HA-Förderung für Spendenkampagne für Hanauer Marienkirche Start mit Bürgerbeteiligung

Wie früher: Pfarrerin Schröder begutachtet eine der nach historischem Vorbild angefertigten Gauben, die ins schiefergedeckte Kirchendach eingepasst werden sollen. Bild: jutta degen-Peters

Hanau – Es geschieht nicht alle Tage, dass eine Kirchensanierung über eine Fundraising- oder Spenden-Aktion finanziert wird, die an die spektakuläre Kampagne um die Rettung der Frankfurter Alten Oper in den 60er und 70er Jahren erinnert.

Damals retteten die Bürger das historische Bauwerk, indem sie mit 15 Millionen DM zehn Prozent der Wiederaufbaukosten aufbrachten. Bei der Initiative „100 mal 1000“, die unter der Überschrift „Marienkirche 2.0 – lebendig – vielfältig – Hanau“ steht, geht es nicht um einen Wiederaufbau, sondern um die Sanierung des Gotteshauses im Herzen Hanaus.

Doch auch in Hanau hat die Spendenaktion für Aufbruchstimmung gesorgt, wie Pfarrer i. R. Horst Rühl und Pfarrerin Kerstin Schröder erfreut berichten. Denn die Kampagne beinhalte viel mehr als das Ermöglichen der rund vier Millionen Euro teuren Restaurierung des schiefergedeckten Dachs, der Bleiglasfenster aus dem 15. Jahrhundert, von Chorraum und Fassade.

Sie soll gleichzeitig dazu beitragen, mehr Leben in die Marienkirche zu bringen, die Kirche für vielfältige interkulturelle Begegnungen zu öffnen. Mit der offiziell überreichten Spende in Höhe von 1000 Euro durch den HA startet die Spendenaktion nach den Worten von Schröder und Rühl, die als Geschäftsführerin der Stadtkirchengemeinde und als Vorsitzender des Förderkreises aktiv sind, durch.

Fast 40 000 Euro wurden als Spendenbeiträge bereits zugesagt, rund zwei Drittel von Privatpersonen, ein Drittel von Einrichtungen oder Unternehmen wie dem HANAUER ANZEIGER.

„Für den HA als drittälteste Tageszeitung Deutschlands ist es Ehrensache, sich für die älteste Kirche Hanaus einzusetzen“, betonte Redaktionsleiterin Yvonne Backhaus-Arnold bei der Übergabe des Schecks, die auf dem Platz vor der Kirche stattfand – dort, wo die Modelle für die 16 neuen Gauben zum Einbau bereitstehen. Ende November findet eine Begutachtung mit dem Landesamt für Denkmalpflege wegen der Farbgestaltung der Gauben statt.

Vor zehn Wochen hatte ein Veranstaltungsreigen in der Marienkirche die Fundraising-Aktion eingeleitet. „Wir können fröhlich sagen, dass wir seit dieser Zeit schon 80 000 der insgesamt angestrebten 500 000 Euro zusammengetragen haben“, erklärten Schröder und Rühl. Denn der Kirchenerhaltungs-Fonds, der ursprünglich zugesagt hatte, die bis Weihnachten eingegangenen Großspenden zu verdoppeln, verdoppele nun jeden eingegangenen Euro. Möglich geworden ist dies durch die Gründung des Förderkreises, über die die eingegangenen Beträge als Großspende firmieren. Auch die Stadtverordnetenversammlung hatte grünes Licht gegeben, die Sanierung mit 400 000 Euro zu fördern.

Die vielfältigen Aktionen, die jetzt in und mit dem Förderkreis geplant werden, haben laut Kerstin Schröder im Kirchenvorstand für eine euphorische Stimmung gesorgt, „die Kreise zieht“. Rund 20 Ehrenamtliche seien gewonnen worden. Sie helfen, Veranstaltungen vorzubereiten und bringen sich mit Ideen ein. Ohne sie wäre das Engagement für eine weitere Öffnung und noch mehr Vielfalt im Gotteshaus in der geplanten Form nur schwer zu bewältigen.
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