betriebene Metzgerei gab 2016 auf, das Ladengeschäft ist verwaist. „Allerdings werden die Produktionsräume der Metzgerei Vogt durch einen Brötchen- und Frühstücksservice genutzt“, erläutert Holger B. Vogt.

Eine Vollkornbäckerei und der Kinderspielzeugladen Lalelu hatten bereits vor einigen Jahren dichtgemacht. Vor Jahrzehnten gab es außerdem den Schreib- und Spielzeugladen Busch oder das Café Heimer an der florierenden Geschäftsstraße.

„Die Steinheimer Vorstadt war früher eine Haupteinkaufsstraße – bis die ersten Supermärkte Ende der 60er-Jahre aufmachten“, weiß Evelyn Weber, stellvertretende Vorsitzende des Steinheimer Heimat- und Geschichtsvereins. „Früher gab es in der Straße alles, was man zur Grundversorgung gebraucht hat“, zählt Weber, die in der Vorstadt groß geworden ist, mehr als 30 Geschäfte auf. „Es war immer etwas los und die Menschen tauschten beim Einkauf Neuigkeiten aus.“

Seit ihrer Entstehung ab 1698, als Steinheimer vor der Stadtmauer bauen durften, war die Vorstadt als Durchgangsstraße prädestiniert für Geschäfte. „Mit dem Pferdefuhrwerk konnte man anfangs vor den Geschäften anhalten. Später gab es dann Autos, aber viel weniger als heute. Die Leute sind immer zum Einkaufen gelaufen. Auf der eine Seite hoch, auf der anderen runter“, so Evelyn Weber, die außer den Geschäften auf viele Wirtshäuser verweist, die es früher in der Vorstadt gab.

Ältere Steinheimer erinnern sich noch gut an die einstigen Läden, zu denen unter anderem die beiden Textiliengeschäfte Kögel und Braun, das Milchgeschäft Wohlfahrt, Elektro Wahl, Lebensmittel- und Molkereiprodukte Wöllstein, Metzgerei Vogt, Bäckerei Spahn, Haushaltswaren Gesser, ein Fotostudio, Busch Schreib- und Spielwarenladen, eine Reinigung, Metzgerei Schaffner, Café und Konditorei Heimer, das Zigarrenhaus Möller, Metzgerei und Gasthaus Reuß, der Friseurladen Muth oder der Schneider Bosch gehörten. Evelin Weber: „Der Schneider war wichtig, er hat alles genäht von Hose bis zum Mantel, die damals allesamt noch maßangefertigt wurden.“
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