Bridge Club Hanau sucht neue Mitglieder / Tag der offenen Tür geplant Der König der Kartenspiele

Die Reizung entscheidet, wie viele Stiche eine Partnerschaft machen soll. Bild: Kristina Geldt

Hanau – „Bridge ist nicht Sherry trinken, Kekse essen und über die Nachbarin schimpfen“, lacht Vera Heim, die Vorsitzende des Hanauer Bridge-Clubs. Solche Klischees möchte der Club abschütteln und mehr Menschen für das Kartenspiel begeistern. Damit dies gelingen kann, veranstaltet der Verein einen Tag der offenen Tür am Samstag, 23. September, von 15 bis 18 Uhr im Spiellokal im Tennisclub Lindenau, Rue de Conflans 6, in Großauheim.

Um potenzielle neue Mitglieder zu überzeugen, wird das Spiel vorgestellt. Zuerst wird an einem Tisch das komplizierte Reizen mithilfe des sogenannten „Mini-Bridgen“ vereinfacht erklärt. Besucher können zusehen und Fragen stellen. Dazu gibt es Kaffee und Kuchen. Der Tag der offenen Tür findet normalerweise jährlich statt, doch der Club musste, wie viele andere Vereine auch, wegen der Pandemie zwei Jahre lang aussetzen. Nach der Corona-Pause ist laut der Vorsitzenden die Mitgliederzahl des Clubs erheblich gesunken.

Während der Bridge-Club zu seinen besten Zeiten aus circa 200 Mitgliedern bestand, hat er aktuell ungefähr 90. Krankheit, Alter, Corona, Tod – Vera Heim kann viele Gründe für die sinkende Zahl nennen. Auch fehlende Zeit ist einer davon.

„Berufstätige sind zweimal gestraft: Sie müssen nach der Arbeit aufpassen, dass sie rechtzeitig zum Turnier erscheinen“, weiß auch Bernhard Mattern, Schatzmeister des Clubs, zu berichten. „Ein Turnier dauert eine Weile, was zur Folge hat, dass die Spieler spät nach Hause kommen und am nächsten Tag auf der Arbeit nicht am fittesten sind.“

Der Verzicht auf Präsenzspiele schadete dem Club am meisten. Der Deutsche Bridge-Verband führte während dieser Zeit das „Online bridgen“ ein, viele spielen jetzt nur noch im Internet. Dabei schätzt die Organisatorin und Gattin des Schatzmeisters, Barbara Mattern, den sozialen Aspekt des Kartenspiels besonders: „Gesellschaftlich ist es eine tolle Sache. Bridge ist wie eine Sprache, wenn man die kann, dann kann man auf der ganzen Welt Bridge spielen. Man braucht auch im Ausland keine andere Sprache.“ Sie erklärt, dass man durch das Spielen überall neue Kontakte knüpfen und Freunde finden kann, sei es im Urlaub in der Türkei oder beim Drei-Wochen-Aufenthalt in der Reha.

Auch Personen, die gerade alleine sind und das Bedürfnis verspüren, mal wieder unter Leute zu kommen, seien beim Bridge genau richtig, schwärmen die Mitglieder von den Vorzügen des Spiels.

Da Bridge für Neulinge und Quereinsteiger am Anfang nicht leicht zu erlenen ist, bietet der Club einen Einstieg mit dem Anfängerkurs ab Donnerstag, 28. September, an. Dieser wird von Marianne Ritter und Ludmila Dedina (Deutsche Meisterin 1989) geleitet und findet immer donnerstags von 19 bis 21 Uhr statt. Der Kurs dauert zehn Wochen, die Teilnahmegebühr beträgt 80 Euro. Vorsitzende Vera Heim betont, wie qualifiziert beide Lehrerinnen seien. Bei Interesse steht Jan-Dirk Dedina für Fragen per E-Mail an die Adresse jan-dirk.dedina[at]bridgeclub-hanau[dot]de oder unter z 0172 1000462 zur Verfügung.

Mit dem Tag der offenen Tür und dem Anfängerkursangebot startet der Bridge Club einen Neuanfang. Die Organisatoren wollen zeigen, wie unheimlich interessant und wichtig das Spiel für das Gehirn ist, sagt Organisatorin Barbara Mattern.

Doch ein Kurs allein reicht nicht aus, um ein guter Spieler zu werden, bekräftigen die Mitglieder. „Um Bridge-Spielen zu lernen, muss man die ersten zehn bis zwölf Unterrichtsstunden dranbleiben und viel üben.

Dann sitzt das irgendwann“, so Heim. Stellvertretender Vorsitzender und Sportwart Jan-Dirk Dedina fügt hinzu: „Das ist vergleichbar mit dem Autofahren. Wenn man den Führerschein hat, kann man fahren, aber ist man ein guter Fahrer? Nein, das kommt erst mit der Erfahrung.“ Denn was geübt sein muss und worauf es beim Bridge an erster Stelle ankommt, ist nicht Glück oder der Zufall.

„Wenn Sie Skat spielen oder Mau Mau und Sie haben schlechte Karten, dann haben Sie schlechte Karten. Aber beim Bridge kann man auch mit schlechten Karten ziemlich was anstellen“, ergänzt Bernhard Mattern.

Genau das steht bei Turnierspielen im Vordergrund. Beim Turnierbridge verwenden alle Tische die gleichen Karten und versuchen, das Beste daraus zu machen. Das Ziel ist, mit den gleichen Karten eine bessere Strategie im Spiel zu beweisen.

Wer gute Karten hat, ist nicht automatisch der Gewinner. Wenn der Gegner mit schlechteren Karten besser spielt, bringen auch vier Asse nicht viel. Laut den Mitgliedern stellt Bridge hohe Anforderungen an die Konzentration und die strategischen Fähigkeiten eines Spielers und bietet sich deswegen hervorragend als Leistungssport fürs Gehirn an. Sie hoffen deswegen darauf, auch Quereinsteiger aus anderen anspruchsvollen Kartenspielen locken zu können.

„Ich sage immer: Bridge ist eine Mischung aus Schach, Doppelkopf und Skat“, erklärt Dedina. „Doppelkopf wegen der Partnerschaft, Schach wegen der Überlegung, die man reinsteckt, und Skat, weil man reizen muss.“

So funktioniert das Spiel

Eine Runde Bridge dauert circa fünf bis zehn Minuten. Vier Spieler teilen sich in zwei Zweierteams auf. Gespielt wird mit einem 52-Karten-Blatt ohne Joker, jeder Spieler erhält 13 Karten. Es gibt zwei Phasen, die Reizung und das Spiel. Die Reizung erfolgt zuerst und bestimmt, wie viele Stiche jedes Team erzielen muss. Ziel ist es, möglichst viele Stiche zu machen.

Von Kristina Geldt